Der Lehrermangel verteilt sich in Bremen nicht gleichmäßig auf alle Schulen, das ist schon länger ein Thema. Einige Schulen haben größere Not und mehr unbesetzte Stellen als andere. Nun will die Bildungsbehörde Personal stärker steuern, damit Lehrer zuerst dort eingesetzt werden, wo sie besonders gebraucht werden.
Dazu soll es der Behörde zufolge möglich sein, neu eingestellte Lehrkräfte, die bisher Teil eines Vertretungspools sind, zunächst für zwei bis vier Jahre an eine Schule mit besonderem Lehrermangel abzuordnen, bevor sie dann dauerhaft an ihre Wunschschule kommen. „Grundsätzlich geht es um eine bessere Steuerung der Personalbedarfe, das heißt eine bessere Verteilung der Lehrkräfte und die Besetzung von freien Planstellen an Schulen“, sagt Annette Kemp, Sprecherin der Bildungsbehörde. Diese Maßnahme gelte als befristete Notmaßnahme zunächst bis Ende dieses Jahres. Zudem solle es Einzelfallentscheidungen und Härtefallregelungen geben.
Die derzeit laut Behörde etwa 30 Vertretungspool-Kräfte sind meist Referendare, die zunächst noch nicht verbeamtet, sondern als Vertretungskräfte bei der Behörde angestellt sind. „Anfangs war der Pool eine Option für frisch fertig gewordene Referendare, die schlechtere Noten hatten oder ein Fach, das gerade nicht gebraucht wird“, sagt Angelika Hanauer vom Personalrat Schulen. „Doch inzwischen haben wir auch Leute mit sehr guten Noten im Pool, und in Zeiten wie diesen sollte Bremen jede voll ausgebildete Lehrkraft sofort fest einstellen.“
Vertretungspool wird als Parkplatz genutzt
Hanauer kritisiert: „Manche Schulleitungen nutzen den Vertretungspool als Trick, wenn sie ihnen bekannte Referendare halten wollen, es aber nicht sofort eine freie Stelle für sie gibt.“ Wenn an der Schule eine Lehrkraft durch Schwangerschaft oder Krankheit ausfalle, stelle die Schule ihren fertig ausgebildeten Referendar zunächst zur Überbrückung als Vertretung ein, bis es eine freie Stelle gebe. „Das ist verständlich, aber es kann nicht sein, dass der Vertretungspool in Zeiten von Lehrermangel eine Art Parkplatz ist.“
Der Personalrat befürworte die Initiative des Bildungsressorts und habe Ähnliches schon seit Jahren gefordert. „Die Behörde hat nun den Schulen ein Schreiben geschickt, das besagt, dass die Schulen, die 90 Prozent voll ausgebildetes Personal haben, zunächst niemanden neu fest einstellen können“, sagt Hanauer. „Erstmal sollen die Schulen zum Zug kommen, die deutlich weniger Personal haben.“ Weiterhin fehlten Fachkräfte vor allem an Schulen, die sowieso schon in problematischer Lage seien, gerade in Stadtteilen wie Gröpelingen und Blumenthal, so Hanauer. „Wenn man das Personal nicht mehr steuert, gehen die Brennpunkte unter“, sagt sie.
Die Personalratsvorsitzende nennt ein Beispiel: Ein Referendar ist an einem Innenstadt-Gymnasium ausgebildet worden, würde gern bleiben und soll dort nach der Ausbildung als Vertretungskraft eingestellt werden. Gleichzeitig hat eine Schule in Gröpelingen gleich drei oder vier unbesetzte Stellen. In solchen Fällen wolle die Behörde der frisch ausgebildeten Lehrkraft einen Deal vorschlagen. Hanauer spricht bewusst nicht von Abordnung, sondern von „einem kleinen Geschäft“: „Die Lehrkraft geht erst für vier Jahre an die Schule mit großem Mangel, danach aber an das von ihr gewünschte Gymnasium, und hat von Anfang an einen Vertrag mit dem Gymnasium.“
Könnten durch dieses Verfahren künftig mehr Vertretungskräfte fehlen? „Der Vertretungspool soll keinesfalls aufgelöst werden“, sagt Behördensprecherin Kemp. „Vielmehr soll aufgrund des bestehenden Fachkräftemangels den Lehrkräften eine Festanstellung angeboten werden – das machen wir auch schon seit geraumer Zeit.“ Zudem gibt es neben den als Vertretung angestellten Lehrkräften auch noch die Stadtteilschule, deren Beschäftigte ebenfalls für Vertretungen eingesetzt werden. Bei der Stadtteilschule arbeiten vor allem Studiumsabsolventen ohne Referendariat, Lehramtsstudierende und Quereinsteiger.