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In benachteiligten Stadtteilen Bremen soll eigene Ärztezentren betreiben

Mehrere Landkreise und Städte betreiben eigene Medizinische Versorgungszentren (MVZ) mit angestellten Ärzten. Solche Zentren soll es bald auch in Bremen geben, Planungen laufen bereits. Was bedeutet das?
13.02.2023, 05:00 Uhr
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Bremen soll eigene Ärztezentren betreiben
Von Sabine Doll

Den Medizinermangel und die Unterversorgung mit Praxen in bestimmten Bremer Stadtteilen will Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) mit der Gründung eigener Ärztezentren angehen. Die Planungen für ein erstes kommunales Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) liefen bereits. Dort sollen Hausärzte, Gynäkologen und Kinderärzte tätig sein. Die Ärzte sind in dem von der Stadt getragenen Zentrum angestellt. "Standort soll ein sozioökonomisch benachteiligter Stadtteil im Land Bremen sein", heißt es in einem Papier aus der Behörde.

Die Gründung kommunaler MVZ sind Bestandteil einer "Gesamtstrategie zum Abbau gesundheitlicher Ungleichheiten in Bremer Quartieren", die am Dienstag in der Gesundheitsdeputation vorgestellt wird. „Wir sehen, dass sich die Versorgungslage durch Hausärzte, aber auch durch Kinderärzte, aktuell deutlich zuspitzt. Für die Kassenärztliche Vereinigung wird es immer schwieriger, frei werdende Kassensitze nachzubesetzen", sagt Bernhard dem WESER-KURIER. "Vor allem in Stadtteilen mit jetzt schon schlechter Versorgung muss sich dringend etwas ändern. Mit MVZ, die in kommunaler Hand sind, wollen wir genau dort ansetzen und neue Wege gehen."

Ein kommunales MVZ könne mehr sein als nur eine Arztpraxis, sondern weitere Beratungsangebote beinhalten und mit Gesundheitszentren zusammenarbeiten. Ärztinnen und Ärzten werde ein Arbeitsumfeld geboten, in dem sie nicht 60 Stunden die Woche arbeiten müssten. Sie seien angestellt und würden von Verwaltungsaufgaben entbunden. "Das ist aus meiner Sicht ein absolutes Zukunftsmodell, mit dem wir die gesundheitliche Ungleichheit in Bremen reduzieren wollen und ärztlichen Nachwuchs anlocken", so Bernhard. 

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Der Mangel an Hausärzten führt in Bremen dazu, dass viele Praxen neue Patienten immer häufiger abweisen müssten, sagte der Vorsitzende des Bremer Hausärzteverbands, Hans Michael Mühlenfeld, dem WESER-KURIER. In Woltmershausen etwa habe es vor einigen Jahren noch zehn Hausarztpraxen gegeben, in diesem Jahr würden es noch vier sein. Ähnlich angespannt sei die Lage in Huchting, der Neustadt, Walle und Bremen-Nord.

Immer weniger Ärzte sehen ihre berufliche Zukunft in der Selbstständigkeit: Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung ist die Zahl der Praxen bundesweit innerhalb von zehn Jahren um 14,3 Prozent gesunken. Bürokratie, Haftungsansprüche Dritter, wirtschaftliche Risiken und die Vergütung machten eine Niederlassung unattraktiv, insbesondere auch im hausärztlichen Bereich.

Seit 2011 können Kommunen – Gemeinden, Städte, Landkreise oder Bezirke – eigene MVZ gründen und Ärzte anstellen. Die Hürden wurden durch den Gesetzgeber 2015 gesenkt, sodass die Gründung in kommunaler Trägerschaft nicht mehr nur auf Ausnahmefälle beschränkt ist, auch die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) müssen nicht mehr explizit zustimmen.

In Bremen unterstützt die KV, die für die Sicherstellung der Versorgung im ambulanten Bereich zuständig ist, laut dem Strategiepapier die Gründung eines kommunalen MVZ. Erste Gespräche habe es zudem mit der AOK Bremen/Bremerhaven gegeben. "Wir wollen und können aber als Behörde nicht die Versorgung im ambulanten Bereich übernehmen. Die KV muss deswegen, angesichts der sich zuspitzenden Lage, weiter Initiative zeigen und alternative Varianten der Versorgung unterstützen", fordert Bernhard. Nächster Schritt sei die Ausschreibung für eine externe Beratung zur MVZ-Gründung, die Kosten sollen in einem Wirtschaftsplan eruiert werden.

Die Gesamtstrategie sieht in einem Szenario bis 2026 zudem den Aus- und Aufbau von Gesundheits- und Hebammenzentren vor. Die Umsetzung sei unter anderem von Haushaltsentscheidungen künftiger Landesregierungen abhängig, heißt es.

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