Bei den insgesamt 86 Lösch- und Hilfeleistungseinsätzen der Bremer Feuerwehr in der Silvesternacht ist es entgegen einer ersten Bilanz doch zu vereinzelten Angriffen auf die Einsatzkräfte gekommen. Wie die Feuerwehr am Mittwoch mitteilte, sind Mitglieder einer Freiwilligen Feuerwehr im Ortsteil Kattenturm von vermummten Personen mit Feuerwerkskörpern und Sperrmüllgegenständen beworfen worden. Die Einsatzkräfte seien angegriffen worden, als sie eine Straßenbarrikade aus Sperrmüll und Einkaufswagen wegräumen wollten. "Es gab glücklicherweise keine Verletzten", so Feuerwehrsprecher Christian Patzelt. In Vegesack sind zudem Fahrzeuge einer Freiwilligen Feuerwehr bei zwei Einsätzen mit Raketen beschossen worden, heißt es in der Mitteilung weiter.
„Dass in Bremen vermummte Chaoten Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr in der Silvesternacht plötzlich aus der Dunkelheit heraus attackieren und mit Gegenständen und Böllern bewerfen, ist unerträglich", nimmt Bremens Innensenator Ulrich Mäurer dazu Stellung. "Ebenso der Beschuss von Einsatzfahrzeugen mit Feuerwerkskörpern aus einem Wohngebiet heraus." Ein generelles Böllerverbot würde solchen gewalttätigen Auswüchsen "ganz klar ein Ende bereiten", so Mäurer. "Deswegen werde ich mich weiterhin dafür einsetzen, im Bundesrecht eine Möglichkeit für die Kommunen zu schaffen, die dämliche Böllerei zu untersagen.“
„Einerseits bin ich ein stückweit erleichtert, dass bei uns in Bremen niemand von den Einsatzkräften verletzt wurde“, sagte der Leiter der Feuerwehr Bremen, Philipp Heßemer. „Aber andererseits macht es mich betroffen und wütend, dass unsere Feuerwehrleute auch diese Erfahrungen machen mussten.“
Seit Mitte 2017 werden Übergriffe mithilfe eines Meldeverfahrens dokumentiert. Waren es zu Beginn der Erfassung noch Fallzahlen im einstelligen Bereich pro Jahr, werde mittlerweile einen Anstieg verzeichnet, so die Feuerwehr: von zehn Fällen im Jahr 2019 auf nun 23 Fälle im Jahr 2022. Diese reichten von Beleidigungen und Sachbeschädigungen bis hin zu Körperverletzungen. Es sei zudem "von einer unbekannten Anzahl nicht erfasster Fälle verbaler und nonverbaler Gewalt auszugehen". Dass solche Fälle nicht erfasst werden, liege etwa daran, dass die Einsatzkräfte diese Art der Übergriffe nicht als physische Gewalt mit nachhaltiger Prägung wahrnehmen, im Einsatz fokussiert seien und "die Sensibilität für die Wahrnehmung solcher Art von Übergriffen in diesen Situationen eben eingeschränkt ist".
Auch Einsatzsachbearbeitende in der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle würden in den Notrufdialogen teilweise angepöbelt und beschimpft. Er verstehe es, wenn Feuerwehrangehörige und Mitarbeitende irgendwann abstumpfen "und nicht jedes Ereignis melden", sagt Feuerwehrleiter Heßemer. Aber er werde es "niemals hinnehmen, dass unsere Leute im Einsatzdienst oder in der Leitstelle bepöbelt, bedroht oder gar angegriffen werden".