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Viele Tagesreisende Das gefällt Touristen an Bremen besonders gut

Bremen zieht viele Tages- und Wochenendreisende an - und ist mitunter nur Etappe auf dem Weg in die Ferne. Einige Touristen haben uns erzählt, was sie an der Hansestadt besonders mögen.
30.07.2023, 16:00 Uhr
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Das gefällt Touristen an Bremen besonders gut
Von Justus Randt

Emiel van Loon hält sich die Kamera über den Kopf, während er im Besucherstrom mitschwimmt: Nur nicht die Gruppe verlieren. Und möglichst den Beginn des  Glockenspiels nicht versäumen. „Ich komme aus Holland“, sagt er, suchenden Blickes in die Menge. „Glockenspiele sind unsere Spezialität.“ Er ist gespannt auf die 30 Glocken aus Meissener Porzellan, die gleich, um zwölf Uhr mittags, erklingen werden. Schließlich gehören sie zu einer „der meistbesuchten und wichtigsten Touristenattraktionen in der Hansestadt", heißt es im Böttcherstraßen-Faltblatt.

Wenn er durchkommt bis zum Glockenspielhaus, wird sich Emiel van Loon den Flyer mit den technischen Daten mitnehmen. Vor allem aber will er es rechtzeitig schaffen. Das Wetter immerhin spielt mit: Es hat aufgehört zu regnen, die Sonne zeigt sich. In allen Bundesländern sind Sommerferien, auch in Nachbarländern wie Dänemark und den Niederlanden. Viele Bremen-Reisende genießen den Sommertag in der vor Sehenswürdigkeiten strotzenden Innenstadt.

Auch Signora Giulia. Ihr haben es die Bremer Stadtmusikanten angetan. Man sieht es, als ihre Begleiterin mit den just erstandenen Plüschtieren den Sieben-Faulen-Laden an der Böttcherstraße verlässt. Die Verständigung bleibt nonverbal. Ihr Blick sagt alles: I musicanti di Brema! Der Signora geht das Herz auf.

Sobald Emiel van Loon die Glocken mit seinem Kameraobjektiv ranzoomt, landen sie auf der Speicherkarte, gleich hinter den Aufnahmen aus Island. Der 67-Jährige aus Oirschot in der Region Eindhoven ist erst am Morgen mit dem Kreuzfahrtschiff „Costa Favolosa“ aus Reykjavik in Bremerhaven angekommen. Tags darauf soll es weitergehen nach Ijmuiden. Voraussichtlich vorbei an dem brennenden Autotransporter „Fremantle Highway“, der vergangene Woche ebenfalls in Bremerhaven abgelegt hatte und nun mit Schlepperhilfe an einen sicheren Ankerplatz bugsiert werden soll. Die nächsten Fotos auf dem Chip könnten den Havaristen zeigen. Wenn das Teleobjektiv weit genug reicht.

Bremen ist eher ein Ort fürs Makroobjektiv: Zumindest, wenn man die vielen Kleinigkeiten in den Blick nehmen will, Dutzende Kühlschrankmagnete mit Bremen-Motiven, Schlüssel- und Armbandanhänger. Im Sieben-Faulen-Laden gingen diese Souvenirs und T-Shirts „wie geschnitten Brot“, sagt eine Angestellte, als der Andrang für eine Minute nachlässt. Von der Postkarte bis zum Babystrampler – alles Mögliche gibt es mit dem Quartett aus dem Märchen. Die in vielen Sprachen erhältliche Bilderbuch-Variante der Geschichte von Janosch sei der Renner. Auch im Bremen-Shop an der Schnoortreppe („Wir haben auch viele Bremer Kunden“) oder in der wiedereröffneten Touristeninformation in der Böttcherstraße und am Stand an der Kirche Unser Lieben Frauen, in Sichtweite der 1953 von Gerhard Marcks geschaffenen Skulptur, gibt es Souvenirs mit Esel, Hund, Katze und Hahn.

In der Böttcherstraße sind Sabrina aus Kiel und Jenny aus Flensburg unterwegs, auf dem Weg zum Spitzen Gebel. „Vorher sind wir mit Mietrollern an der Weser entlang gefahren und haben die Überseestadt erkundet.“ Wenige Schritte weiter staunen Saskia und Bas Maatman über „die schönen Fassaden am Marktplatz, die den Krieg überdauert haben“, und das hansestädtische Flair Bremens: „Das ist nicht typisch deutsch“, sagt er und meint es als Kompliment. Seine Frau mag die „nette Atmosphäre“. Die Maatmans leben in Dronten in der Nähe von Zwolle. In Bremen machen sie zwei Tage Zwischenstopp auf dem Weg nach Kiel, wo ihr Schiff nach Oslo ablegt. „Wir haben schon das Parkhotel, die Schweine in der Sögestraße und die Wilhelm-Kaisen-Brücke gesehen“, listen die beiden auf. Bleibt noch viel zu entdecken.

Und dabei hilft Shirin Mercedes Esmaeilpour Zanjani Touristen gern. Am Kiosk neben der Bürgerschaft, den der Roland fest im Blick hat, verkauft sie vor allem Magnete, Kaffeebecher und Schlüsselanhänger mit Bremen-Motiven. Gratis gibt es Auskünfte: „Am häufigsten werde ich gefragt, wo die Stadtmusikanten sind. Zu denen kann ich etwas erzählen.“ Viele suchen die Tourist-Info. „Die ist nicht so gut ausgeschildert“, sagt die junge Frau. Dritthäufigste Frage sei die nach einer Toilette. „Die nächsten sind in der Markthalle acht und bei Karstadt.“ Wie das bei dem internationalen Publikum sprachlich klappt? „Ich spreche Deutsch, Persisch und Englisch – und manchmal eben auch mit Händen und Füßen.“

Lotti hält ihr Handy über den Kopf, während schon die nächsten Fans auf Bremens Lieblingskulisse zusteuern. Ein Selfie mit den Stadtmusikanten, ihrem Mann Lutz und Freunden soll es werden. Die Osnabrücker sind zu sechst unterwegs, zwei Paare, die einem dritten die Bremen-Tour zur Silberhochzeit geschenkt haben. In wechselnder Begleitung sind Lotti und Lutz „das dritte Wochenende in Folge in Bremen, weil es so cool ist“. Und gut mit dem Zug zu erreichen. „Am vorigen Wochenende waren wir auf dem Theaterschiff, nächste Woche fahren wir nach Weisweiler zu einem Tennisturnier.“ Dann ist erst mal Bremen-Pause.

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