Die Lage in den Krankenhäusern wird insbesondere im Osten und Süden der Republik immer kritischer. Im bayrischen Landkreis Deggendorf stehen die Kliniken "am Rande des Zusammenbruchs", warnte der Ärztliche Direktor des Donau-Isar-Klinikums in Deggendorf, Stefan Rath, am Dienstag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Nicht-Corona-Patienten wird laut dem Bericht empfohlen, sich für andere stationäre Behandlungen ein Bett in Norddeutschland zu suchen. Wie ist die aktuelle Lage in Bremen – müssen sich die Kliniken nun auf die Aufnahme von Corona- und Nicht-Corona-Patienten aus anderen Ländern vorbereiten?
"Auch wenn die Situation in Bremen sicher noch nicht so dramatisch ist wie in anderen Bundesländern, ist die Lage dennoch angespannt. Dabei sind es vor allem die intensivpflichtigen Covid-Patienten, die uns Probleme bereiten – nicht so sehr die 'normalen' stationär aufgenommenen Patienten mit einer Corona-Infektion", sagt Karen Matiszick, Sprecherin des Klinikverbunds Gesundheit Nord.
Die Belastung auf den Intensivstationen sei enorm. Dass sich Nicht-Corona-Patienten etwa aus Bayern wegen einer Hüftgelenk-OP nach einem Klinikbett im Norden erkundigten, sei schon aus logistischen Gründen nicht realistisch. "Dazu kommt: Wir wissen nicht, wie sich die Corona-Lage in den kommenden Wochen entwickelt, wir stehen erst am Anfang des Winters", so die Sprecherin. "Wir sehen die Lage mit großer Sorge. Zumal die schwer kranken Covid-Patienten oft sehr, sehr lange im Krankenhaus liegen. Hinzu kommt, dass auch andere intensivpflichtige Patienten dort behandelt werden müssen."
Lage auf Bremer Intensivstationen angespannt
Auch der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Lukas Fuhrmann, bezeichnet die Lage auf den Intensivstationen als "angespannt". Noch gebe es keine Anweisung an die Kliniken, planbare Eingriffe zu verschieben und Betten freizuhalten. "Das liegt aber im Bereich des Möglichen", so Fuhrmann. Verlegungen von Covid-Patienten aus Krisenregionen habe es aktuell noch nicht gegeben. Anfragen im Sinne eines Vortastens seien vor Kurzem jedoch bei der Behörde aus Baden-Württemberg sowie der Slowakei eingegangen. "Dabei ist es zunächst geblieben", so Fuhrmann. Im Land Bremen wurde am Dienstag der Anteil der freien Betten an der Gesamtzahl der Intensivbetten im bundesweiten Divi-Intensivregister mit knapp sieben Prozent angegeben.
Bei Überlastungen können die Krankenhäuser in Deutschland Covid-Patienten nach dem sogenannten Kleeblatt-Prinzip verlegen: Bremen gehört mit Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zum Kleeblatt-Nord. Innerhalb des jeweiligen Kleeblatts können demnach zunächst Patienten verlegt werden – die einzelnen Kleeblätter können außerdem einander helfen, wenn eines die Belastungsgrenze erreicht hat. Neben dem Kleeblatt-Nord gibt es die Kleeblätter Süd (Bayern), Südwest (Baden-Württemberg, Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen), West (Nordrhein-Westfalen) und Ost (Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin).