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Serie: Bremerhavens unentdeckte Seiten Junge Künstler in Bremerhaven

Ausstellungen mit jungen und unbekannten Künstlern sind ein Schwerpunkt der Arbeit des Kunstvereins Bremerhaven. Dabei setzt der Verein auf eine besondere Form der Zusammenarbeit mit den Künstlern.
28.04.2019, 19:12 Uhr
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Von Helmut Stapel

Viele Menschen verbinden mit Bremerhaven Schiffe, Meer und Fisch. Tatsächlich hat die Seestadt auch eine tief verwurzelte und sehenswerte Kunst-Kultur. Der Bremerhavener Kunstverein kann auf eine Sammlung von mehr als 2500 Werken zurückgreifen, die von Künstlern wie Joseph Beuys, Gerhard Richter oder Paula Modersohn-Becker stammen. Mit der Kunsthalle und dem neuen Kunstmuseum gibt es mitten in der Innenstadt gleich zwei attraktive Orte, an denen die Kunst zu sehen ist.

In den USA wurde die Freiheitsstatue enthüllt, in Deutschland hatte der Tüftler Carl Benz gerade das Patent für sein erstes Automobil beantragt, als der Kunstverein in Bremerhaven an den Start ging. Bereits im Jahr 1886 hat sich die junge Bremer Stadtgründung damit auf den Weg in die kulturelle Selbstständigkeit gemacht. Heute zählt der Bremerhavener Kunstverein mit seinen rund 500 Mitgliedern zu den bedeutendsten Einrichtungen dieser Art in Deutschland.

Junge und unbekannte Künstler

„Ja, wir zeigen ein bisschen was und bei uns wird man mit der Menge der Kunst nicht ganz so überfordert“, sagt der Vorsitzende des Bremerhavener Kunstvereins, Kai Kähler, bescheiden. Dabei hat er allen Grund, auf den Verein und die seit Generationen geleistete Arbeit stolz zu sein. Der Bremerhavener Kunstverein ist seit jeher eine der wenigen Institutionen in Deutschland, die vor allem junge und unbekannte Künstler ausstellen und den Schwerpunkt auf zeitgenössische Kunst legen.

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„Der Vorteil dabei ist“, schmunzelt Kai Kähler, „dass natürlich auch eine Paula Modersohn-Becker mal eine junge aufstrebende Künstlerin war oder ein Joseph Beuys. Dadurch verfügen wir heutzutage über eine außergewöhnlich breit aufgestellte Sammlung von Werken ganz unterschiedlicher Künstler.“ Gezeigt werden die Kunstwerke im Kunstmuseum direkt neben dem Stadttheater in der Innenstadt.

Aber auch in der benachbarten Kunsthalle des Vereins auf der anderen Straßenseite ist Kunst zu sehen – nur anders. „In der Kunsthalle präsentieren wir immer aktuelle Ausstellungen junger Künstler. Im Kunstmuseum hingegen zeigen wir ausgewählte Werke aus unserer umfangreichen Kunstsammlung“, erklärt Kai Kähler. Eine große Aufgabe für einen Verein, für die eine eindrucksvolle Gesamtfläche zur Verfügung steht: insgesamt rund 1200 Quadratmeter in beiden Gebäuden zusammen. Das neu gebaute Kunstmuseum in Würfelform und Backstein-Optik hat der Verein erst vor gut zehn Jahren bezogen. Das Haus wurde im Zuge der Innenstadtmodernisierung mit öffentlichen Mitteln gebaut und vom Verein gemietet.

Enge Zusammenarbeit mit den Künstlern

Auf insgesamt drei Etagen in 15 verschiedenen Räumen werden hier Kunstwerke vom Gemälde über die Zeichnung und Skulpturen bis hin zu Rauminstallationen gezeigt. „Als eines der wenigen Kunstmuseen in Deutschland arbeiten wir bei der Gestaltung der Ausstellung mit den Künstlern sehr eng zusammen“, erklärt Kai Kähler. „Jeder Raum ist einem Künstler oder eine Künstlerin gewidmet.

Wie die vorhandenen Kunstwerke aus unserer Sammlung im Raum angeordnet werden, dass bestimmen die Künstler und gestalten den jeweiligen Raum selbst.“ Eine spannende Zusammenarbeit, durch die das Kunstmuseum praktisch selber zu einem Gesamt-Kunstwerk wird. Dadurch kommt auch schon mal ein Gerhard Richter wieder nach Bremerhaven, um hier seine Kunstwerke für eine Sonder-Ausstellung zu arrangieren.

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„Die bisherige Dauerausstellung haben wir gut zehn Jahre gezeigt. Vor Kurzem wurde dann das Kunstmuseum komplett umgestaltet und mit neuen Kunstwerken aus unserer Sammlung versehen“, sagt Kai Kähler. Dazu gehören Werke von Künstlern wie Gregor Schneider, Annika Kaas, Alicja Kwade, Paula Modersohn-Becker und anderen. Auch Skulpturen des bekannten Bildhauers Stephan Balkenhol können schon mal im Bremerhavener Kunstmuseum zu sehen sein. Bis zu 10.000 Besucher jährlich kommen in die Ausstellungen.

Kunst auch für den kleinen Geldbeutel

Die Nähe zu den Menschen und Kunstliebhabern ist dem Bremerhavener Kunstverein wichtig. Und das ist auch heute noch so. Jeden Mittwoch gibt es ab 16 Uhr eine Gratis-Führung. Der reguläre Eintritt für den Besuch in beiden Häusern kostet acht Euro. „Und dienstags haben wir freien Eintritt, um auch Menschen mit weniger Geld einen Besuch der Ausstellungen zu ermöglichen“, so Kähler. Das Vereins-Prinzip der intensiven und leidenschaftlichen Verbindung zwischen Kunst und Menschen hat nachhaltige Wirkung.

„Heute bekannte Künstler, die ihre ersten Ausstellungen in Bremerhaven zu den Anfängen ihrer Karriere zählen, sind uns meistens ein Leben lang treu“, sagt Kai Kähler. Offensichtlich – denn selbst an den Fassaden des Kunstmuseums und der gegenüberliegenden Kunsthalle ist über dem Eingang eine lebensgroße Skulptur des bekannten Bildhauers Balkenhol befestigt. Ein Zeichen der Wertschätzung und eine deutliche Markierung für Passanten: Hier gibt es Kunst.

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