Bremen ist bereit, kurzfristig bis zu 150 afghanische Ortskräfte und deren Familien aufzunehmen. Dazu zählen laut einer Mitteilung des Senats Personen, die in Afghanistan für die Bundeswehr, deutsche Ministerien und Nichtregierungsorganisationen gearbeitet haben.
„In Afghanistan sind Menschen in Lebensgefahr, weil sie uns geholfen haben. Jetzt muss es darum gehen, ihnen schnell und unbürokratisch zu helfen", sagte Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne). Bremen sei bereit Verantwortung zu übernehmen, auch unabhängig vom sonst üblichen Verteilungsschlüssel. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) unterstützt den Vorstoß: „Diese Menschen haben mit ihren deutschen Kolleginnen und Kollegen all die Jahre unter gefährlichsten Bedingungen eng zusammengearbeitet und am gleichen Strang gezogen. Sie zurückzulassen und nun den Taliban auszuliefern, verbietet sich."
Evakuierung aus Afghanistan läuft
Außenminister Heiko Maas (SPD) erklärte am Dienstag, die Evakuierung von deutschen Staatsangehörigen, afghanischen Ortskräften und anderen zu schützenden Personen aus Afghanistan sei "voll angelaufen". In einem zweiten Flug seien weitere 125 Personen zunächst nach Taschkent in Sicherheit gebracht worden, sagte Maas in Berlin vor einer außerordentlichen Videokonferenz der EU-Außenminister. Weiter Flüge würden folgen. Deutschland werde weiterhin alles daran setzen, die deutschen Staatsangehörigen und die afghanischen Ortskräfte in Sicherheit zu bringen, "soweit das die Lage zulässt".
Bei der Evakuierung wolle man sich in der EU gegenseitig unterstützen. Deutschland werde sich für eine geschlossene Haltung aller EU-Mitgliedsstaaten einsetzen. Die EU müsse vor allem den Blick auf die Stabilität in der Region richten. Das gelte auch mit Blick auf Flüchtlingsbewegungen. Deutschland sei bereit, bei der humanitären Versorgung der Flüchtlinge zu helfen. Auch dafür brauche es ein gemeinsames Vorgehen der EU.
Die Entwicklungszusammenarbeit sei derzeit eingefroren, um die weitere Entwicklung abzuwarten. Es müsse überprüft werden, wo man humanitär helfen könne, sagte der Minister. Das gelte nicht nur für Afghanistan, sondern auch für die umliegenden Länder. Maas betonte, dass die Europäische Union mit Blick auf die Flüchtlinge ein Interesse an einer gemeinsamen Haltung haben müsse. Er sprach von einer "nicht unerheblichen Zahl" von Flüchtlingen, die zunächst in die Nachbarländer gingen.