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Kolumne 0421 Hier stimmt doch was nicht: Grünkohl im Juli und Badespaß in der Mosel

In der Kolumne "0421" schreibt Oliver Matiszick über große und kleine Themen, die manchmal erst auf den zweiten Blick miteinander, immer aber mit Bremen zu tun haben. Heute: Kriminalität, Fernweh, Ferienzeiten.
19.07.2025, 05:21 Uhr
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Hier stimmt doch was nicht: Grünkohl im Juli und Badespaß in der Mosel
Von Oliver Matiszick

Der Verdacht, dass irgendetwas im 0421-Land nicht stimmen kann, er hat sich diese Woche mit Nachdruck erhärtet. Und dafür brauchte es nicht mal die Veröffentlichung der Polizeilichen Kriminalstatistik. In der liegt Bremen bundesweit an der Spitze, vor allem bei Raub und Diebstahl. Wenn ich überrascht tun wollte, ginge das so: Echt jetzt? Hammer! Aber ich war noch nie ein guter Schauspieler. Wie denn auch, wenn ich überlege, was mir im Zuge der unfreiwilligen Umverteilung in den vergangenen 30 Jahren alles weggekommen ist.

Dann nämlich könnte ich die aktuelle Statistik als konsequente Weiterentwicklung betrachten. Im Angebot hätte ich: die Felgensätze mehrerer Autos, als originellen Höhepunkt einmal sogar die Scheinwerfer. Dazu kommen zwei bis drei Handys, ein Laptop aus Verlagsbesitz und meine Brieftasche mit allen Ausweispapieren plus Eintrittskarten für ein Werder-Heimspiel. Die Kindheit und Jugend mit mehreren Einbrüchen in mein Elternhaus im Bremer Süden klammere ich dabei mal aus. Dass der kleine Silberbarren mit einer Abbildung der Dampflok „Adler“, den ich einst zur Konfirmation bekommen habe, weg ist, habe ich allerdings bis heute nicht verwunden.

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Aber zurück zu den gegenwärtigen Unstimmigkeiten. Die zeigten sich auch, als ich bei meinem Nahversorger nach einem Beutel Blattspinat fahndete. Schließlich hatte die häusliche Gemeinschaft mich beauftragt, am Abend auf einem Backblech einen Pizzateig auszubreiten, ihn mit sorgfältig gewürzter Tomatensoße zu bestreichen und mit Spinat plus Tomate und Schafskäse zu krönen. Sehr gerne!

Denn die umgehende Erfüllung solcher kleinen Wünsche bietet einen angenehmen Nebeneffekt: Sie lenkt zumindest kurzzeitig von den unerfüllten, ungleich größeren ab. Die beginnen in diesen Tagen oft mit den Worten „Wieso fahren wir in den Ferien eigentlich nicht auch nach…“ – und enden dann mit Begriffen wie Mexiko oder Japan. Was mich insofern nicht wundert, weil ich kürzlich gelesen habe, dass beide Ziele zurzeit total angesagt sind. In meine Ferienplanung haben sie es trotzdem nicht geschafft, von der Budgetplanung will ich gar nicht erst anfangen.

Zumal da ja zuerst die Blattspinat-Problematik war. Denn das Wunschgemüse hatte der Nahversorger – wäre auch zu schön gewesen – gerade nicht vorrätig. Stattdessen offenbarte er mir als Ersatz im Fach nebenan das Kracherangebot der Woche: Grünkohl, tiefgefroren und gehackt. Ein Wintergemüse. Im Juli. Ich nahm das als Zeichen, während ich anschließend – mit leerem Einkaufsbeutel – nach Hause schlenderte und mich unter dem seit Tagen bleigrauem Himmel vom leichten Nieselregen des norddeutschen Hochsommers 2025 erfrischen ließ. Die Bayern wissen schon, weshalb sie in der Diskussion um die Ferientermine der Bundesländer keinerlei Kompromisse machen. Aber das ist nur noch so ein Verdacht.

Tagebucheintrag: Was mir bei all den Unstimmigkeiten dieser Woche noch gefehlt hat: Meine liebsten Lieblingsfreunde haben Fotos von ihrem aktuellen Ferienbadespaß geschickt. Die waren aber weder in Mexiko noch Japan, sondern haben sich in der Mosel erfrischt. Für meinen Bremer Seelenfrieden habe ich beschlossen, dass die Bilder aus der KI stammen müssen.

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