Warfleth. Die Nachfrage nach pflegeleichten Urnengräbern steigt. Diese Entwicklung ist zunehmend auch in ländlichen Bereichen spürbar. So werden laut Angaben der evangelischen Kirchengemeinde Warfleth nur rund 20 Prozent der Verstorbenen in der Kirchengemeinde noch in Särgen in der Erde bestattet. Vor rund einem Jahr hat der Gemeindekirchenrat deshalb die Ausweitung seines Bestattungsangebots beschlossen. Auf dem Warflether Friedhof gab es bis dahin Familien- und Einzelgräber für Erdbestattungen, Urnen-Grabstellen unter Bäumen und im hinteren Teil des Friedhofs ein Urnenfeld im Rasen. Was bisher fehlte, war eine Urnen-Gemeinschaftsanlage weiter vorn auf dem Friedhof, deren Pflege von der Kirchengemeinde übernommen wird. Eine entsprechende Fläche war vorhanden.
Der Friedhofsausschuss bereiste verschiedene Friedhöfe und sah sich Möglichkeiten an, Urnen-Grabanlagen zu gestalten. Die Kirchenältesten wünschten sich in Warfleth eine Anlage, die ins Auge fällt. Mit Firma Galabau Ibbeken aus Bernebüttel fand sich ein Unternehmen, das einen interessanten Entwurf für die gärtnerisch gestaltete Fläche unterbreitete. Ein gewichtiges Wort hatte dabei der Oberkirchenrat in Oldenburg mitzureden, der den Ideen aus Warfleth Wohlwollen entgegen brachte, wie Ingrid Kranz, Vorsitzende des Friedhofsausschusses, berichtete.
2017 machte der lange und viel zu nasse Sommer der konkreten Umsetzung allerdings einen Strich durch die Rechnung. Und auch der lange kalte Winter verzögerte die Arbeiten. Mit dem beginnenden Frühjahr ist Gärtnermeister Sebastian Ibbeken mit seinem Team jetzt aber unverzüglich zur Tat geschritten. „Die Anlage sollte einen maritimen Bezug zur Schifferkirche am Deich herstellen“, informierte er. Da bot sich die Form eines Bootes an. In seiner Mitte wird ein Eichenstamm künftig als eine Art Dalben Metallschildchen mit den Namen der Verstorbenen aufnehmen. Die wie eine große Welle gestaltete rund 40 Quadratmeter große Freifläche für die Beisetzung der Urnen wird mit Storchschnabel bepflanzt. Als Bodendecker verspricht diese Pflanze eine lange Blühdauer im Jahr, das Blau ihrer Blüten soll die Farbe des Wassers symbolisieren.
„Wir haben die Anlage so gestaltet, dass sie barrierefrei ist“, erzählt Sebastian Ibbeken. Über einen mit Holzplanken ausgelegten Pfad gelangt man ins Innere des Bootes, das an ein zerschlagenes Rettungsboot erinnert. Der Plankenpfad ahmt allerdings nur täuschend echt die Struktur von Holz nach. In Wahrheit sind es Betonsteine in Holzbohlenoptik. Dank ihrer rustikalen Oberfläche sind sie rutschsicher und versprechen laut Ibbeken eine lange Lebensdauer.
Die aus dem Boden ragenden Planken des Bootes entpuppen sich bei genauem Hinsehen ebenfalls als Betonplatten. Den Dalben, der aus der Mitte des Bootes aufragen soll, liefert die Sägerei Claus Meier aus Bernebüttel, „ein Eichenstamm aus heimischem Wald“, verrät Gärtnermeister Sebastian Ibbeken. In das Boot will die Kirchengemeinde eine Bank stellen.
Wann können die ersten Urnen in der neuen Gemeinschaftsgrabstätte beigesetzt werden? „Ich denke ab dem Sommer“, sagt Ingrid Kranz vorsichtig. Vorher müsse sich die Kirchengemeinde noch Gedanken machen, wie die Urnen künftig angeordnet werden sollen, denn sie müssen gegebenenfalls wieder gefunden werden. Die Liegezeit der Aschegefäße soll übliche 30 Jahre betragen.