Auf dem Barkenhoff in Worpswede wird es in diesem Sommer mit dem Blick auf eine besondere Sammlung sehr bremisch werden. Die 2012 verstorbene Bremer Galeristin Brigitte Seinsoth und ihr Mann Udo Seinsoth haben bis zu Brigitte Seinsoths Tod die Bilder des 2013 verstorbenen Malers Norbert Schwontkowski zusammengetragen. Ihn vertrat Brigitte Seinsoth viele Jahre als aktive Galeristin, dabei aber nicht nur als Verkäuferin seiner vielseitigen Arbeiten. Gemeinsam mit ihrem Mann fügte sie bis zu ihrem Tod immer wieder Arbeiten aus allen Bereichen des umfangreichen Werks ihrer Sammlung mit Schwontkowski-Bildern hinzu.
Diese sehr private Zusammenstellung betreut Udo Seinsoth bis Ende des Jahres weiter. Geplant haben er und seine Tochter Karin, alles im November als Dauerleihgabe in die Weserburg zu geben. „Dort sind diese Arbeiten richtig aufgehoben“, da ist Udo Seinsoth sicher. Die Bilder in Öl und auf Papier, die Künstlerbücher und Einzelgrafiken passen seiner Meinung nach zum Konzept des Museums. Immerhin ist in der Sammlung der Wahlbremer vieles zusammengekommen. So werden dann, hofft der Kunstkenner, in der Weserburg auch immer mal wieder größere und kleinere Arbeiten des künstlerisch zeitlebens sehr aktiven Bremers gezeigt.
Säule der Galerie
Norbert Schwontkowski, in Bremen geboren, gehörte wie seine Künstlerkollegen Thomas Hartmann und Hartmut Neumann zu den Säulen der Galerie Brigitte Seinsoth. Das hat sie selbst einmal erzählt. Während Norbert Schwontkowski unter anderem an der hiesigen Hochschule für Künste lehrte, zog es die beiden anderen als Professoren an andere deutsche Hochschulen. Der hier Gebliebene empfand Bremen trotz vielfältiger Engagements in anderen Galerien und Museen Deutschlands und woanders in der Welt bis zu seinem Tod als Heimatstadt.
Schwontkowskis Bilder wurden in der gut besuchten Galerie in Seinsoths Wohnhaus in der Straße Beim Steinernen Kreuz seit den 80er-Jahren häufig gezeigt. In Worpswede werden nun 14 Ölgemälde, eine ganze Reihe von Papierarbeiten, dazu Künstlerbücher und Einzelgrafiken der Seinsoth-Sammlung gezeigt. Anlass ist der Geburtstag des Malers, der am 29. April 70 Jahre alt geworden wäre. Die Schau im Barkenhoff beginnt am 30. Juni und endet am 3. November.
Bereits ab dem 30. April widmet sich die Kunsthalle Bremerhaven Norbert Schwontkowski. Anlass dafür ist ebenfalls dessen Geburtstag. Dort werden Arbeiten aus Bremerhavener Privatbesitz und aus der Sammlung des Kunstvereins Bremerhaven gezeigt. Der Kunstverein nimmt in Anspruch, in Bremerhaven die meisten privaten Sammler von Arbeiten des Malers zu haben.
Sammlung wird unter dem Titel „visuel poetry“ zu sehen sein
Ab Ende Juni wird dann der Barkenhoff das Schwontkowski-Jahr fortsetzen. Der Künstler bekommt dort viel Raum. Die Sammlung des Bremer Ehepaares wird im Rahmen des Jahresprogramms „Worpswede zeitgenössisch“ unter dem Titel „visuel poetry“ zu sehen sein. Der Maler wurde eigentlich erst in seinen späten Schaffensjahren einem wachsenden Publikum, Kunstfreunden und -käufern, bekannt. Schwontkowski war sehr aktiv, und er verdankte Brigitte Seinsoth viel. „Seine Arbeiten finden in Deutschland, ja in ganz Europa, sogar in New York Sammler“, hat sie einmal bei einer Ausstellungseröffnung gesagt; nicht ohne ein bisschen Stolz in der Stimme.
Der Titel ihrer Sammlung lautet nicht ohne Grund „Norbert Schwontkowski – Gemalte Poesie“ und passt damit ins Konzept der Worpsweder – da ist Udo Seinsoth sicher. Schwontkowski malte seine prägnanten Figuren auf oftmals großen, sehr schlicht und vorsichtig gestalteten Untergründen, die seine künstlerische Aussage transportierten.
Die Farben sind gedeckt, das gilt auch für die kleinen und größeren menschlichen oder tierischen Figuren, auch für Dinge wie Fahrräder oder Häuser. Schwontkowski schuf aber auch kurze Botschaften, Worte, kleine und größere Gebäude. Häuser interessierten ihn. Die menschlichen Figuren stehen oder sitzen oft in der Mitte des Bildes, aber auch mal ein wenig herausgerückt oder an die unteren Bildränder versetzt. Worte und gemalte kurze Sprüche können ihre Bedeutung sowohl verändern, hervorheben oder ganz für sich stehen.
Große Kreativität
Die Seinsoths glaubten an Schwontkowskis Kreativität. Die rührige Galeristin suchte bis zu ihrem Tod den persönlichen Kontakt. Udo Seinsoth verband Ausstellungen in der Galerie über seinem Antiquariat mit Lesungen und Kunstaktionen. Für ihn und seine Frau blieb Schwontkowski „der“ Bremer Maler der zeitgenössischen Kunst. Ein Großer der Kunstrichtung, die er vertrat und vermittelte. Ein Mann mit Strahlkraft. Die viele Jahre anhaltende Beziehung zwischen dem Ehepaar und dem Maler zeigt sich nicht allein auf der künstlerischen Ebene: Immer ging es dem Paar auch um die Person hinter den Werken.
Bis zum Tod des Malers sollten etliche Einzelausstellungen bei den Seinsoths stattfinden. Schon 1993 gab es aber auch in der Bremerhavener Kunsthalle, später auch anderswo in Deutschland und in der Welt Ausstellungen. Menschen an unterschiedlichen Orten lobten Schwontkowskis künstlerische Kraft. Doch Bremen hat er erst mit dem Tod ganz verlassen.