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Zugang vom Bremer Marktplatz Baustellenstreit: Böttcherstraße fordert einen goldenen Tunnel

Sie reden miteinander, das schon. Doch bislang ohne Ergebnis. Die Großbaustelle am Bremer Marktplatz ist der Böttcherstraße GmbH ein Dorn im Auge. Nun schlägt sie einen goldenen Tunnel vor.
17.06.2024, 05:00 Uhr
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Baustellenstreit: Böttcherstraße fordert einen goldenen Tunnel
Von Jürgen Hinrichs

Sie wähnte sich bereits am Ziel: "Es gab gute Gespräche und eine Zusage, dass wir unsere Pläne umsetzen können", sagt Susanne Gerlach, Geschäftsführerin der Böttcherstraße GmbH. Ein goldener Tunnel, der entstehen soll. Gold, das den Weg zu "Bremens heimlicher Hauptstraße" weist – ein Ausdruck aus der Stadtwerbung. Grund ist eine Großbaustelle am Marktplatz. Das Gerüst lässt die Gasse, die zu einer der wichtigtesten Attraktionen der Stadt führt, zu einem Mauseloch werden. Ein unhaltbarer Zustand, beklagt nicht nur Gerlach. Auch die Behörden pochen auf Abhilfe, zumal die touristische Hauptsaison bevorsteht. Durchgedrungen sind sie damit bisher nicht. Das Mauseloch ist ein Mauseloch geblieben.

"Der Ball liegt beim Bauherrn", stellt Gerlach klar. Eigentümerin des Bankhauses am Markt ist die Gustav-Zech-Stiftung. Sie hat den Komplex aus drei zusammengelegten Gebäuden komplett entkernen lassen und schafft darin nun eine neue Raumordnung. Die Arbeiten an dem 20-Millionen-Projekt werden sich nach Angaben der Bauleitung noch bis ins kommende Jahr erstrecken. Wenn alles fertig ist, kehrt als Mieter Neelmeyer zurück, eine Tochter der Oldenburgischen Landesbank. In den oberen Etagen sollen weitere Unternehmen Platz nehmen.

Es vergeht also noch Zeit, bis der Zugang zur Böttcherstraße wieder so komfortabel ist wie ursprünglich. Gerlach wünscht sich für den Übergang eine Lösung, die den Touristen das Rätselraten erspart. Ihnen soll sich auf dem Marktplatz sofort erschließen, welche Route die richtige ist. Die Farbe Gold im Gang durchs Gerüst nimmt die Anmutung des "Lichtbringers" auf, eines großformatigen, vergoldeten Bronzereliefs über dem eigentlichen weiter zurückliegenden Eingang der Böttcherstraße. Das Kunstwerk aus dem Jahr 1936 stammt von Bernhard Hoetger. Es soll als Transparent nach vorne zum Marktplatz geholt werden – eine Art Duplikat, das den Tunneleingang ziert. Hinzu kommen die klassischen Wegweiser. Ferner sieht das Konzept der Agentur Team Nawrot, die ihren Sitz in der Böttcherstraße hat, für den Tunnel ein Lauflicht mit LED-Röhren und ein besonderes Sound-Design vor.

Der Bremer Marktplatz und das gegenüberliegende Weltkulturerbe haben mehr verdient, als der Bauzaun und der Gerüstgang in die Böttcherstraße zurzeit hergeben.
Carl Zillich, Senatsbeauftragter für die Innenstadt

Oliver Rau, als Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) für Marketing und Tourismus zuständig, findet den Entwurf gut. Er hält ihn für ausgereift und sieht keinen Grund mehr, mit der Umsetzung zu zögern. Ihn wundert deshalb nach eigenen Worten, dass seit der Vorstellung Ende April nichts passiert ist: "Das klang damals von allen Beteiligten alles sehr konstruktiv." Rau drängt nun – "die Saison beginnt!" Er will nicht weitere Wochen warten müssen.

Für eine deutliche Verbesserung der Situation hatten sich zuvor auch die Handelskammer und Carl Zillich, Senatsbeauftragter für die Innenstadt, ausgesprochen. "Der Bremer Marktplatz und das gegenüberliegende Weltkulturerbe haben mehr verdient, als der Bauzaun und der Gerüstgang in die Böttcherstraße zurzeit hergeben", hatte Zillich im April gesagt.

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Die Gustav-Zech-Stiftung beteuert als Bauherr, sich einer Einigung nicht verschließen zu wollen. "Wir werden das sicherlich auch finanziell unterstützen", erklärt Zech-Sprecher Holger Römer. Es gebe aber noch kein finales Konzept mit einer konkreten Berechnung der Kosten. "Sobald das vorliegt, müssen wir uns zunächst auf eine Aufteilung der Kosten verständigen", so Römer.

Die Böttcherstraße wirbt für sich mit dem Slogan "108 Meter Kunst, Kultur und Gastronomie". Nach Angaben der Betreibergesellschaft wurden in der fast 100 Jahre alten Gasse im vergangenen Jahr 2,7 Millionen Besucherinnen und Besucher gezählt. Spitzenmonat war der August mit mehr als 310.000 Gästen.

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