Am Freitag waren Handwerker noch mit letzten Arbeiten befasst, am Montag um zehn Uhr soll es offiziell losgehen. Zwei Mobilbauten auf dem Parkplatz des Jakobushauses (Papageienhaus) in der Friedrich-Rauers-Straße bieten dann den ersten Bremer Drogenkonsumraum. Unter kontrollierten und hygienischen Bedingungen können Drogenabhängige hier ihre jeweiligen Substanzen konsumieren.
„Endlich, endlich haben wir es geschafft“, sagte Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke). Das sei ein großer Schritt. Sie erwartet, dass Betroffene dadurch besser an das Hilfesystem herangeführt werden und ihre eigene gesundheitliche Situation sich ebenfalls verbessert. Eine Studie hat für Bremen rund 4000 schwer opiatabhängige Süchtige ergeben, etwa 400 bis 600 kommen als Nutzer der neuen Einrichtung infrage.
Betreuung durch die Comeback GmbH
Erfahrung mit Drogenkonsumräumen aus anderen Großstädten sind nicht nur in die vorangegangene Machbarkeitsstudie eingeflossen, sondern werden unter anderem in Person von Daniela Alex in das Projekt eingebracht. Sie arbeitet seit mehr als acht Jahren in einer solchen Einrichtung in Berlin und wird ab November das Leitungsteam des Bremer Projekts ergänzen. Bis dahin hat Sozialpädagogin und Suchttherapeutin Lea Albrecht die alleinige Verantwortung. Beide sind Mitarbeiterinnen der Comeback GmbH, eine gemeinnützige Gesellschaft im ambulanten Drogenhilfesystem, die den Drogenkonsumraum im Auftrag des Senats betreut.
Von Beginn an ist das Angebot täglich geöffnet, wenn auch zunächst nur für vier Stunden pro Tag. Ab Oktober sollen die Öffnungszeiten ausgeweitet werden, angepeilt werden bis zu 70 Stunden in der Woche. Der begrenzende Faktor ist aktuell das Personal. Beim Drogenkonsumraum arbeiten fünf Personen in jeder Schicht: eine medizinische Fachkraft, Sozialarbeiter und sogenanntes zielgruppenerfahrenes Hilfspersonal.
„Das Konzept beruht auf einer niedrigschwelligen, akzeptierenden Drogenarbeit, die dem Abhängigen zugesteht, sein eigenes Tempo zu wählen, wenn er Wege aus der Sucht beschreiten will“, sagt Alex. Albrecht betont, dass jeder Nutzer zuvor eine verpflichtende Erstberatung erhalte, bei der unter anderem auch die Hausregeln erläutert werden. Erst danach sei es möglich, mitgebrachte Drogen zu konsumieren. Dafür stehen nicht nur Räumlichkeiten, sondern auch sterile Spritzen bereit.
In Zeiten der Corona-Pandemie haben die Hygieneregeln auch hier die Situation verschärft. Wegen des Abstandsgebots gibt es nun weniger Plätze. Die Reinigung wird nun von Mitarbeitern übernommen. „Üblich ist in vielen Drogenkonsumräumen, dass die Nutzer zumindest diese kleine Verantwortung selbst übernehmen“, sagt Albrecht.
Neben einem besseren Gesundheitsschutz und mehr Kontakt von Sozialarbeitern zu den Konsumenten erwartet die Politik auch eine Entlastung des öffentlichen Raumes rund um den Bahnhof. „Wir hoffen auf weniger Spritzbestecke in den Grünanlagen“, sagt Jens Körber, Koordinator für das Projekt „Sichere und saubere Stadt“ beim Innensenator. Zugleich sei das Angebot aus polizeilicher Sicht ein Balanceakt. „Wir werden keinen Drogenhandel im Umfeld zulassen“, betont Körber. Andererseits verurteilten polizeiliche Kontrollen der Süchtigen das Vorhaben von vornherein zum Scheitern. Augenmaß und Kooperation aller Beteiligten seien daher unerlässlich.