Es war wie eine Flut, die nicht nur Wasser, sondern auch Sand mit sich brachte. Ein Schaden an der Hauptleitung, aus der es regelrecht herausströmte. Binnen kurzer Zeit hatten sich Obernstraße und Marktplatz in einen See verwandelt. Das war vor genau einem Jahr, und so lange schon wartet Heiner Martens auf sein Geld. Er ist Inhaber von Hachez, der Bremer Schoko-Ikone. Hachez am Markt – eine feste Adresse für Einheimische und Touristen. Der Laden ist damals abgesoffen. In Mitleidenschaft gezogen wurden auch der Martinshof City Shop und das Restaurant John Benton. Verursacher der Überschwemmung war Wesernetz, da gibt es keinen Zweifel. Martens ist nicht gut auf das Unternehmen zu sprechen, er hat gegen den Versorger vor dem Bremer Landgericht Klage eingereicht, um seinen Schaden endlich ersetzt zu bekommen.
"Die meisten anderen kleinen Firmen wären längst in die Insolvenz gegangen, wenn sie bei so einem hohen Schaden keinen Ausgleich bekommen hätten", sagt Martens. Es handele sich immerhin um einen sechsstelligen Betrag, der noch ausstehe. Keinen Cent habe es von Wesernetz bislang gegeben. "Seit einem halben Jahr mahnt mein Anwalt das an, ohne Erfolg." Er habe sich daraufhin zur Klage entschlossen.
Hachez musste im Sommer dreieinhalb Monate schließen
Hachez musste im vergangenen Sommer dreieinhalb Monate schließen, in der Hochsaison, wenn der Tourismus brummt. Der Boden war durch den Wasserschaden komplett hinüber. Das Holz aufgequollen, der Unterbau marode. Dem Laden mit seiner denkmalgeschützten Einrichtung ging es an die Substanz. Alles raus, neuer Untergrund und fertig, war keine Option. Vorsicht, hieß das Gebot der Stunde. Aufpassen auf dieses Juwel und es nur behutsam wieder zum Strahlen bringen.
Die sogenannte Stoevesandt-Diele im Deutschen Haus, in dem sich Hachez vor 30 Jahren eingemietet hat, gilt mit ihren Treppen, Türen und Brüstungstafeln aus fast 300 Jahre altem Schnitzwerk als kleiner Schatz. Ein feuchtes Klima ist Gift dafür. Also musste der große Raum im Erdgeschoss erst einmal aufwendig getrocknet werden. Dann die Frage, eng abgestimmt mit der Denkmalschutzbehörde, welcher Unterbau und vor allem welche Bohlen als Ersatz infrage kommen.

Schokolade, so weit das Auge reicht: Der Hachez-Shop an der Obernstraße.
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen, als im September neu eröffnet wurde. Alles wieder an seinem alten Platz. Die Diele mit dem Treppenaufgang zu den Verkaufsräumen im Obergeschoss stiftet seitdem wieder das alte Ambiente. Am Fußboden allerdings hapert es noch. Da knarrt und knarzt nichts mehr so wie früher. Stammkunden vermissen das.
Die Sanierung ist bezahlt worden, erzählt Martens, "das hat die Gebäudeversicherung übernommen". Nicht aber der Verlust, der dadurch entstanden sei, dass die Kosten wie Miete und Personal während der Ausfallmonate weiterliefen: "Meine Betriebsunterbrechungsversicherung hat das nur zu einem Teil ersetzt." Von Wesernetz sei nichts gekommen, dabei lägen alle Unterlagen vor, auch der Bericht des Sachverständigen.
"Die drei Vorgänge sind uns bekannt und allesamt dem Wasseraustritt zuzuordnen", teilt Wesernetz auf Anfrage mit. Grundsätzlich sei die Eintrittspflicht im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen zugesagt worden. Bei den Vorgängen Martinshof und John Benton befinde sich Wesernetz im Regressverfahren mit den jeweiligen Versicherern. "Gegenüber der Hanseatischen Warenhandels Kontor GmbH haben wir unsere Eintrittspflicht ebenfalls bestätigt. Jedoch ist die Schadenhöhe nach wie vor nicht abschließend nachgewiesen", so das Unternehmen.