Man muss nicht lange suchen, um in Bremen Menschen zu finden, die mit überfüllten Altkleidercontainern in ihrer Nachbarschaft unzufrieden sind. „Vor ein paar Wochen sind wir mehrere Container abgefahren und alle waren überfüllt. Am Ende haben wir das Zeug zwei Wochen spazieren gefahren und ich war kurz davor, es im Restmüll zu entsorgen“, schreibt eine Leserin auf eine entsprechende Suchanfrage bei Facebook. Quer durch die ganze Stadt werden Containerplätze genannt und Fotos geschickt, vor denen sich regelmäßig ausrangierte Kleidung stapelt. Immer häufiger ist auch Hausmüll darunter.
Seit Jahren ist die illegale Müllentsorgung rund um die Containerplätze ein Problem. Zuständig für die Recycling-Stationen in der Stadt sowie für die 267 öffentlichen Containerplätze für die Entsorgung von Glas, kleinen Elektrogeräten und Textilien ist die Bremer Stadtreinigung (DBS). „Wir registrieren trotz aller Maßnahmen, Reinigungen und Hinweisen auf die vielen legalen Entsorgungsangebote, dass die illegalen Ablagerungen auf den Containerplätzen tendenziell steigen“, sagt Torben Kapp, Sprecher der Stadtreinigung.
Die Corona-Pandemie habe die Situation noch verschärft. „Es findet mehr Missbrauch der Entsorgungssysteme statt, die Container werden häufig falsch befüllt und Abfälle einfach an den Plätzen oder im gesamten Stadtgebiet abgelagert“, sagt Kapp. Im Bereich Alttextilien werde der Effekt durch die so genannte Fast-Fashion begünstigt. Bedeutet: Billige Kleidung wird häufig nach nur ein paar Mal tragen wieder ausrangiert.
In den vergangenen Monaten hatte die Stadtreinigung verschiedene Maßnahmen angekündigt, um die Situation an den besonders kritischen Plätzen zu verbessern. Erste Veränderungen habe es bereits gegeben. So seien an 35 Standorten mehrsprachige Schilder aufgestellt und an zehn Standorten die Umzäunung erneuert worden. Die Stadt versucht dadurch unter anderem, mögliche Lücken zwischen Behältern und Umzäunung zu schließen. „Diese werden erfahrungsgemäß leider häufig für Ablagerungen genutzt“, sagt Kapp. Eine weitere Neuerung sei zudem die Umstellung von einem statischen auf einen dynamischen Reinigungsplan. Die Plätze sollen so bedarfsgerecht gereinigt werden, sodass die Mitarbeiter der Stadtreinigung ihre Gebiete besser im Blick behalten können.
Zu den Hotspots der Stadt zählt unter anderem der Containerplatz an der Thedinghauser Straße. Er wurde bereits umgebaut – und zumindest am Donnerstag machte der Platz einen aufgeräumten Eindruck. Spricht man mit Anwohnern, fällt das Urteil auf die Umgestaltung jedoch gemischt aus. Einige haben den Eindruck, die Situation habe sich dadurch leicht verbessert, andere halten Schilder und Zäune nicht für die richtigen Maßnahmen, um Müllsünder fernzuhalten. Welchen Effekt sie tatsächlich haben, ließe sich derzeit noch schwer beurteilen, so die Stadtreinigung. „Es werden leider weiterhin häufig Abfälle abgelagert, aber in vielen Fällen nicht mehr so ungeniert“, sagt Torben Kapp. „Dies ist eher ein Marathon als ein Sprint und für jede Ablagerung, die wir damit verhindern können, hat es sich gelohnt.“
Wie oft die Containerplätze geleert werden, hänge ganz vom Standort ab. So gebe es Plätze, an denen die Mitarbeiter sechsmal in der Woche reinigen müssen, etwa Am Dobben, Ratzeburger Straße, am Osterdeich oder Kirchweg. Walle und die Neustadt sind laut DBS die am stärksten betroffenen Stadtteile. Nachdem es vor zwei Jahren Probleme mit der Firma Bre-Ent gegeben hatte, die von der Stadtreinigung mit der Entsorgung der Altkleider betraut war, ist mittlerweile die Abfalllogistik Bremen für die Leerung der Textilcontainer und die Reinigung der Plätze zuständig. Die gesammelten Textilien gehen von dort aus weiter in eine Textilverwertungsanlage. Die Leerung der Glascontainer erfolgt durch Nehlsen. Die Container für kleine Elektrogeräte werden durch die DBS geleert.
Dass es noch längst nicht an allen Standorten Veränderungen gibt, wird in der Togostraße in Oslebshausen deutlich. Dort ärgert sich Anwohnerin Sabrina Kulczycki seit Monaten über Berge von Altkleidern, die immer wieder vor anstatt in den dazugehörigen Containern landen. Doch eine andere Sache sorgt sie noch mehr: Unter den Containern haben sich Ratten breit gemacht, die sich besonders morgens und abends aus ihren Nestern trauen würden, sagt sie. „Das ist doch kein Zustand." Dass die Schädlinge dort ihr Unwesen treiben, bestätigen auch Handwerker, die in unmittelbarer Nähe ihrer Arbeit nachgehen.
Bereits im April habe sie an die zuständige Adresse beim Gesundheitsamt eine E-Mail geschrieben, zeigt Kulczycki auf dem Handy. Nachdem sich ein Mitarbeiter nach dem exakten Standort erkundigt habe, sei nichts passiert. Für die 34-Jährige sei der Containerplatz ein Schandfleck, der den Ruf des Ortsteils weiter schädigen würden. Wegen der Ratten habe sie zudem Angst um ihre Hunde, mit denen sie dort beim Spazieren vorbeigeht.
Für die Verbesserung der Altkleider-Situation wünscht sich Kulczycki mehr Kontrolle, etwa durch Videoüberwachung. „Ich mache der Stadt nur bedingt einen Vorwurf, da ja regelmäßig geleert wird, aber sie einfach nicht hinterher kommen“, sagt sie. Der Vorschlag, die Stellen per Video überwachen zu lassen, kommt immer wieder, wenn man sich mit Anwohnern unterhält – nicht nur an diesem Containerplatz. Doch so einfach ist das nicht, erklärt Torben Kapp. „Da es sich um öffentlichen Grund handelt, sind die rechtlichen Hürden sehr hoch“, sagt er.