Der schwarze Adler auf dem Logo an der Fassade der Station der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) am Rabenfeld hat ein weißes Loch im Bauch. Schwarze Farbe blättert dort ab. Es tropft durch die Decke des Gebäudes – das Dach ist baufällig. Für die größte freiwillige Wasserrettungsorganisation der Welt ist der Zustand in der Nordbremer Station katastrophal. Seit längerer Zeit müssten an dem Haus des DLRG-Bezirksverbandes Bremen-Nord grundlegende Arbeiten verrichtet werden.
Bei einem Rundgang durch die Anlage weist Philipp Postulka, DLRG-Pressesprecher für Bremen-Nord, auf die großen, im Vordergrund stehenden Sanierungsarbeiten, aber auch auf kleinere Dinge hin, die dringend erneuert werden müssten. „Selbst im Garten müsste etwas getan werden“, sagt der Jurastudent, der sich wie viele andere Ehrenamtliche unentgeltlich im Bezirksverband Bremen-Nord des Vereins einbringt.
Bezirksleiter Heye Walter stellt die Arbeiten und Investitionen heraus, die am dringendsten erledigt werden müssen: Eine Sanierung des Dachs, bei dem schon Wasser durchsickere, sei in nächster Zeit unvermeidbar. „Sonst werden wir hier ganz einfach nass“, bringt Walter es auf den Punkt. Doch die Finanzierung dieser Umbaumaßnahme bereitet dem Bezirksleiter Kopfzerbrechen. „Wir können für das Dach mit Kosten von 60 000 bis 70 000 Euro rechnen“, überschlägt Walters Stellvertreter Jan Hashagen. Das Bootshallendach des angrenzenden Nebengebäudes habe man eigenständig saniert, fährt Hashagen fort.
Die zweite notwendige Investition betrifft den Fuhrpark der DLRG. Laut Hashagen habe man den Gerätewagen Wasserrettung „noch gerade so durch den TÜV bekommen“. Philipp Postulka zeigt, dass im Inneren des Fahrzeugs nicht nur das Armaturenbrett reparaturbedürftig aussieht. Eine Neuanschaffung würde – je nach noch verwertbarem Material – 70 000 bis 80 000 Euro kosten, schätzt er. „Und das zweite Fahrzeug ist auch innerhalb der nächsten fünf Jahre fällig“, so Postulka. Problembereich Nummer drei sind die Funkgeräte. „Wir haben diesbezüglich das absolute Minimum. Würden wird alle Fahrzeuge mit Digitalfunk ausrüsten, müsste man zwischen 5000 und 10 000 Euro einkalkulieren“, rechnet Heye Walter.
Am Außenbereich der Wache und auch in den Räumlichkeiten arbeiten die Ehrenamtlichen regelmäßig, doch für die großen Dinge fehlt es an finanziellen Mitteln. Freuen können sich die DLRG-Vertreter über finanzielle Unterstützung der Ortsämter, beispielsweise gab es Geld für die Erneuerung der Heizungsanlage und die Sanierung von Glasbausteinen in der Hauswand. „Allein durch die jährliche Beitragssumme von zirka 12 000 Euro können wir aber nicht alles stemmen“, sagt Walter. Immer wieder sei man außerdem gezwungen, Geld auszugeben, erläutert er. So benötigte beispielsweise der Unterrichtsraum für die Erste-Hilfe-Ausbildung nach neuen Regularien einen anderen Fußbodenbelag.
Der Nordbremer Bezirksverband leistet viel Jugendarbeit – trotzdem sinken die Mitgliederzahlen. Diese schwanken zwischen 900 und 950 Mitgliedern. „Die Hemmschwelle vom Like für unsere Facebook-Seite bis zum Mitgliedsantrag ist leider groß“, berichtet Pressewart Philipp Postulka. Trotzdem bewege kein anderer Verein in Bremen-Nord so viele Ehrenamtliche. Rund 100 Freiwillige engagieren sich gegenwärtig in der Ausbildung Wasserrettung und Tauchen sowie im Vorstand. „Am Wochenende haben wir aber höchstens zehn bis 15 Personen auf Abruf“, erzählt Postulka. Da wundert es, dass die DLRG im öffentlichen Ansehen scheinbar etwas untergeht. In diesem Jahr hatte der in der Wache am Rabenfeld beheimatete Taucheinsatzzug immerhin schon sechs Einsätze.
Im Jahr 1963 war der inzwischen verstorbene Arzt Karl-Heinz Männche nach Bremen gezogen und verantwortete in den Folgejahren den Aufbau des Taucheinsatzzuges Nord. Die Station am Rabenfeld wurde im August 1982 vom späteren Bürgermeister Henning Scherf eingeweiht – für den Innenausbau war die DLRG selbst verantwortlich. Viel wurde in Eigenarbeit geleistet. „Das alles geht nur mit motivierten Ehrenamtlichen – und davon kann man nie genug haben“, sagt Philipp Postulka, der trotz seines Jurastudiums regelmäßig für die DLRG im Einsatz ist.
In einem Sommer zählte die DLRG insgesamt rund 2500 Wachstunden, die alle unentgeltlich geleistet wurden. Wenn man vom Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde ausgehen würde, stelle dies Einsparungen in großer Höhe dar, die von der DLRG übernommen werde, betont Heye Walter. „Wir können nur an die Allgemeinheit appellieren, sich zu beteiligen, denn unsere Aufgaben sind gemeinnützig“, stellt der Bezirksleiter abschließend fest.
Die Geschäftsstelle der DLRG Bremen-Nord, Am Rabenfeld 2, ist über die Telefonnummer 04 21 / 66 61 69 sowie online über die Internetadresse www.bremen-nord.dlrg.de für Interessierte zu erreichen. Die Mitglieder des DLRG-Bezirksverbands freuen sich außerdem über jede Unterstützung.
DLRG-Taucheinsatzzug Bremen-Nord
◼ Der DLRG Bezirksverband Bremen-Nord wurde im Jahr 1932 als eigener Bezirk durch den Hauptvorstand der DLRG in Berlin anerkannt. Im Jahre 1963 zog der Arzt Karl-Heinz Männche von Gießen nach Bremen-Nord und war in den Folgejahren für den Aufbau des Taucheinsatzzuges Nord verantwortlich.
Durch Vandalismus wurde die ehemalige Blumenthaler DLRG-Wache an der Bahrsplate zerstört und danach aufgegeben. Im Jahr 1980 entstand in Eigenarbeit die Fahrzeug- und Bootshalle in der Straße Am Rabenfeld, bevor dort der Grundstein für die heutige Station des Taucheinsatzzuges Bremen-Nord als hochwassergeschütztes Gebäude zwei Jahre später durch Henning Scherf gelegt wurde.
Der Bezirksverband Bremen-Nord zählt rund 900 Mitglieder, von denen sich rund 100 Ehrenamtliche in der Ausbildung Wasserrettung und Tauchen sowie im Vorstand engagieren.
Hauptaufgabe des Taucheinsatzzuges ist die Erhöhung der Sicherheit am und im Wasser. Die Taucher sind für den Katastrophenschutz und die Gefahrenabwehr im Einsatz.
MP