Die Stadt Bremen soll wegen des zunehmenden Ärztemangels eigene Medizinische Versorgungszentren (MVZ) betreiben. In den Zentren sollen Haus-, Kinder- und Frauenärzte angestellt werden. Dies sieht, wie berichtet, ein Strategiepapier aus der Behörde von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) vor. Zwei Monate, nachdem das Papier vorgestellt wurde, sind erste konkrete Schritte für die Planungen angelaufen.
So habe es über die Kassenärztliche Vereinigung Bremen (KV) einen Aufruf an Ärzte gegeben, die Interesse haben, als Angestellte der Stadt in einem MVZ zu praktizieren. Gut ein Dutzend Ärztinnen und Ärzte hätte sich darauf gemeldet. "Wir bereiten im engen Austausch mit den interessierten Ärztinnen und Ärzten aktuell die genaue Ausgestaltung eines kommunalen MVZ vor", sagt Bernhard dem WESER-KURIER. Dabei müssten viele Fragen geklärt werden: Wie etwa eine Anstellung genau aussehe, wer mit wie vielen Stunden arbeiten könne, welche Fachrichtungen zusammenkämen. "Natürlich muss auch die Standortfrage und vor allem die Frage des Kassensitzes geklärt sein. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir im Sommer ein fertiges Paket haben werden", betont Bernhard.
Mittlerweile wurde auch eine Agentur damit beauftragt, einen Wirtschaftsplan für ein erstes MVZ zu erstellen: Dabei gehe es zum einen um die Klärung, welche Rechtsform ein kommunales Medizinisches Versorgungszentrum hätte, um die Infrastruktur, also räumliche Anforderungen an eine geeignete Immobilie und die Kosten für die ersten Betriebsjahre. Ziel sei, dass dieser Plan ebenfalls im Sommer vorgelegt werden könne.
Laut dem Strategiepapier sollen vor allem sozioökonomisch benachteiligte Stadtteile Standorte für die geplanten Zentren sein, wo die Versorgung bereits heute schlechter sei. Der SPD-Ortsverein Vegesack forderte etwa, dass das erste Ärztezentrum in Bremen-Nord angesiedelt sein müsse, weil dort die Menschen unter einer Unterversorgung an Haus- und Kinderärzten litten. Auch die Beiräte im Bremer Süden meldeten Interesse an, wie der WESER-KURIER berichtete. "Alleine das große Interesse aus den Beiräten und Ortsämtern hat gezeigt, dass der Bedarf an ambulanten medizinischen Angeboten sehr groß ist", so Bernhard. Kommunale MVZ seien aber nur ein Bestandteil eines Gesamtpakets zur künftigen Gesundheitsversorgung in den Stadtteilen. Dazu gehörten Gesundheitskräfte, Sprachmittler, Hebammen- und Gesundheitszentren.
Die Berufsverbände der Kinder- und Jugendärzte sowie der Hausärzte in Bremen hatten die MVZ-Pläne kritisiert.