Das Landesamt für Denkmalpflege hat 100 Objekte im Bremer Süden als neue Denkmäler ins Auge gefasst. Unter ihnen auch das knapp 40 Jahre alte Haake-Beck-Verwaltungshochhaus von Anheuser-Busch Inbev.
Bei denkmalgeschützten Bauten denkt man gemeinhin an richtig alte Gebäude. An historistische Bauwerke aus der Gründerzeit. Vielleicht auch noch an Häuser aus den 1920er- oder 1930er-Jahren. Aber weniger an Gebäude, die noch nicht einmal aus den frühen Nachkriegsjahren stammen. An Bauten wie das Verwaltungshochhaus von Beck‘s, heute Anheuser-Busch Inbev, das nur knapp über 40 Jahre alt ist. Und doch erfüllt es bereits jetzt alle Voraussetzungen, um in die Liste der Denkmäler aufgenommen zu werden. Vor allem wegen seiner außergewöhnlichen Innengestaltung mit einer Spirale von Großraumbüros, die sich um einen zentralen Kern windet.
Das Verwaltungshochhaus gehört zu den 100 Objekten aus dem Bremer Süden, die in die Liste der bis jetzt 1787 geschützten Kulturdenkmäler aufgenommen werden sollen. Zwei Jahre lang hat die Kulturhistorikerin Marianne Ricci im Auftrag des Landesamts für Denkmalpflege in alten Akten gewühlt und sich mit Hilfe von Heimatverbänden direkt vor Ort ein Bild gemacht. In den Stadtteilen Neustadt, Obervieland, Huchting, Häfen, Woltmershausen, Seehausen und Strom hat sie nahezu 5000 Objekte unter die Lupe genommen. Ihre Auswahl präsentierte sie am Dienstag im Amtsgebäude an der Sandstraße.

Die Hochschule Bremen.
Unter den schützenswerten Objekten befinden sich zahlreiche Bauwerke aus dem 19. Jahrhundert wie der Gasthof zur Börse an der Arster Heerstraße, die Kapelle auf dem Woltmershauser Friedhof oder der gewaltige Kohleschuppen am Gaswerk in Woltmershausen. Ebenfalls auf der Kandidatenliste: die Hochschule an der Langemarckstraße, die noch gar nicht unter Denkmalschutz steht. Insgesamt eine bunte Mischung aus öffentlichen Bauten, Geschäftshäusern, Industriebauten, Wohnhäusern, Wohnanlagen, Sakralbauten und Gartenanlagen.
„Sämtliche Objekte leisten einen ganz erheblichen Beitrag zum Erhalt der städtischen Vielfalt“, betonte Landeskonservator Georg Skalecki. Dass nun endlich auch der Bremer Süden in einem Inventarisationsprojekt systematisch erfasst wurde, begreift Skalecki als längst überfällig. Denn: „Schützenswerte Objekte gibt es nicht nur in Schwachhausen, die gibt es auch im Bremer Süden.“ Wobei die einzelnen Objekte stets bestimmte Kriterien erfüllen müssen, entweder mit Blick auf ihre Funktion, Architektur oder als Repräsentant eines bestimmten Zeitabschnitts. So wie das Gebäude einer ehemaligen Zigarrenmanufaktur am Buntentorsteinweg 29 als vielleicht letztes Zeugnis einer Epoche, als die Neustadt noch das Zentrum der Bremer Tabakverarbeitung war. Oder wie die beiden Klinkerbauten an der Obervielander Straße als ehemaliges Heim der Hitlerjugend. „Auch solche Bauten rücken als Zeugnisse des Dritten Reichs in den Fokus der Wissenschaft“, so Ricci.

Das frühere HJ-Heim.
Freilich ist die eigentliche Unterschutzstellung keine Sache, die von heute auf morgen zu bewerkstelligen wäre. Zwei Jahre setzt Skalecki an, bis das gesamte Verfahren rechtsverbindlich abgeschlossen ist. Dabei schlägt jedes einzelne Denkmal mit einer etwa achtwöchigen Bearbeitungsdauer zu Buche. Die Kosten in Höhe von 72 000 Euro haben vor allem Sponsoren und Stiftungen beigesteuert. Als nächstes Erfassungsprojekt steht Bremen-West auf dem Programm.