Wer mit dem Auto in die Bremer Innenstadt fahren möchte, braucht in diesen Wochen viel Geduld und starke Nerven. Die Verkehrssituation ist durch die vielen Baustellen zwischen Bahnhof und Weser angespannt. Das verärgert neben den Autofahrern vor allem die Vertreter der City-Initiative und der Handelskammer. Sie sind mit den Auswirkungen der Verkehrspolitik von Senator Joachim Lohse (Grüne) auf den Einzelhandel schon seit Monaten unglücklich.
Vor allem die Baustelle am Herdentorsteinweg lässt den Verkehrsfluss in die City stocken. Dort wird die Abbiegespur zur Straße am Wall zugunsten eines breiteren Radwegs weggebaut, außerdem werden Bushaltestellen an den Hillmannplatz verlegt. Am kommenden Montag geht dort gar nichts mehr: Der Bereich der Kreuzung Schüsselkorb/Am Wall/Herdentorsteinweg wird wegen Asphaltierungsarbeiten bis 18 Uhr voll gesperrt. Das bedeutet auch, dass das Parkhaus Mitte nicht erreichbar ist. Busse und Bahnen fahren aber.
Planung des SWB-Marathon blieb außen vor
Eigentlich hatte das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) die Vollsperrung der Kreuzung nicht für einen Wochentag geplant. Vorgesehen war, am Wochenende eine „Powerbaustelle“ einzurichten und die Arbeiten bis Sonntagabend abzuschließen. Allerdings war bei den Planungen der SWB-Marathon außen vor geblieben, dessen Strecke am Sonntag über Schüsselkorb und Herdentor führt. Weil dann dort nicht gearbeitet werden kann, verschiebt sich die Sperrung auf Montag.
Für Andreas Otto, Bereichsleiter für Verkehrs- und Innenstadt bei der Handelskammer, liegt der Fehler in der Planung beim Amt. „Die hatten den Marathon nicht auf dem Schirm. Das ist sehr bedauerlich. Wenn man solche Maßnahmen plant, sollte man auch die Termine im Blick haben.“ Vor allem für den Lieferverkehr für Karstadt und Kaufhof sieht er große Probleme.
City-Initiative befürchtet "den völligen Zusammenbruch" der Innenstadt
Beide Kaufhäuser haben ihre Laderampen am Parkhaus Mitte. Stefan Brockmann aus dem Vorstand der City-Initiative befürchtet für Montag „den völligen Zusammenbruch“ der Innenstadt. „Die Einzelhändler bekommen zwischen einem und hundert Paketen pro Tag angeliefert. Uns liegt kein Umleitungskonzept vor.“
Das bestreitet Jens Tittmann, Sprecher des Verkehrssenators. „Die Maßnahme ist mit allen abgestimmt. Wir hätten um eine Woche verschieben können, aber das stieß nicht auf den Gefallen der Einzelhändler.“ Ziel ist, dass bis zum Weihnachtsgeschäft ab Dezember der Autoverkehr wieder normal fließen soll – eine Verschiebung der „Powerbaustelle“ nach hinten hätte möglicherweise eine Verzögerung bedeutet.
Für den Lieferverkehr am Montag sieht Tittmann wenig Probleme. „Die Anfahrt über die Bürgermeister-Smidt-Straße und Obernstraße ist frei“, sagt er. Allerdings erneuert die BSAG im Bereich Bürgermeister-Smidt-Straße/Falkenstraße gerade Gleise, was für Behinderungen sorgt. Auch auf dem Osterdeich wird zwischen Tiefer und Sielwall an der Fahrbahn gearbeitet.
Ab Dienstag, 9. Oktober, gibt es die nächste Baustelle: An der Bürgermeister-Smidt-Brücke werden Fußgängerüberwege eingerichtet. Die Brücke muss erst stadtauswärts, dann stadteinwärts gesperrt werden.
Um die Baustelle Herdentor streiten Verkehrsressort und Einzelhändler schon länger. Letztere hatten wiederholt deutlich gemacht, dass sie sich die Baumaßnahme am Herdentor für das kommende Frühjahr gewünscht hätten. Das Verkehrsressort wollte parallel zur Sperrung des Walls beginnen. „Alle wichtigen Baustellen in den Oktober zu schieben, ist für uns nicht nachvollziehbar“, sagt Brockmann. Tittmann verweist auf das klare Bekenntnis der Verkehrspolitik, Bremen zu einer fahrradfreundlichen Stadt umzubauen.