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Sommerwiese Große Freude über den ersehnten Ersatz

Seit dem Freimarkt 2019 gab es kein größeres Volksfest, keinen Jahrmarkt mehr in Bremen. Die Sommerwiese kommt als Neuauflage im kleineren Format sehr gut an.
25.07.2021, 07:00 Uhr
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Große Freude über den ersehnten Ersatz
Von Justus Randt

Hier steht niemand an, der nicht wirklich entschlossen ist. Manche, die gern dabei gewesen wären, schreckt der Andrang, und sie drehen ab: Die Warteschlange vorm Eingang der Sommerwiese hinterm Hauptbahnhof reicht vom Zebrastreifen bis zur Stadthalle. Ähnlich sieht es am zweiten Eingang nahe dem Schlachthof aus. Geöffnet wird pünktlich um 14 Uhr. Ganz allmählich kommen die Wartenden voran, dem bunten Markttreiben entgegen – so bunt wie auch die Osterwiese gewesen wäre, nur nicht so groß und eng. Freier Raum und die Möglichkeit, Abstand zu halten, sind Programm beim Ersatz-Jahrmarkt, der Sommerwiese. Ein lang ersehnter Ersatz.

Wer dabei sein will, muss etwas dafür tun. Das fängt mit der Anmeldung an. "Erst hat die Gast-Bremen-App gehakt. Auf der Internetseite klappte die Buchung auch nicht gleich", berichtet Katrin Gogollock aus der Neustadt, die gemeinsam mit Mann Jörn und Sohn Leander (8) in der Warteschlange dem Eingang entgegen trippelt. Das schließlich glücklich gebuchte Zeitfenster berechtigt sie zwischen 14 und 15 Uhr zum Eintritt in das abgezäunte Gelände. Bleiben dürfen sie drei Stunden. Was Leander in der Zeit am liebsten unternehmen möchte? Schwer zu sagen. "Hauptsache, raus", fasst sein Vater die Stimmung zusammen.

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Wie viele Buchungen es für das Wochenende gibt, kann Marktmeister Joachim Ackermann am Sonnabend nicht sagen. Die Auswertung der Anmeldungen über das Partnerunternehmen soll am Montag Thema einer Besprechung werden. Schon an diesem Sonntag wollen die Schausteller sich mit der Marktleitung über Startschwierigkeiten am Freitagnachmittag unterhalten und notfalls selbst nachbessern: Vor dem Corona-Testzentrum, gleich nebenan in Messehalle 3, hätten die Leute bis zu zweieinhalb Stunden angestanden, sagt Rudolf Robrahn, der Vorsitzende des Schaustellerverbandes Bremen. "Wir haben großes Interesse daran, dass es für die Besucher reibungslos läuft. Deshalb überlegen wir, eventuell selbst ein Testzelt aufzustellen." Das müssten sich Wiesengäste dann nicht mit Reisenden und Fußballfans teilen, wie am Sonnabend, als sich wiederum lange Schlangen vorm Testzentrum bildeten. Das Zentrum hat während der Sommerwiese, bis zum 8. August, täglich von 10 bis 21.30 Uhr geöffnet.

Vielen Besucherinnen und Besuchern gefällt der Markt, der sich coronabedingt in die Sommerferien verschoben hat. Ulrike Happel und ihre Söhne Torben und Mathis aus St. Jürgen sind mit ihren Frankenberger Großeltern gekommen und machen Rast im Schatten des Aqua-Labyrinths. "Es ist alles da: Essen, Trinken, Karussells. Es ist nur nicht so viel Betrieb wie sonst, vielleicht gibt man dann auch nicht so viel Geld aus", sagt Ulrike Happel. "Ich finde es angenehm, dass es nicht so voll und eng ist."

Vanessa Markmann aus Bonn, deren Familie das Aqua-Labyrinth betreibt, ist heilfroh, dass ihr Betriebssitz im vom Hochwasser heimgesuchten Euskirchen nicht verwüstet worden sei. "Ich war schon hier, zum Glück." Auch Hermann Fellerhoffs Geschäft, das Geisterdorf, blieb am Firmensitz in Düsseldorf unbeschadet. "Aber wir konnten wegen des Hochwassers erst verspätet kommen. Wir sind erst seit Dienstag hier", sagt Fellerhoff. Die Bremer Schausteller sammeln auf der Sommerwiese Spenden für die Leidtragenden des Hochwassers.

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"Nichts für schwache Nerven" lautet der Warnhinweis am Geisterdorf. Susanna Bruggemann hat ihn ignoriert und muss darüber lachen, dass sie "ein paar Mal ganz schön zusammengefahren" sei. Sie und ihr Mann Sven sind aus Delmenhorst auf die Sommerwiese gekommen. "Wir sind beruflich stark eingespannt, auch wegen Corona. Ab und zu muss man was anderes sehen. Der Nachholbedarf ist groß", sagt er, und seine Frau ergänzt: "Wir wollen heute einfach nur unseren Spaß haben." Den haben sie: Auch die nächste Station, der Happy Sailor, steht nicht gerade im Ruf, langweilig zu sein und seine Passagiere unbewegt zu lassen.

"Es ist richtig schön, wir freuen uns, dass wir endlich wieder etwas mit den Kindern unternehmen können", sagt Saime Bas aus Blockdiek. Viel Zeit zum Reden hat sie nicht, weil sie als Assistentin ihrer kleinen Töchter Melisa (4) und Serenay (2) gefragt ist: Entenangeln am Starduck-Stand ist Kinderkram im besten Sinn und macht offensichtlich viel Vergnügen.

Kurzweil und Zerstreuung dürfen nicht zu kurz kommen, das hat auch Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) anlässlich der Sommerwiesen-Eröffnung am Freitag gesagt. Hauptsache, alles verlaufe coronakonform. Insofern werde die Sommerwiese eine Blaupause abgeben für den Freimarkt, den Weihnachtsmarkt und auch den Schlachtezauber. Beide Märkte würden sicherheitshalber parallel geplant: in abgespeckter Version, wie die Sommerwiese, "um gewappnet zu sein", und wie vor Corona.

Zur Sache

Klein, aber sommerlich

Statt der üblichen rund 150 Geschäfte auf der Osterwiese bietet die Sommerwiese nur Platz für 105 Karussels, Buden und Bars. Beworben hatten sich nach Angaben der Verwaltungsabteilung für Gewerbe- und Marktangelegenheiten 534 Betreiber. Der Abstand zwischen den Geschäften und die Breite der Gänge ist vergrößert worden. Bis zu 6500 Besucherinnen und Besucher dürfen zugleich auf das etwa 5000 Quadratmeter große Areal auf der Bürgerweide.

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