Lehrermangel ist für Bremen weiter ein großes Thema, es fehlen voll ausgebildete Fachkräfte. Die aktuellen Dimensionen wurden zuletzt in einer Vorlage für die Bildungsdeputation benannt: 41 Lehrerstellen konnten demnach an Bremer Schulen nicht besetzt werden, die meisten davon an Oberschulen (31,5 Stellen), eine kleinere Zahl auch an Förderzentren (5,7 Stellen) und Grundschulen (3,8 Stellen). An Gymnasien und Berufsschulen blieben laut Behörde kaum Stellen offen. Insgesamt mussten für das laufende Schuljahr 260 Stellen neu besetzt werden. Die Zahl ist so hoch, weil Lehrer in Rente gehen oder aus anderen Gründen ausscheiden und für die steigenden Schülerzahlen mehr Personal benötigt wird. Derzeit fehlen laut Behörde vor allem Bewerber für die Lehrerstellen an Grundschulen, ebenso wie Sonderpädagogen und Lehrkräfte für die naturwissenschaftlichen Fächer an Oberschulen und Gymnasien.
Dem Lehrermangel und den Strategien dagegen hat sich zuletzt auch die FDP-Bürgerschaftsfraktion gewidmet. Die Liberalen erkundigten sich in einer Kleinen Anfrage, wie viele Lehrer ausgebildet werden und wie Bremen mit Quereinsteigern umgeht. Die Antwort des Senats: Zuletzt wurden im Schnitt mehr als 610 Studierende pro Jahr an der Bremer Uni für ein Lehramtsstudium aufgenommen. Die Zahl der Lehramts-Studierenden lasse sich nicht steigern, ohne zusätzliche Professuren zu finanzieren, so der Senat – schließlich seien „die Lehrkapazitäten in den meisten Fächern zu 100 Prozent ausgelastet“. Für die Lehramts-Fächer, in denen noch Studienplätze verfügbar seien, zum Beispiel für Physik auf Lehramt, gebe es wiederum trotz „intensiver Werbemaßnahmen“ von Universität und Behörde nicht mehr Bewerbungen.
Aus Sicht der FDP reicht die Zahl der Studienplätze für angehende Lehrkräfte an der Bremer Uni nicht aus: „Wir müssen über Kapazitäten an der Bremer Uni reden“, sagt der FDP-Abgeordnete Magnus Buhlert. Er geht davon aus, dass die Zahl der Geburten, die in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist, nicht sinken wird. Buhlert fordert, Bremen müsse mehr Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter an der Uni einstellen, um die Zahl der Lehramts-Studierenden zu erhöhen.
Die Zahl der Referendare hat Bremen in den vergangenen Jahren bereits kräftig erhöht. Als Antwort auf die Fragen der FDP zu einer Steigerung der Studierendenzahlen verweist der Senat aber darauf, dass demnächst möglicherweise nicht mehr so viele zusätzliche Lehrer gebraucht würden: Nach den derzeitigen Prognosen der Kultusministerkonferenz werde „nach 2025 nicht mehr eine generelle Lehrkräfte-Bedarfssituation vorliegen“, heißt es in der Senatsantwort. „Erhöhte Bedarfe werden dann nur noch für bestimmte Fächer und bestimmte berufliche Fachrichtungen erwartet.“
Wissenschaftliche Mitarbeiter stemmen an der Uni einen Großteil der Lehre
Die FDP erkundigte sich auch nach Personalengpässen in der Lehre der Uni. Schwierig sei es zum Teil, Uni-Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter dauerhaft zu besetzen, so der Senat: Bei Promotions-Stellen in der Fachdidaktik gebe es Fluktuation. Und gerade wissenschaftliche Mitarbeiter stemmen an der Uni einen Großteil der Lehre. Für Lehramts-Absolventen sei es aber meist attraktiver, eine feste Stelle an einer Schule anzunehmen, als eine befristete Promotions-Stelle an der Uni. Um mehr wissenschaftliche Mitarbeiter für Lehramtsfächer zu gewinnen, gibt es in Bremen laut Senat ein bundesweit einmaliges Programm, das es ermögliche, das Referendariat mit einer Promotion zu verbinden.
Zu Engpässen in der Lehre der Bremer Uni könne es auch kommen, weil sich Studierende einklagen, so der Senat. Denn dann nehme die Uni mehr Erstsemester auf als geplant. Und in den Lehramts-Fächern gab es zuletzt durchaus eine beträchtliche Zahl von Studierenden, die mit ihrem Gang vor Gericht Erfolg hatten: Im Schnitt klagten sich von 2016 bis 2019 pro Jahr rund 100 Studierende ein.
Um Lehrkräfte zu gewinnen, setzt die Behörde auch auf Quereinsteiger, für die es drei verschiedene Programme gibt. Insgesamt konnten dadurch seit 2016 pro Jahr zwischen 25 und 99 Quereinsteiger als Referendare gewonnen werden – Tendenz steigend, denn manche Programme sind noch neu.
Die Zahl ausländischer Lehrkräfte, die für Bremer Schulen gewonnen werden konnten, ist vergleichsweise gering: Zuletzt wurden pro Jahr bei ein bis zwei Lehrkräften die ausländischen Abschlüsse direkt als gleichwertig anerkannt. Bei rund 30 Lehrkräften pro Jahr wurde festgestellt, dass sie sich noch weiterbilden müssen, bevor sie hier unterrichten können.
Die FDP kritisiert, dass es zu lange dauere, bis ausländische Lehrer wissen, ob ihr Abschluss anerkannt wird: „Das muss schneller gehen, im Zweifel braucht es mehr Personal für die Bearbeitung in der Behörde“, fordert Buhlert. Bis klar war, ob ein Abschluss anerkannt wird, vergingen laut Senat in den vergangenen Jahren zwischen sechs und 18 Monaten. „Wir können es uns nicht leisten, Menschen zu demotivieren, die Lehrer werden wollen, wenn gleichzeitig Lehrermangel herrscht“, sagt Buhlert mit Blick auf die Situation ausländischer Lehrkräfte und Studierender, die sich auf einen Lehramts-Platz einklagen.