Die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) wird keine Elektrobusse anschaffen, so lange nicht klar ist, für welche Antriebsart sich der Senat entscheidet. Das sagte ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage des WESER-KURIER. Sechs Jahre lang hatte die BSAG Fahrzeuge mit Elektroantrieb getestet. Heute ist im Bremer Streckennetz kein einziger E-Bus mehr unterwegs. Stattdessen soll geprüft werden, ob Wasserstoff das Mittel der Wahl sein kann. Viel Zeit ist nicht mehr. Die EU schreibt vor, dass bis 2025 knapp die Hälfte aller neu angeschafften Busse emissionsfrei sein muss.
Mit den Bussen, die jetzt kommen, wird dieses Ziel nicht erreicht. Die BSAG hat 43 Fahrzeuge bestellt, die in den nächsten Wochen in Bremen eintreffen. Das ist ein Fünftel der gesamten Flotte. Die Busse sind zwar umweltfreundlicher, weil sie mit Hybridmotoren fahren, die teils mit Strom gespeist werden. Sie sind aber nicht emissionsfrei. Der Verbrauch von Diesel wird lediglich gesenkt, um etwa drei Liter auf 100 Kilometern.
Im Spätsommer hatte die BSAG ein Konzept vorgelegt, in welchem Rahmen auf Elektrobusse umgestellt werden kann. Der damals noch amtierende Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne) hatte das Ziel vorgegeben, möglichst bis zum Jahr 2025 alle Dieselfahrzeuge des Verkehrsunternehmens auszumustern. Lohse war Aufsichtsratsvorsitzender der BSAG. Ein Posten, den vor wenigen Wochen seine Parteikollegin Maike Schaefer übernommen hat, die neue Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau. Sie gab der BSAG den Auftrag, Wasserstoff in Betracht zu ziehen. „Bevor man eine ganze Flotte umrüstet, wollen wir technologieoffen die Prüfung mit Wasserstoff abwarten“, sagt Schaefer aktuell.
Selbstverständlich werde Bremen bei den Bussen die EU-Quote erfüllen, hatte die Senatorin bereits im August in einem Interview erklärt. Sie wolle aber ungern ausschließlich auf Elektrobusse zurückgreifen. „Mein Herz schlägt für Wasserstoff. Wir sollten dafür eine norddeutsche Strategie entwickeln.“ Andere Kommunen wie Hamburg seien da weiter. Schaefer: „Wir dieseln hinterher.“
30 E-Busse in Hamburg
Die Hamburger Hochbahn hat in diesem Jahr nach eigenen Angaben 30 E-Busse angeschafft. 30 weitere sollen im kommenden Jahr folgen. Gleichzeitig wird mit zwei Bussen eine Kombination aus Elektro- und Wasserstoffantrieb getestet. Fahrzeuge, die Diesel verbrauchen, will die Hochbahn nicht mehr kaufen.
Hannover hat drei Elektrobusse im Liniendienst und bekommt bis Ende des Jahres vier weitere dazu. Bis zum Jahr 2023 soll die E-Flotte auf 48 Fahrzeuge anwachsen. „Dann werden in der City nur noch E-Busse unterwegs sein“, erklärte auf Anfrage ein Sprecher der Hannoverschen Verkehrsbetriebe.
„Am Ende machen wir das, was bestellt wird“, sagt BSAG-Sprecher Jens-Christian Meyer. Das Bundesverkehrsministerium habe zugesagt, die Anschaffung von fünf Elektrobussen zu fördern. „Die sind doppelt so teurer wie Dieselbusse.“ Das Geld aus Berlin könne aber erst dann abgerufen werden, wenn auch Bremen seinen Teil dazu tue. Dafür fehle aber noch die Entscheidung. Sie liegt wegen der Wasserstoff-Option auf Eis.
Klar ist für Meyer, dass nicht beide Antriebsarten zugleich gewählt werden können. „Das geht nicht, dafür ist die Infrastruktur, die wir in beiden Fällen aufbauen müssen, zu aufwendig.“ Für ihn sei entscheidend, welche Variante ökologisch die beste ist.
Anfang kommenden Jahres startet in Bremerhaven ein Modellprojekt, das zum Ziel hat, grünen Wasserstoff als Speichermedium für regenerativ erzeugten Strom herzustellen. Auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Luneort soll Windenergie durch Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt werden. Das Land Bremen investiert dafür zehn Millionen Euro, in gleicher Höhe beteiligt sich die EU. Wie ihre Senatskollegin Schaefer, betrachtet auch Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) den Wasserstoff als Treibstoff der Zukunft. Voraussetzung sei, dass länderübergreifend zusammengearbeitet werde, sagte Vogt vor zwei Wochen bei der Vorstellung des Projekts.
Wenige Tage zuvor hatte es einen entsprechenden Beschluss der fünf norddeutschen Länder gegeben. Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern streben an, bis 2035 eine grüne Wasserstoffwirtschaft aufzubauen. „Wir wollen keinen Wettbewerb zur E-Mobilität, sondern einfach alle Chancen nutzen, den Ausstoß von Kohlendioxid zu reduzieren“, sagte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP).