Bremen-Nord. Die Wunschliste für das Integrierte Struktur- und Entwicklungskonzeptes (Isek) des Senats ist lang. Und jeder der drei Beiräte im Bremer Norden hat den Senat inzwischen aufgefordert, nun „Butter bei die Fische zu tun“. Sprich: Man erwartet einen finanzierten Maßnahmenplan mit einer Prioritätenliste. Der Senatsbeauftragte Martin Prange soll nachliefern.
Allein der Burglesumer Beirat hat 21 Extrapunkte aufgelistet und mit dem Thema Freiraumgestaltung und Naherholung sogar ein ganzes neues Thema angestoßen. Beiratssprecher Martin Hornhues (CDU): „Wir haben hier viele grüne Bereiche, die man für die Naherholung weiterentwickeln muss. Ich spreche da für uns über Pellens Park, Knoops Park, das Ruschdahlmoor, den Grünzug Ihletal, den Friedehorstpark und die Burggrambker Seen.“ Das Thema Grünentwicklung habe ihm im Isek komplett gefehlt.
Hornhues erwartet nun von Prange und dem Rathaus, die 21 neuen Punkte in den Text einzupflegen und gleich darauf mit einer Zeitachse für die Umsetzung zu versehen: „Es hieß zwischendrin, dass man bei uns mit zehn Projekten anfangen will. Wir sagen: Gut, aber verlieren wir die anderen Dinge nicht aus dem Auge.“
Ein Auszug aus den Nachforderungen: Unter dem Stichwort „Wohnen“ fordert der Beirat eine Absicherung von Marßel als Win-Gebiet. Und man will Förderinstrumente wie Win (Wohnen in Nachbarschaften) auch für das Alwin-Lonke-Quartier und das Wohnquartier „Auf dem Halm“. Der Beirat hätte gerne ein zentrumsnahes Wohngebiet „Am Rastplatz“ und stellt dafür auch das kleine Gewerbegebiet dort infrage. Außerdem wird schnelles Baurecht für kleine Brachen gefordert – für eine bessere Innenentwicklung.
Beim Thema Bildung geht es den Burglesumern um die Zusammenlegung der Oberschule Lesum am Standort Steinkamp, eine schnelle Gründung der neuen Grundschule Heisterbusch, notfalls auch mit Mobilbauten, sowie die Einführung von Ganztagsangeboten an allen Grundschulen – inklusive Mensabauten. Und der Beirat wünscht sich eine neue Schulturnhalle für die Grambker Grundschule.
Wohngebiet ohne Busanbindung
Zum Spiegelstrich Verkehr sind die wichtigsten regionalen Forderungen die eines S-Bahn-Haltepunktes in Burg-Grambke, Lärmschutzwände an der Grönlandstraße und eine Aufwertung des Heerstraßenzuges. Die Entwicklung des Bremer Industrieparks in einem sechsten Bauabschnitt taucht bei den Burglesumer Forderungen auch auf. Dies ist mit einem Anliegen verbunden, das in allen Beiräten im Bremer Norden angesprochen worden ist: die zügige Fertigstellung der A 281 mit dem Wesertunnel. Der steht so auch als eine zentrale Forderung schon in Pranges Grundversion des Isek.
Weiter zum Mittelzentrum Vegesack. Dessen Beiratssprecher Jürgen Hartwig sieht die Gewerbeflächenentwicklung für Bremen-Nord besonders kritisch und fordert die Wirtschaftsförderung auf, mit Maßnahmen aktiv zu werden. „Wir treten hier auf der Stelle, was nicht gut ist.“ Gar kein gutes Haar lässt Hartwig am in die Jahre gekommenen Zentren- und Nahversorgungskonzept: „Das muss aus der lähmenden Umklammerung der Bürokraten befreit werden.“
Als absurd bezeichnet er den Umstand, dass in Aumund ein großes neues Wohngebiet entsteht und die BSAG die Aumunder Wiesen und das ganze Gebiet praktisch vom Streckennetz abhängt. Beim Thema Bauen ist der Vegesacker Beirat in seiner Forderungsliste nah beim Beirat Burglesum: Es wird festgestellt, dass die Ausstattung des Bauamtes Bremen-Nord es offenbar nicht zulässt, Flächen von einer Größenordnung bis zu 3500 Quadratmeter vorzubereiten. Hartwig will an der Stelle ein digitalisiertes Bauamt mit schlanken Verfahren bei gleichzeitig mehr Mitarbeitern.
Vegesacks Beirat reklamiert am Isek, dass Hinweise auf die zukünftige Nutzung des Areals der Steingut und Perspektiven für den benachbarten Science-Park inklusive Blauem Dorf fehlen. Ein neuer Bahnhofsplatz und ein Konzept für den Hochwasserschutz bis zum Lesumsperrwerk werden von den Vegesackern ebenfalls ins Konzept hinein diktiert. An einer Stelle wird das Papier inhaltlich angekratzt: Wenn von einem großen neuen Berufsschul-Campus auf dem ehemaligen BWK-Gelände die Rede ist, fragen die Vegesacker nach der Zukunft ihres Berufsschulstandortes an der Kerschensteiner Straße.
An dieser Stelle ist Blumenthals Ortsamtsleiter Peter Nowack (SPD) sehr eindeutig: „Wir beschweren uns auch nicht darüber, dass jeden Tag mehr als einhundert Schüler von Blumenthal zum Gymnasium Vegesack fahren.“ Das müsse auch umgekehrt gehen, zumal, wenn man den Takt der S-Bahn durch ein weiteres Gleis heraufsetzen könne und der Weg nach Blumenthal so deutlich leichter fallen werde.
Nowack stellt klar: „Wir akzeptieren inzwischen in Blumenthal im Konsens ein großes Gymnasium für den gesamten Bremer Norden in Vegesack. Da hatte es hier seitens der CDU auch andere Forderungen nach einem eigenen Gymnasium gegeben.“ Die alte Berufsschule in Vegesack könne doch diesem zentralen Gymnasium als Erweiterungsbau dienen, wenn der Campus in Blumenthal komme. Thema ein Gleis mehr für den besseren Takt: Für die Gleisarbeiten stelle der Bund möglicherweise sogar die komplette Finanzierung aus Regionalisierungsmitteln, hat sich Nowack schon schlau gemacht. Er spricht aber nicht mehr von einem Neubau eines Vegesacker Bahnhofs.
Weitere Isek-Änderungen aus Blumenthal: Die zukünftige Nutzung des Tanklagers Farge nimmt nun mehr Raum ein – eine gewerbliche Nutzung dort ist demnach noch lange nicht vom Tisch. Auch die Ideen für eine Batteriefabrik oder ein Speicherkraftwerk in den alten unterirdischen Tanks haben es, zumindest in Klammern, wieder in den Text geschafft.
Neu in den Anmerkungen des Beirates sind die Forderungen nach einem Schiffsanleger und einem Erweiterungsbau für das Besucherzentrum des Denkortes Bunker Valentin. Neu ist auch die Idee für einen Bestattungs-Friedwald auf dem Tanklager-Gelände. In ihren Ergänzungen pocht die CDU auf eine schnelle neue Nutzung des alten Blumenthaler Rathauses – auch durch das neue Polizeirevier. Auch hier kommt die Forderung nach Greifbarem. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans-Gerd Thormeier: „Ohne konkrete Planung mit festgelegten Meilensteinen bleibt das Isek eine unverbindliche Ideensammlung.“