Auf dem Weg zur emissionsfreien Mobilität in der Stadt wirken die 43 neuen Busse, die die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) in den nächsten Wochen bis Dezember ausgeliefert bekommt, etwas antiquiert – zumindest auf den ersten Blick. Die neuen Hybridbusse verbrauchen im Vergleich zur jetzigen BSAG-Flotte zwar deutlich weniger Treibstoff. Aber angetrieben werden sie immer noch mit Diesel. Andere Städte wie Hamburg vertrauen dagegen vor allem dem Elektroantrieb und testen zudem weiterhin Busse mit Wasserstofftechnologie.
Die Hamburger Hochbahn setzt bei der Umstellung auf emissionsfreie Busse fast ausschließlich auf Batteriefahrzeuge. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben eine Rahmenvereinbarung für bis zu 530 Elektrobusse bis zum Jahr 2025 europaweit ausgeschrieben. In den Jahren 2021 und 2022 will das Nahverkehrsunternehmen deutlich mehr als 100 Elektrobusse anschaffen. Von Anfang kommenden Jahres an will die Hochbahn nur noch emissionsfrei angetriebene Fahrzeuge kaufen und so die gesamte Flotte von rund 1000 Bussen bis 2030 umstellen. Bis Ende des Jahres sollen 30 E-Busse in Hamburg fahren, im nächsten Jahr 30 weitere.
Hätte sich das Hamburger Verkehrsunternehmen statt dessen für Wasserstoffbusse entschieden, wäre das ganz im Sinne von Enak Ferlemann (CDU) und einem Appell des Bundesverkehrsministeriums gewesen. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium hatte vergangene Woche bei einem Wasserstoffgipfel in Cuxhaven vorgeschlagen, dass Kommunen keine Diesel- oder Elektrobusse mehr kaufen sollten, sondern Wasserstoffbusse. Auf diese Weise könnte die Nachfrage für Wasserstoff aus Windenergie in Schwung gebracht werden. „Es nützt ja nicht zu produzieren, wenn die Nachfrage nicht da ist“, sagte Ferlemann bei dem Treffen, an dem auch der Hamburger Verkehrssenator Michael Westhagemann (parteilos) teilnahm.
Bei der BSAG hat der Wasserstoff in den Überlegungen bislang noch keine Rolle gespielt. „Seit ein paar Jahren wurde uns von Politik gesagt, dass die Zukunft des ÖPNV im elektrischen Antrieb liegen soll“, sagte BSAG-Sprecher Jens-Christian Meyer auf Nachfrage des WESER-KURIER. Darauf sei das Unternehmen ausgerichtet. „Wir haben bei anstehenden Umgestaltungen von Betriebshöfen beispielsweise darauf geachtet, dass sie auf den Einsatz von Elektrobussen vorbereitet sind.“ Allerdings fehle bisher das geeignete Fahrzeug. „Wir haben in den vergangenen Jahren rund ein Dutzend Elektrobusse von verschiedenen Herstellern getestet, kein Fahrzeug hätte im Realbetrieb einen Dieselbus ersetzen können.“
Die finanziellen Mittel reichten in Bremen indes nicht dafür aus, einfach zusätzlich Elektrobusse anzuschaffen. Das sei in anderen Städten offenbar anders. „Wenn wir Elektrobusse kaufen, müssen sie funktionieren. Deshalb gucken wir ganz genau in den Markt, der sich ja rasant weiterentwickelt“, so der BSAG-Sprecher. Ob künftig Wasserstoffbusse eine stärkere Rolle spielen sollen, hänge von der politischen Ausrichtung ab. „Wenn Wasserstofftechnologie berücksichtigt werden soll, dann würden wir als BSAG versuchen, das mit den zur Verfügung stehenden Mitteln umzusetzen.“
„Mein Herz schlägt für Wasserstoff“
Tatsächlich könnte Bewegung nun in die Diskussion um den Einsatz von Wasserstofffahrzeugen kommen. Zumindest haben die Grünen dafür gesorgt, dass das Thema in den Koalitionsvertrag aufgenommen wird. Erst kürzlich hatte die neue Umwelt- und Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne) im Interview mit dem WESER-KURIER gesagt, dass sie ungern ausschließlich auf Elektrobusse zurückgreifen würde: „Mein Herz schlägt für Wasserstoff.“
Welche Strategie die BSAG künftig verfolgen wird, hängt stark von den Vorgaben des Aufsichtsrats ab. Und in diesem Gremium wird Maike Schaefer in den kommenden Wochen den Vorsitz übernehmen.
„Den Einsatz von Wasserstoffbussen wollen wir ernsthaft prüfen. Dazu sollen jetzt konkrete Gespräche mit der BSAG folgen“, bestätigte Jens Tittmann, Sprecher des Umwelt- und Mobilitätsressorts. In diesem Zusammenhang gebe es allerdings noch viele offene Fragen – etwa hinsichtlich der Betankung oder Lagerung von Wasserstoff. Vor allem müsse diese Technologie zum einen serienreif und zum anderen für Bremen finanzierbar sein. Die neuen Hybridbusse, die beispielsweise Bremsenergie in elektrische Energie umwandeln, entsprächen der höchsten Abgasnorm, sagte Tittmann: „Dennoch gilt der Kurs, dass wir für die Zukunft von der Dieseltechnik wegwollen.“
Die Hamburger Hochbahn hatte ihre vier Brennstoffzellen-Test-Wasserstoffbusse im vergangenen Jahr verkauft. Jetzt hat das Unternehmen noch zwei elektrische Gelenkbusse mit einer Brennstoffzelle zur Reichweitensteigerung im Probebetrieb. Weitere Fahrzeuge dieser Art sollen getestet werden. Die Brennstoffzellentechnologie bleibe eine wichtige Option, sagte Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum. Alltagstauglich seien die Wasserstoffbusse aber noch nicht.
Die Wasserstoff-Testfahrzeuge hatten nach Angaben des Hamburger Senats jeweils 1,8 Millionen Euro gekostet, wovon der Bund die Hälfte übernahm. Ein vergleichbarer Batterie-Elektrobus kostet etwa 600.000 Euro. Ein Hybridbus ist laut Branchenkreisen noch mal etwa 100.000 Euro günstiger.
„Die Wasserstofftechnologie ist an der Schwelle zur Markteinführung, aber sie fährt auf der Schwelle hin und her“, sagte Detlef Schulz, Experte für elektrische Energiesysteme an der Helmut-Schmidt-Universität. Langfristig werde auch die Hochbahn nicht auf die Wasserstofftechnologie verzichten können, glaubt der Professor, der die Umstellung bei der Hochbahn wissenschaftlich begleitet. Die nötige Reichweite sei mit Batteriebussen allein nicht zu schaffen.