Es fuhr keine Straßenbahn der BSAG, auf den Bahnsteigen des Bremer Hauptbahnhofs herrschte gähnende Leere – die Folgen des gemeinsamen Warnstreiks von Verdi und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) waren am Montag nicht zu übersehen. In Bremen waren das Personal des Flughafens, des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), der Autobahngesellschaft, des Hafens sowie der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung zum Streik aufgerufen. So startete oder landete auch kein Flugzeug am Bremer Flughafen. „Alle 44 Flüge sind ausgefallen“, sagte Andrea Hartmann, Sprecherin von Bremen Airport.
Laut Verdi-Gewerkschaftssekretär Nils Wolpmann schlossen sich 2000 Menschen den zwei Demonstrationszügen an. Einschneidende Auswirkungen auf den Straßenverkehr in der Hansestadt blieben laut Verkehrsmanagementzentrale (VMZ) allerdings trotz der Ausfälle von Bahnen und Bussen aus. Es sei kein ganz normaler Montag, aber auch kein auffälliger gewesen, sagte ein VMZ-Sprecher.
Mit wenig Einschränkungen lief der Betrieb des Wasser- und Schifffahrtsstraßenamts (WSA) Weser-Jade-Nordsee. Die Verkehrszentrale sei besetzt gewesen, die hoheitlichen Aufgaben habe man durchführen können, teilte WSA-Sprecher Arnold Kröger mit. Das Logistikunternehmen Eurogate hatte sich nach Angaben des Sprechers Steffen Leuthold auf den Streik vorbereitet und geplante Containerzüge bereits am Sonntag abgearbeitet. Man gehe davon aus, dass der Rückstau nach Streik-Ende schnell abgearbeitet werden könne.
Wenig Trubel herrschte am frühen Morgen am Bremer Hauptbahnhof. Offenbar hatten sich Reisende, Pendler und Bremerinnen auf die ausfallenden Busse und Bahnen vorbereitet. Dafür gab es laut dem Kunden der Deutschen Bahn, Achim Schlotfeldt, einige Bremer, deren Zugfahrt von Hannover in die Hansestadt bereits am Sonntagabend in Hamburg endete. Grund seien Verspätungen und Zugausfälle vor dem angekündigten Streikbeginn gewesen.

Auf dem Leibnizplatz kamen der Demonstrationszug vom Flughafen und der vom Bahnhof für eine Kundgebung zusammen.
„Zig Fahrgäste mussten mit dem Taxi nach Bremen fahren“, sagt der Schwachhausener Schlotfeldt. Gutscheine habe man sich dafür am Servicepoint der Deutschen Bahn am Hamburger Hauptbahnhof holen sollen. „Beide Infostellen waren aber bereits geschlossen“, sagt er. Die Kosten hätten bei rund 280 Euro pro Taxifahrt gelegen, um deren Rückerstattung sich die Passagiere nun kümmern müssten.
Abschlusskundgebung auf dem Leibnizplatz
Gegen 9 Uhr morgens versammelten sich sowohl am Flughafen als auch am Bahnhof Beschäftigte aus den Bereichen Eisenbahn, Nahverkehr und Verkehrsinfrastruktur. Während laut Polizei circa 1500 Streikende nach einer kurzen Kundgebung vom Flughafen aus an der BSAG-Zentrale vorbei die Friedrich-Ebert-Straße entlangzogen, ging eine knapp 300 Personen starke Gruppe – mehrheitlich EVG-Mitglieder – vom Bremer Hauptbahnhof in die Neustadt. Beide Demonstrationsgruppen trafen sich am Leibnizplatz zu einer Abschlusskundgebung. Auffälligkeiten gab es laut der Polizei keine.

Diane Lord (47) findet, dass die Solidarität unter den verschiedenen Einkommensgruppen wachse und so mehr Beschäftigte auf die Straße gingen.
Christof Greese (29) und Irina Nagel (38), beide bei Weser-Ems-Bus beschäftigt und bei der EVG organisiert, fordern neben einer Anhebung der Löhne bessere Arbeitszeiten und mehr Mitsprache: „Es wäre super, wenn die Entscheidungsträger mit denjenigen sprechen, die zum Arbeiten auf den Straßen unterwegs sind, bevor sie etwas anordnen“, sagt Greese. Diane Lord (47), Beschäftigte bei Bremenports, findet, dass es auch einen wachsenden Zusammenhalt zwischen den unterschiedlichen Berufs- und Einkommensgruppen gibt. Es zeige sich zunehmend Solidarität mit Beschäftigten, denen geringe Löhne gezahlt werden.
Verdi mit Warnstreik zufrieden
Nach Ansicht des Delegierten der EVG-Bundesjugendleitung, Yahya-Kahn Efesoy (18), sollten die Einkommensunterschiede zwischen Auszubildenden und anderen Beschäftigten eines Unternehmens aufgehoben werden. „Sie sind die nächsten Fachkräfte, die dringend gebraucht werden“, sagt Efesoy.
Den Mangel betont auch Wolpmann, ebenso wie die Inflation. Die Unternehmen des öffentlichen Dienstes sowie der Verkehrs- und Infrastrukturbranche hätten mit diesen Problemen zu kämpfen, sagt der Verdi-Gewerkschaftssekretär. Er sei mit dem Verlauf des Streiks zufrieden. „Die Solidarität zwischen den Gewerkschaften ist spürbar“, sagt Wolpmann. Dieser Streik sei nur ein Vorgeschmack dessen, was folge, wenn die kommunalen Arbeitgeber in Potsdam kein vernünftiges Angebot vorlegten. Hintergrund des Warnstreiks sind die laufenden Tarifverhandlungen sowohl im öffentlichen Dienst als auch in der Verkehrsbranche.