Am Montag wurden die Pläne für den Jacobs-Hof in der Architektenkammer vorgestellt. Im Anschluss an die Präsentation stimmte der Beirat Mitte dem Bebauungsplan einstimmig zu.
Neue Maßstäbe für die Innenstadt setzen. Nichts weniger haben sich die Bauherren vorgenommen. Damit das gelingen kann, muss eine rechtliche Grundlage geschaffen und ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden. Über das Bauprojekt „Jacobs-Hof“ informierten am Montagabend Jean Jacques de Chapeaurouge von der Hanseatischen Projektentwicklung sowie der Architekt Christian Felgendreher und die Stadtplaner Angela Weiskopf aus der Baubehörde und Christian Evers von Evers & Küssner Anwohner und Beiratsmitglieder in der Architektenkammer. Im Anschluss an die Präsentation und Fragerunde stimmte der Beirat Mitte dem Bebauungsplan einstimmig zu. Im Bauausschuss des Beirats wurde ein Beschluss bereits vorformuliert.
„Die Bürger prägen eine Stadt und müssen auch was für die Stadt tun“, sagte Jean Jacques de Chapeaurouge bei der Sitzung. Die Kaffee-Dynastie Jacobs wolle vorangehen, und als Bürger dieser Stadt mit einer privaten Initiative die City ein Stück weit aufwerten, in der Hoffnung, dass andere nachziehen. Damit solle der Kern der Stadt wiederbelebt werden. „Der Kern ist der Wiedererkennungswert. Da entsteht die bremische Identität“, sagte der Projektentwickler.
Das Haus in der Obernstraße 20 ist der Jacobs-Stammsitz. Dieses und das Nachbarhaus sollen abgerissen und an ihrer Stelle ein zusammenhängendes neues Haus gebaut werden. Durch große Fenster soll sich von der Obernstraße aus ein Blick auf die dahinterliegende historische Stadtwaage ergeben.
Neben dem Haus führt heute eine steile Treppe in die Große Waagestraße hinunter. Diese Verbindung soll deutlich großzügiger ausgebildet werden, erklärte Architekt Christian Felgendreher, der einen Architekturwettbewerb zu diesem Projekt gewonnen hat. Parallel zur Außentreppe soll sich die Treppe auch im Haus hinter großen Fensterscheiben fortsetzen, was noch mehr Großzügigkeit bringen soll.
Am Fuß der Außentreppe öffnet sich der Jacobs-Hof, ein Platz, auf dem Außengastronomie für mehr Belebung der Stadt sorgen soll. Heute stehen dort vor allem Autos und Mülltonnen. Künftig sollen es Tische und Stühle sein. Im Erdgeschoss auf der Rückseite eines der Häuser, die mit der Front zur Obernstraße zeigen, wäre ein kleiner Raum, beispielsweise für eine Eisdiele. In die Stadtwaage soll ein Restaurant einziehen, das einen Hinterausgang bekommen soll.
In Absprache mit Bremens Denkmalpfleger Georg Skalecki, Leiter des Landesamts für Denkmalpflege, soll die Rückfront der denkmalgeschützten Stadtwaage geöffnet werden. Dadurch soll das Restaurant auf dem Platz zwischen Stadtwaage und Obernstraßen-Bebauung Außenplätze bekommen, und auch zur Langenstraße hin ist eine Außenbestuhlung vorgesehen.
Abriss nach Weihnachten
„Die Kleine und Große Waagestraße sind bereits heute als Fußgängerzone gewidmet“, sagte Stadtplanerin Angela Weiskopf aus dem Bauressort. Dabei soll es bleiben. Liefer-, Ver- und Entsorgungsverkehr und natürlich Rettungsfahrzeuge sollen durchkommen. Mit Anliegern, die die Straßen als Zufahrt für ihre Parkplätze nutzen oder direkt auf dem Platz Autos stehen haben, führe man Gespräche, sagte Jean Jacques de Chapeaurouge. Der Platz soll auch nach den Bauarbeiten wieder mit Kopfsteinpflaster ausgelegt sein. Die Kosten dafür übernimmt der Bauherr, hieß es bei der Sitzung.
An der Rückseite der Stadtwaage steht ein alter Brunnen, der auch bleiben soll. Die Beiratsmitglieder äußerten den Wunsch, doch einen Trinkwasserbrunnen zu installieren.
Der vorhabenbezogene Bebauungsplan erstreckt sich über die Obernstraße 18 und 20, die Kleine und Große Waagestraße in ganzer Länge sowie die Langenstraße 13, sprich die Stadtwaage, insgesamt ein Gebiet von 1300 Quadratmetern. „Wir sind noch in einem frühen Teil des Verfahrens“, sagte Angela Weiskopf. Derzeit werden Stellungnahmen eingeholt, die anschließend ausgewertet werden, bevor voraussichtlich im Spätsommer der Entwurf des Bebauungsplans öffentlich ausgelegt wird. Der Bauherr hofft, bis Ende des Jahres Baurecht zu haben, sagte Jean Jacques de Chapeaurouge. Nach dem Weihnachtsgeschäft soll mit dem Abriss der beiden Häuser an der Obernstraße begonnen werden. Vor dem nächsten Weihnachtsgeschäft soll der Neubau stehen.
Die Pläne ernteten viele positive Reaktionen. „Wir freuen uns darauf“, sagte Ortsamtsleiterin Hellena Harttung. Zu Plänen für das Kontorhaus am Markt wollte Jean Jacques de Chapeaurouge nichts Konkretes sagen. Wenn Jacobs das Haus entwickele, dann vermutlich im selben Zeitrahmen, wie den Jacobs-Hof.