Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Autofahrer in der Überseestadt gefrustet Verkehr: Am Hansator wird's eng

Die Bremer Überseestadt ist häufig vom Kfz-Verkehr verstopft, jetzt ist ein zusätzliches Problem hinzugekommen.
12.04.2019, 05:59 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Verkehr: Am Hansator wird's eng
Von Jürgen Theiner

Die Überseestadt ist dem Verkehrsinfarkt ein gutes Stück nähergerückt – manche Autofahrer würden sagen: Er ist bereits eingetreten. Seit einigen Tagen staut sich der Berufsverkehr zur morgendlichen Stoßzeit aus Richtung Hansestraße zurück bis zur B6. Wer über das Hansator zu den Gewerbebetrieben oder Büros der Überseestadt will, hängt eine Viertelstunde auf der Hansestraße fest. Mindestens.

Am Knotenpunkt der Straßenzüge Hans-Böckler-Straße/Nordstraße und Hansestraße/Hansator spielen sich teils chaotische Szenen ab. Autofahrer biegen Richtung Überseestadt ab, obwohl dort schon alles verstopft ist. Oft geht dann gar nichts mehr, sogar die Straßenbahn hängt fest. Total verboten, aber ebenfalls zu beobachten: Fahrzeugführer, die aus dem Kreuzungsbereich ausscheren und sich über den Parkplatz des Radhändlers Stadler weiter vorankämpfen.

Lesen Sie auch

Die Zuspitzung der ohnehin stets angespannten Verkehrssituation am Zugang zu Bremens dynamischstem Quartier hat mit der Großbaustelle am Kopf des Europahafens zu tun. Der Bauunternehmer Kurt Zech lässt dort für rund 300 Millionen Euro einen gewaltigen Wohn- und Gewerbekomplex errichten, 2021 soll das Projekt abgeschlossen sein. Die Baustelle dehnt sich bis an den Rand der Fahrbahn des Hansators aus. Damit die Straße für Radfahrer nicht zur Sackgasse wird, hat die Verkehrsbehörde von der zweispurigen Fahrbahn in Richtung Kellogg-Gelände die rechte Spur mit rot-weißen Baken abgetrennt. Für den Kfz-Verkehr verbleibt nur noch die linke. So entsteht ein Flaschenhals, der den gewaltigen Rückstau Richtung Utbremen verursacht.

„Gerade bei den Pkw hat die Verkehrsmenge stark zugenommen“

Olaf Mittelmann hat das zweifelhafte Vergnügen, sich morgens dieses Schauspiel von seinem Arbeitsplatz aus anschauen zu können. Der Prokurist der Straßenverkehrsgenossenschaft SVG, die genau im Kreuzungsbereich Hans-Böckler-Straße / Hansator ansässig ist, bestätigt, dass dort neuerdings deutlich mehr Druck auf dem Kessel ist. „Gerade bei den Pkw hat die Verkehrsmenge stark zugenommen“, gibt Mittelmann seine Beobachtungen wieder. In einem dieser Pkw sitzt morgens regelmäßig Frauke Meyenberg aus Schwachhausen, die im Schuppen 1 an der Konsul-Smidt-Straße arbeitet.

Statt 15 Minuten braucht sie neuerdings eine knappe halbe Stunde für die Anfahrt. Ihrer Ansicht nach trägt eine ungünstige Ampelschaltung in Höhe der Konsul-Smidt-Straße zu dem Rückstauproblem bei. „Bei jeder Grünphase schaffen es nur sehr wenige Autos, vom Hansator nach rechts in die Konsul-Smidt-Straße einzubiegen, weil man ja oft noch Radfahrer vorlassen muss. Das muss sich jemand ausgedacht haben, der noch nie vor Ort war“, spottet Meyenberg.

Lesen Sie auch

Was die Situation derzeit zusätzlich erschwert, sind Baustellen im weiteren Umfeld der Überseestadt. Eine davon befindet sich an der Waller Heerstraße. Das Linksabbiegen in den Waller Ring ist dadurch aus Richtung Stadtmitte nicht möglich, eine Weiterfahrt zum Überseetor folglich auch nicht. Diese alternative, nördliche Zuwegung in die Überseestadt fällt damit noch eine Weile flach. Zeitgleich wird im Bereich Haferkamp gebuddelt. Dadurch muss die Straßenbahnlinie 10 über das Hansator umgeleitet werden. Sie belastet damit den neuralgischen Kreuzungsbereich zusätzlich.

Auch Busse stark betroffen

Auch bei der BSAG ist man mit der aktuellen Situation in der Überseestadt „nicht gerade glücklich“, wie es ihr Sprecher Andreas Holling formuliert. „Unsere Buslinie 20 braucht normalerweise für das kurze Stück Hansestraße ein bis zwei Minuten. In den Stoßzeiten jetzt manchmal fünfzehn“, sagt Holling. Das bringe auch den Fahrplan durcheinander. Nicht wirklich optimal, aber anders kaum machbar sei auch die Verlegung der Bushaltestelle Konsul-Smidt-Straße gewesen. Sie wanderte wegen der Zech-Baustelle ein gutes Stück näher an die Kreuzung Hansator/Hans-Böckler-Straße heran. Hält der Bus an der Ersatzhaltestelle, staut sich der Verkehr dort schnell bis auf in den Kreuzungsbereich.

Im Verkehrsressort des Senats macht Sprecher Jens Tittmann keine Umschweife, wenn man ihn auf die Situation am Hansator anspricht. „Das ist eine unglückliche Situation dort“, findet er. Man habe zunächst versucht, den Radverkehr Richtung Kellogg-Gelände auf die gegenüberliegende Straßenseite zu verlegen. Dadurch seien aber neue Gefahrensituationen entstanden. „Es gab deshalb letztlich keine andere Möglichkeit, als einen Streifen der Fahrbahn entlang der Zech-Baustelle mit Baken abzutrennen und dort einen Radweg einzurichten“, so Tittmann.

Lesen Sie auch

„Wir müssen schließlich die Sicherheit des Radverkehrs garantieren.“ Nicht ausschließen kann der Ressortsprecher, dass es ab dem Sommer auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu vermehrten Behinderungen kommt. Vis-à-vis des Zech-Grundstücks wird der Baukonzern Strabag einen Büro- und Hotelkomplex errichten. Dass auch dort die Baustelle bis an die Fahrbahn heranrückt und ebenfalls eine Radspur abgetrennt werden muss, sei zwar aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. In jedem Fall müsse mit erhöhtem Baustellenverkehr auf dem Hansator gerechnet werden. Das zumindest sieht bei der Zech-Baustelle am Europahafen anders aus. Dort wird ein großer Teil des Materialtransports über den Wasserweg abgewickelt.

Facebook-Gruppe
Was Bremen bewegtn
Verkehr in Bremen
Was Bremen bewegt

Aktuelle Baustellen, Staus, Unfälle oder Projekte und Vorhaben von Politik und Wirtschaft – über all das informiert das Team der WESER-KURIER-Onlineredaktion in einer Facebook-Gruppe.

mehr »
Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)