Lassen Sie mich, da ich mich vom Thema der künstlichen Intelligenz, kurz KI, auf allen Kanälen – Qualitätszeitung, Funk, Fernsehen, Internet – diese Woche geradezu verfolgt gefühlt habe, doch mit einer techno-philosophischen Feststellung beginnen: Das mit der Empathie, dem emotionalen Einfühlungsvermögen, funktioniert zwischen Menschen, nicht aber zwischen Maschinen. Den ersten Verdacht hatte ich, als ich Mitte der Woche las, dass einer unserer Leser aus dem Ellener Feld nach seiner Online-Anforderung kaum mehr als neun Monate darauf wartete, die ersehnte gelbe Tonne ausgeliefert zu bekommen. Die Bestätigung, dass es im 0421-Land und anderswo offenbar noch in der Kommunikation zwischen Fleisch und Blut hier sowie Bits und Bytes dort hakt, bekam ich dann selbst. Dank Alex.
Auf diesen Namen hört die KI meiner Autowerkstatt. Die hat mich jüngst per Mail darauf hingewiesen, dass sich die Familienkutsche bei ihr gemeldet und nach einem Ölwechsel verlangt habe. Ich hatte ja keine Ahnung, was das Auto über die Transportaufgaben von A nach B, manchmal auch C, hinaus so alles kann und treibt! Denn offenbar ist es gut vernetzt. Weshalb ich als engagierter Verweigerer der sozialen Medien hoffe, dass es mich nicht längst bei Instagram verpetzt hat, weil ihm im Alltag nur ein Minimum an Hege und Pflege gegönnt wird.
Schuldbewusst habe ich sofort versucht, einen Termin zu vereinbaren. Und das – wie irre! – per Festnetztelefon. Mit Alex in der Leitung. Ihre warme Frauenstimme teilte mir mit, dass ich, erstens, keine Angst vor ihr haben müsse. Und dass sie mich, zweitens, schnurstracks zum Wunschziel begleiten würde. Leider redeten wir trotz bester Absichtsbekundungen gnadenlos aneinander vorbei. So hing ich in einer Warteschleife der enervierenden Stille fest, die Alex nicht aushielt und daher im Minutentakt nachfragte: „Sind Sie noch in der Leitung?“ Jedes Mal antwortete ich hoffnungsvoll: „Ja, klar!“
Was nichts daran änderte, dass sich exakt gar nichts tat. Irgendwann legte ich auf, weil ich einerseits zur Arbeit musste, andererseits keinen Werkstatttermin auch ohne KI-Hilfe bekommen konnte. Am nächsten Tag wiederholte sich das Spiel, am Ende schrieb ich eine Mail an die Werkstatt und bat um Rückruf. Wobei ich das – so viel Empathie muss sein – nicht als Akt der KI-Ausgrenzung verstehen wollte. Aber: Erst jener von mir angeregte Rückruf eines echten Menschen führte zur Terminvereinbarung. Und das nach in Summe nur fünf Schritten! Wie viel einfacher die digitale Moderne doch alles im Vergleich zum analogen Früher macht? Echt beeindruckend.
Angesichts dieser Erlebnisse hielt sich meine Euphorie in Grenzen, als ich unserer geschätzten Qualitätszeitung entnahm, dass an den – bundesweit eher selten gerühmten – Bremer Schulen von den Lehrkräften fortan der KI-Chatbot „Telli“ zur Unterrichtsvorbereitung genutzt werden kann. Ich mag da altmodisch sein, doch echte Intelligenz ist mir im Zweifel lieber als künstliche.
Tagebucheintrag: Die Müllabfuhr, da wären wir am Ausgangspunkt, soll 2026 in Bremen übrigens teurer werden. Denn unseren Dreck, den räumt selbst die sagenhafte und vom Mindestlohn befreite KI nicht weg.