Am Wochenende blieb die Eingangstür noch geschlossen, doch das ändert sich ab diesem Montag. Dann endlich öffnet das historische Geschäft von Hachez am Marktplatz in der Obernstraße wieder. Und den Kunden, zu denen traditionell viele Touristen gehören, weht wieder der Schokoladen-Duft entgegen, wenn es in die sogenannte Stoevesandt-Diele geht.
Kurzer Rückblick: Mitte Juni kam es bei Bauarbeiten an der Wasserleitung in der Obernstraße zu einem Wasserrohrbruch schräg gegenüber von Hachez. Das Wasser lief über den Marktplatz bis hinunter zum Schüttinger, sodass Geschäfte, Restaurants und Keller volliefen. Die Stoevesandt-Diele traf es im besonderen Maße. Nicht nur Wasser, sondern auch Sand sammelte sich unter dem alten Dielenboden.
Noch knarzt es nicht
Der dunkle Boden, das wurde schnell klar, war nicht zu retten. Es musste also ein neuer Bodenbelag in gleicher Optik her, immerhin sollte der historische Charakter erhalten bleiben. Passende Dielen zu finden, sagt Geschäftsführer Heiner Martens, habe ihn vor eine Herausforderung gestellt. "Die sollten eine gewisse Breite und Länge haben und eine schnelle Lieferzeit", sagt Martens, der die Filiale erst vor knapp einem Jahr übernommen hat. An die genaue Holzart könne er sich nicht erinnern, aber egal, nachdem die neuen Dielen geölt wurden, sehe jetzt alles wieder ganz alt aus. "Jetzt knirscht und knarzt es zwar nicht mehr ganz so wie vorher", sagt Martens, "aber das wird sich wieder einstellen".
Überhaupt sei er zufrieden mit den Handwerkerarbeiten, die sich doch in die Länge zogen. "In Zusammenarbeit mit den ganzen Handwerkern und dem Unternehmen Artus, die die Sanierung übernommen haben, haben wir die Situation gut gemeistert", findet Martens. Die Sanierungsgruppe sei nach der Überschwemmung mit Trocknern angerückt und habe Schlimmeres verhindert. "Es ist Gott sei Dank nicht viel an den Wänden hochgezogen", sagt Martens. Nach der Trocknung habe sich das Unternehmen dafür gesorgt, dass die Wandvertäfelung keine Risse bekommen habe und sich durch die Feuchtigkeit verziehen konnte.

Geschäftsführer Heiner Martens freut sich darauf, dass die Stoevesandt-Diele für die Kundschaft wieder öffnet.
Eines sei klar gewesen: "Der Charakter des Geschäftes musste erhalten bleiben", sagt Martens. Das habe die Denkmalbehörde sofort signalisiert, insgesamt sei die Zusammenarbeit aber gut verlaufen. Bei Problemen habe es schnelle Lösungen gegeben, um die Wiederöffnung zeitig umsetzen zu können.
Versicherung zahlt den Schaden
Die Kosten der Sanierung seien laut Martens von der Versicherung übernommen worden. "Miete, Löhne und Gehälter tragen wir", sagt der Geschäftsmann. 100.000 Euro habe allein die Ware gekostet, die nach dem Wasserschaden vernichtet werden musste. "Wir haben hier einen riesigen Schaden erlitten", sagt Martens. Die Angestellten hätten indes drei Monate bezahlten Urlaub gehabt. Sie seien aber froh, dass es jetzt wieder losgehe.
Die dreimonatigen Baumaßnahmen sind seit dem Wochenende beendet. Am Freitag liefen noch Handwerker durch die Räumlichkeiten, trugen Möbel und Glasscheiben durch die Gegend. Teile des Bodens waren noch mit Malervlies bedeckt, einige Regale noch nicht gefüllt, in ein paar Ecken stapelten sich Kartons. Für die Wiedereröffnung am Montag haben Martens und sein Team das gesamte Wochenende gearbeitet, inklusive Sonntag.
Bei allem Übel gibt es aber auch gute Neuigkeiten – und das ist der neue Pralinentresen. "Der ist größer, sodass wir mehr Auswahl bieten können", sagt Martens. Hier würde bei der Wiederöffnung auch die ein oder andere Praline umsonst an die Kunden verschenkt werden.

Letzte Schliffe am neuen Pralinentresen.
Der kleine Raum neben dem Eingang wurde vor der Schließung als Verkaufs- und Abstellraum genutzt. "Zu schade", fand Martens und entschied: Hier werden künftig Rothenburger Schneeballen verkauft. "Das ist ein Mürbegebäck mit Schokolade umhüllt." Eine Spezialität aus Rothenburg ob der Tauber, geliefert und produziert von Diller. "Solch eine Spezialität ist in Bremen außer in unserem Shop nicht zu finden", sagt er. Das Gebäck gebe es in mehr als 15 verschiedenen Sorten, darunter Vanille, Zimt und Marzipan – passend zur anstehenden Weihnachtszeit.
Kakao zum Weihnachtsmarkt?
Und das ist schließlich die wichtigste Verkaufszeit für das Hachez-Geschäft. "Wir brauchen für diese Wochen genug Vorbereitungszeit, die Ware muss verpackt und gestaltet werden", sagt Martens. Man sei froh, dass das jetzt in den Räumlichkeiten wieder möglich sei. Und dann ist da ja noch der Weihnachtsmarkt. Martens überlegt, heißen Kakao am Fenster des Geschäftes anzubieten. Ob das klappt, ist noch unklar. Klar ist aber: Die Bremer haben ihre Schokolade in der Innenstadt zurück.

Das Hachez-Geschäft in der Innenstadt liegt direkt am Marktplatz.