Eigentlich war der Start für den 1. April vorgesehen – wegen der Corona-Pandemie musste die Eröffnung des Drogenkonsumraums allerdings verschoben werden. Jetzt hat die Gesundheitsbehörde grünes Licht gegeben: In der zweiten Juni-Hälfte soll der Betrieb aufgenommen werden, wie Lukas Fuhrmann, Sprecher von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) sagt. Statt eines Raums in einem Gebäude werden allerdings Container aufgestellt, in denen Drogen konsumiert werden können. Anfang des Jahres hatte es als Übergangslösung auch Pläne für einen sogenannten Drogenkonsumbus gegeben, weil es noch keine geeigneten Räume gab.
Standort der Container ist ein umzäunter Bereich auf dem Parkplatz des Jakobushauses – auch als Papageienhaus bekannt – an der Friedrich-Rauers-Straße. „Das Angebot richtet sich an alle, die intravenös oder inhalativ konsumieren. Hygieneregeln, Abstandsgebote und der Infektionsschutz werden natürlich auch hier von höchster Bedeutung sein“, sagt der Behördensprecher.
Personal von der Drogenberatungsstelle Comeback
Regulär könnten sich sechs bis acht Nutzer in den Räumen aufhalten, dies hänge aber auch vom aktuellen Corona-Infektionsgeschehen und der personellen Ausstattung ab. Das Personal werde von der Drogenberatungsstelle Comeback gestellt, für Betreuung, Verwaltung und Reinigung werde derzeit mit insgesamt rund sieben Vollzeitstellen geplant. Auch eine Beratung gehöre zum Konzept des Drogenkonsumangebots.
Nach Angaben des Behördensprechers sind nach derzeitigem Stand Öffnungszeiten von Montag bis Freitag zwischen 9 Uhr und 21 Uhr geplant, am Wochenende zwischen 12 Uhr und 17 Uhr. Fuhrmann: „Aber auch das wird eventuell an das Infektionsgeschehen angepasst.“ Auch die personelle Situation vor Ort könne wegen der Corona-Pandemie gerade zu Beginn anders ausfallen als geplant.
Die konkreten Planungen für einen Drogenkonsumraum laufen bereits seit Langem: Die Behörde der damaligen Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) hatte im November 2018 das Institut für Public Health und Pflegeforschung an der Universität Bremen mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Anlass für die Studie war ein Senatsbeschluss zum „Sicherheitsprogramm Bremer Hauptbahnhof“ vom September 2018, wie es in einer Vorlage der Behörde hieß. Rechtliche Grundlage für die Einrichtung von Drogenkonsumräumen ist der Paragraf 10a des Betäubungsmittelgesetzes. Danach kann die Landesbehörde über eine Rechtsverordnung eine behördliche Erlaubnis erteilen.
1,2 Millionen Euro Betriebskosten
Ende August vergangenen Jahres wurde schließlich das Ergebnis der Machbarkeitsstudie vorgestellt. Danach würde ein Raum, in dem Drogenabhängige unter Aufsicht illegale Drogen nehmen können, je nach Länge der Öffnungszeiten etwa 550.000 bis 1,15 Millionen Euro jährlich kosten. Das Gesundheitsressort ging zuletzt von jährlichen Betriebskosten von 1,2 Millionen Euro aus.
In anderen Städten gibt es solche Angebote für Drogenkonsumenten schon länger – die Konzepte sind allerdings unterschiedlich: Es gibt sogenannte nackte Einrichtungen ohne sonstige soziale und medizinische Hilfen. Bei diesen Konzepten wird ausschließlich die Möglichkeit zum Drogenkonsum geboten. Bei integrierten Konzepten wie beispielsweise auch in Berlin ist der Konsumraum an Angebote der Drogenberatung mit sozialen und medizinischen Hilfen angedockt.