Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Boom bei Booten Der Run auf die Bootsführerscheine

Die Menschen zieht es hinaus aufs Wasser, während Corona erst recht: Der Markt für Boote ist leer, Liegeplätze sind ausgebucht und bei Führerscheinen gibt es Wartezeiten, auch in Bremer Bootsfahrschulen.
25.07.2021, 08:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Der Run auf die Bootsführerscheine
Von Marc Hagedorn

Am Vormittag zu Hause, das gibt Nicole Meyer zu, habe sie noch ein flaues Gefühl in der Magengegend gehabt. Dabei hatte sie sich für den Tag etwas eigentlich sehr Schönes vorgenommen, nämlich ein Motorboot auszuleihen und dann zusammen mit Mann und Tochter auf die Weser rauszufahren. Zum ersten Mal in ihrem Leben als Skipperin. Den Sportbootführerschein für Binnen- und Seeschifffahrtsstraßen hat Nicole Meyer vor Kurzem gemacht. Jetzt kommt sie von ihrer Premierenfahrt in die Marina zurück. Sie sei stolz und glücklich, sagt sie. „Es war aufregend, hat aber auch Mega-Spaß gemacht.“

Auf der Weser ist es an diesem Tag mitten in der Woche vergleichsweise ruhig. An Wochenenden sieht das ganz anders aus. Führerschein-Neuling Nicole Meyer ist froh, dass diesmal keine Wasserski- und Wakeboardfahrer an der Hafenausfahrt unterwegs waren, dass ihr nicht so viele Binnenschiffe und Motorjachten begegnet sind. Sie muss erst noch Erfahrungen sammeln. Der Außenborder ihres Leihbootes hat immerhin 60 PS. Routine im Umgang damit holt man sich nur draußen auf dem Wasser. Zwar gehört zur Führerscheinprüfung neben der Theorie auch ein Praxisteil, aber der fällt überschaubar aus. Zwei Stunden seien es bei ihr in der Bootsfahrschule gewesen, sagt sie, den theoretischen Teil habe sie online gemacht. Wegen Corona hatte sie länger auf den Abschluss warten müssen, monatelang waren die Prüfungen ausgesetzt.

Lesen Sie auch

Der Bootsführerschein war ein Geburtstagsgeschenk der Familie. Der Sohn hatte im ersten Corona-Jahr die Prüfung abgelegt und sei total begeistert. Nun also auch die Mama. Bootsführerscheine liegen im Trend. Zwar gibt es noch keine aktuellen Zahlen aus den Landesverbänden, aber der Deutsche Seglerverband bestätigt, dass ein „Aufwärtstrend bei der Nachfrage“ spürbar sei.

Das bestätigt Klaus Schlösser. Ihm gehört eine der größten Sportboot- und Segelschulen in Bremen. Ab September habe er wieder Termine frei, sagt er, das aber auch nur, weil er und sein Team erstmals im Juli und August durcharbeiteten, sonst ist um diese Zeit Pause beziehungsweise nur ein sehr eingeschränkter Betrieb. „Aber auch, wer etwas langfristiger plant, sollte sich jetzt schon um Termine kümmern“, sagt Schlösser. Die ersten Kunden haben für Oktober und November schon gebucht.“

Mehr Führerscheininhaber und mehr Boote bedeuten mehr Verkehr auf den Gewässern. Für die 50 Beamten der Bremer Wasserschutzpolizei heißt das mehr Arbeit. Gerade an den Wochenenden in den Sommermonaten seien verstärkte Kontrollen notwendig, teilt die Polizei mit. „Wir beobachten, dass es die Menschen seit der Pandemie vermehrt auf und ans Wasser zieht.“

Für diese Saison stellt die Polizei den Kapitänen bislang ein gutes Zeugnis aus. 88 Sportboote wurden kontrolliert, in keinem einzigen Fall sei eine Fahrt unter Alkohol oder Drogeneinfluss festgestellt worden. Wenn sich alle an die Regeln halten, macht es das Miteinander auf dem Wasser leichter, gerade für Anfänger.
Für Familie Meyer steht fest, dass der ersten Fahrt mit dem Motorboot weitere folgen werden. „Im Urlaub groß wegfahren, ist nicht“, sagt Nicole Meyer, „deshalb fahren wir jetzt Boot.“

Zur Sache

Schein oder nicht Schein

Sportbootführerschein, Sportküstenschifferschein, Sportseeschifferschein, Sporthochseeschifferschein: Gar nicht so leicht, den Überblick über die verschiedenen Führerscheine zu behalten, zumal man auch Motorboote ohne Führerschein fahren darf. Das gilt allerdings nur für Motoren bis 15 PS, außerdem muss der Fahrzeugführer 16 Jahre alt sein. Für die einzelnen Führerscheine steigen die Voraussetzungen zum Erwerb je nach Anspruch und Umfang.

Der Sportbootführerschein (SBF) ist vorgeschrieben für Boote, die bis zu 20 Meter lang sind und mehr als 15 PS haben (auf dem Rhein bis zu 15 Meter und über fünf PS). Es gibt den SBF für Binnenschifffahrtsstraßen (Flüsse, Kanäle, Binnenseen) und für Seeschifffahrtsstraßen (bis drei Seemeilen Entfernung).

Der Sportküstenschifferschein (SKS) ist der amtliche Führerschein zum Führen von Jachten mit Antriebsmaschine und unter Segel in Küstengewässern, also alle Meere bis zwölf Seemeilen Abstand von der Festlandküste.

Der Sportseeschifferschein (SSS) erlaubt das Führen von Jachten mit Antriebsmaschine und unter Segel in küstennahen Seegewässern (alle Meere bis 30 Seemeilen sowie Ost- und Nordsee, Englischer Kanal, Bristolkanal, Irische und Schottische See, Mittelmeer und Schwarzes Meer).

Der Sporthochseeschifferschein (SHS) ist der amtliche Führerschein zum Führen von Jachten mit Motor und unter Segel in der weltweiten Fahrt, also auf allen Meeren.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)