Das neue Ariane-6-Zentrum in der Airport-Stadt ist in der vergangenen Woche offiziell eröffnet worden. Hier werden die Oberstufen und damit das Herz und das Gehirn der Ariane-6-Rakete hergestellt. Die Veranstaltung hat mir noch einmal deutlich gemacht, wie sehr nicht nur der Wirtschaftsstandort Bremen von der Raumfahrt profitiert, sondern wie wichtig dieses Thema für uns alle ist.
Von unserer alltäglichen Kommunikation über die Navigation für Logistik, Verkehr und Handel bis hin zur Erdbeobachtung für Wettervorhersagen, Klimaprognosen und Umweltschutz: Der Bedarf an weltraumgestützten Satellitendiensten nimmt sprunghaft zu. Als Zubringer für all diese Dienste kommt modernen Trägerraketen eine erhebliche Bedeutung zu. Und hier gilt: Der Norden ebnet den Weg ins All. Denn Bremen hat wie kaum eine andere Region in Europa in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten auf die Luft- und Raumfahrtindustrie gesetzt. Mittlerweile arbeiten in der Branche in unserer Region mehr als 12.000 Beschäftigte in rund 140 Unternehmen mit einem Jahresumsatz von vier Milliarden Euro. Hinzu kommen 20 wissenschaftliche Institute.
Viele Raumfahrtprojekte sind made in Bremen
Der gute Ruf, den der Raumfahrtstandort Bremen international genießt, basiert auf den hoch qualifizierten Akteuren vor Ort und den vielen erfolgreichen Projekten, die hier entwickelt und umgesetzt wurden. Um nur einige Beispiele zu nennen: das Spacelab-Projekt, das Columbus-Modul für die internationale Raumstation, das Europäische Service Modul für das neue Orion-Raumschiff der Nasa und eben die Oberstufen der Ariane – alles made in HB.
Wir sind als Gesellschaft strategisch darauf angewiesen, über eine leistungsfähige Infrastruktur im All selbstbestimmt und unabhängig verfügen zu können. Sonst machen nicht nur andere das Geschäft, sondern entscheiden schlimmstenfalls auch darüber, wann bei uns sprichwörtlich das Licht ausgeht. Denn der Verlust von Kommunikation, Navigation oder Erdbeobachtung ist das Blackout-Szenario des 21. Jahrhunderts.
Daher ist es so wichtig, weiter in die Raumfahrt zu investieren, und zwar deutlich mehr als bisher. Zugleich muss sichergestellt werden, dass europäische Raumfahrtaufträge auch an europäische Raumfahrtanbieter vergeben werden. Meine Erwartungshaltung an die Bundesregierung ist klar: Investitionen in die Raumfahrt sichern und schaffen nicht nur hoch qualifizierte Arbeitsplätze, sondern gewährleisten auch einen unabhängigen europäischen Zugang zum All. Und das ist nicht nur für Bremen gut.
Unser Gastautor
ist seit August Bremer Bürgermeister. Der 54-Jährige hat am Donnerstag das neue Ariane-6-Zentrum eingeweiht.