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Beschwerden wie bei Erkältung Delta-Variante mit anderen Symptomen

Ärzte warnen: Die Delta-Variante löst Symptome wie bei einer Erkältung aus. Damit steige das Risiko, dass Infektionen nicht erkannt würden. Vor allem jüngere Menschen sind betroffen. Welche Symptome dies sind.
21.07.2021, 18:15 Uhr
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Delta-Variante mit anderen Symptomen
Von Sabine Doll

Eine laufende Nase, ein rauer Hals und Kopfschmerzen. Auch Fieber kann vorkommen – der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns, der bisher als ein typisches Corona-Symptom galt, ist dagegen seltener. Studien aus Großbritannien zeigen andere Symptome bei Infektionen mit der Delta-Variante. Seit Ende Juni ist die Mutation B.1.617.2 laut dem Robert Koch-Institut (RKI) auch in Deutschland die dominierende Virusvariante.

Ausgewertet wurden die Angaben im Rahmen der "Zoe Covid Symptom"-Studie am King’s College London. Basis ist eine App, in der Delta-Infizierte ihre Symptome eintragen können. "Man muss berücksichtigen, dass daran wahrscheinlich nicht die 80-Jährigen teilnehmen", sagt Sabine Freys, Ärztin im Bremer Gesundheitsamt. Allerdings seien auch in Deutschland derzeit vor allem jüngere Menschen von Neuinfektionen betroffen. "Der Grund dafür ist vermutlich die Impfquote. Ältere sowie chronisch kranke Menschen und die Pflegeheime sind weitestgehend durchgeimpft", so die Ärztin. "Deshalb trifft das Virus derzeit eher Jüngere sowie nicht oder unvollständig Geimpfte."

In Bremen seien in der vergangenen Woche die meisten Infektionen mit 31 Fällen unter den 20- bis 29-Jährigen registriert worden, in der Altersgruppe 30 bis 39 Jahre waren es laut Freys 14 Fälle. Bei den über 70-Jährigen sei ein Fall gemeldet worden.

"Zu Beginn der Pandemie haben wir die Daten der schwer Erkrankten gesammelt. Das waren vorwiegend ältere Menschen, die eine andere Symptomatik haben. Ich würde also nicht davon ausgehen, dass die Delta-Variante generell neue Symptome auslöst – sondern sie trifft jetzt mit den jüngeren Menschen eine andere Gruppe, die in der Regel auch eine andere Immunsituation hat", betont die Ärztin. Dies könne ein Grund für andere Symptome sein.

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Hans-Michael Mühlenfeld kann die Ergebnisse aus der englischen Studie bestätigen: "Die Patienten, bei denen sich ein Covid-Verdacht bestätigt, sind jünger – sie haben vor allem Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schnupfen oder einen rauen Hals", sagt der Vorsitzende des Bremer Hausärzteverbands, der etwa 250 Mitglieder vertritt. "Die gute Nachricht ist, dass sie weniger krank sind und es nach unserer Erfahrung eher keine schweren Verläufe gibt. Das Tückische und damit ein Risiko: Bei diesen Symptomen denken die Patienten sehr häufig nicht an Covid, weil sie einer Erkältung sehr ähneln", warnt Mühlenfeld.

Wer solche Symptome bemerkt, sollte sich daher unbedingt testen lassen, rät der Arzt. "Es kann auch eine Erkältung sein, aber man muss an Covid denken, auch zum Schutz der anderen. In unserer Praxis sind bereits Patienten, die mit diesen Beschwerden in die Infektsprechstunde kamen, positiv auf Corona getestet worden." Die Inzidenz steige wieder, zwar noch in geringem Maß. Mühlenfeld geht davon aus, dass die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland und auch in Bremen zunimmt. Auch wegen Reiserückkehrern aus dem Urlaub.

In einigen niedersächsischen Kommunen greifen wieder schärfere Corona-Regeln, weil die Inzidenz über 10 liegt. Wie berichtet, zählt dazu auch die Stadt Delmenhorst, wo der Anstieg unter anderem auf Reiserückkehrer aus Spanien zurückgeführt wird. In Bremen gibt es einen anderen Grenzwert: Wie Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) dem WESER-KURIER sagte, steht eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen ab einer Inzidenz von 35 an. Dazu zählten eine Ausweitung der Maskenpflicht sowie Kontakteinschränkungen bei Zusammenkünften und Veranstaltungen.

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Sabine Freys appelliert an die Menschen, sich weiterhin an die AHA-L-Regeln zu halten – das Kürzel steht für Abstandsgebot, Hygiene, Alltagsmaske und Lüften. "Auch vollständig Geimpfte können als symptomlose Virusüberträger fungieren. Und es gibt noch eine Reihe ungeimpfter Menschen, die sich infizieren und je nach Risikoprofil einen schweren Verlauf entwickeln können", warnt die Ärztin.

In der Stadt Bremen wurden laut Gesundheitsbehörde bislang 5354 Fälle der Alpha-, 24 Fälle der Beta-, ein Fall der Gamma- sowie 151 Fälle der Delta-Variante gemeldet. Nur diese Sub-Gruppe werde derzeit als besorgniserregende Virusvariante (VOC) eingestuft. Zudem gebe es in der Stadt Bremen 17 Fälle des Virusstammes mit Ursprung in Indien, die aber nicht als besorgniserregende Variante eingestuft würden. In Bremerhaven gab es bislang 1373 Fälle der Alpha-, drei Fälle der Beta- und sechs Fälle der Delta-Variante, teilt Pressereferentin Alicia Bernhardt mit.

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