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Sondereinheit der Polizei kontrolliert wieder Ermittler sind Rasern auf der Spur

Im Frühjahr nimmt erfahrungsgemäß die Zahl der Raser und Autoposer auf Bremens Straßen zu. Die Sonderermittler der Polizei haben ihre Arbeit wieder aufgenommen – und eine Zwischenbilanz vorgelegt.
21.05.2021, 10:57 Uhr
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Ermittler sind Rasern auf der Spur
Von Felix Wendler

128 Kilometer pro Stunde hatte ein 26-Jähriger nach Angaben der Polizei am Dienstagabend in der Überseestadt auf dem Tacho stehen, als die Beamten ihn anhielten – erlaubt sind dort 50. Ähnliche Fälle waren zuletzt auf der Kurfürstenallee oder dem Breitenweg gemeldet worden. Immer wieder hat die Polizei in den vergangenen Monaten Raser aus dem Verkehr gezogen. Auch wegen des Verdachts auf illegale Autorennen waren die Beamten im Einsatz, unter anderem Ende März in der Überseestadt. 

Seit dem 2. April sind Polizeiangaben zufolge die Sonderermittler der vor zwei Jahren gegründeten „Kontrollgruppe Raser und Poser“ wieder unterwegs, um gegen Verkehrssünder vorzugehen. Die Polizei Bremen hat dem WESER-KURIER eine Zwischenbilanz zu deren Arbeit zur Verfügung gestellt. Demnach hat die Gruppe in diesem Jahr bislang 79 Kontrollen durchgeführt und dabei 31 Verstöße festgestellt. Schwerpunkte der Bremer Raser- und Autoposer-Szene sind neben dem Viertel die Bürgermeister-Smidt-Brücke, die Martinistraße, der Breitenweg, die Diskomeile oder auch die Überseestadt. 

Wie Polizeisprecher Nils Matthiesen mitteilt, habe es sich dabei überwiegend um Geschwindigkeitsvergehen gehandelt, in neun Fällen sei ein Fahrverbot ausgesprochen worden. Auch „verkehrserzieherische Gespräche“ würden bei den Kontrollen häufig geführt. Wie im vergangenen Jahr habe die Arbeit der Kontrollgruppe über die Wintermonate hinweg geruht. „Die Beschwerden aus der Bevölkerung und die Aktivitäten der motorisierten Fahrer nehmen erfahrungsgemäß im Frühjahr und Sommer zu“, begründet er die saisonale Einstellung. Der reguläre Streifendienst habe auch im Winter Verkehrskontrollen durchgeführt, betont Matthiesen.

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Dass mit steigenden Temperaturen vor allem Autoposer aktiv werden, ist aus den Vorjahren bekannt. Autoposer ist ein Überbegriff für zumeist junge Männer, die mit ihren getunten Wagen absichtlich Lärm erzeugen – vornehmlich an belebten Orten. Ärger hatte es deshalb insbesondere im Viertel immer wieder gegeben. In diesem Jahr sei das Problem noch nicht zu beobachten gewesen, sagt Ortsamtsleiterin Hellena Harttung (Grüne). Sie gehe aber stark davon aus, dass die Poser wiederkämen, sobald das Wetter besser werde und die Gastronomie öffne. Hoffnung setze sie auf die temporäre Sperrung des Sielwalls, die ihres Wissens nach bald beginnen solle. Die Wirksamkeit der Polizeikontrollen beurteilt sie eher kritisch: „Eine merkliche Verbesserung habe ich da nicht erkannt“, sagt Harttung auf den vergangenen Sommer bezogen.

Eine eindeutige Tendenz, wie sich die Szene der Raser und Autoposer in Bremen entwickelt hat, geben die Zahlen der Polizei nicht her. Für das vergangene Jahr verzeichneten die Sonderermittler 140 Kontrollen zwischen April und Oktober. Das sind ungefähr so viele wie im Jahr 2019 – umgerechnet weniger als eine Kontrolle pro Tag. Die „erhöhten Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie“ hätten die Arbeit teilweise eingeschränkt, teilt Nils Matthiesen mit. Kräfte der Sondereinheit seien zeitweise in Streifentätigkeiten eingebunden gewesen, so die Polizei. Aktuell sei das nicht mehr der Fall.

Zielgerichtet scheint die Arbeit der Sonderermittler gewesen zu sein: Aus 140 Kontrollen des vergangenen Jahres wurden in 119 Fällen Strafanzeigen, Bußgelder oder Verwarnungen. Die Kontrollgruppe setzt der Polizei zufolge auf zivile Streifenwagen, die zum Teil mit Kameras und Tempomessern ausgestattet sind.

Die Pandemie habe auf das Verhalten der Zielgruppe nur geringen Einfluss, erklärt Matthiesen. Die mittlerweile gekippte Ausgangssperre habe zu einer spürbaren Abnahme der Verstöße geführt. Ebenfalls abgenommen hat im vergangenen Jahr dem Tüv Nord zufolge die Zahl der festgestellten unzulässigen Veränderungen an Fahrzeugen, nachdem diese zuvor jahrelang gestiegen war. Die Aussagekraft ist begrenzt, weil keine gesonderten Zahlen für Bremen vorliegen und der Rückgang durch die Pandemie beeinflusst worden sein könnte.

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Nicht zuletzt aufgrund einiger aufsehenerregender Gerichtsverfahren hat das Thema Raser in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Auch die Rechtslage hat sich geändert. Seit 2017 gelten illegale Autorennen als Straftat und nicht mehr als Ordnungswidrigkeit.

Im Zusammenhang mit tödlich verlaufenen Autorennen wird ebenfalls immer wieder diskutiert, ob die Täter unter Umständen als Mörder einzustufen seien. Mittlerweile liegen solche Urteile in Einzelfällen vor. Im vergangenen Jahr wurde in Berlin ein Raser, der 2016 auf dem Kurfürstendamm einen tödlichen Unfall verursacht hatte, rechtskräftig wegen Mordes verurteilt.

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