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Bremer Taubenhotel ist fertig Größtes Vogelhaus der City eröffnet

Es hat Jahre gedauert und bislang rund 40.000 Euro gekostet. Jetzt ist Bremens erstes City-Taubenhaus fertig und soll sowohl der Tiergesundheit als auch der Stadtsauberkeit zugutekommen.
06.06.2024, 13:14 Uhr
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Größtes Vogelhaus der City eröffnet
Von Justus Randt

Fertig! „Wir sind stolz und glücklich“, sagt Perdita Goltz mit fester Stimme, damit keines der bedeutsamen Worte in luftiger Höhe verweht: Am Donnerstagvormittag haben die Vorsitzende und Mitglieder des Vereins Bremer Taubenhaus Einweihung auf dem Dach des Parkhauses am Brill gefeiert. „Wir taufen dich auf den Namen Erstes Bremer Taubenhaus.“ Rund vier Jahre hat es von der ersten Idee bis zur Eröffnung gedauert. Jetzt sollen bis zu 200 Stadttauben hier Futter und geschützte Nistmöglichkeiten finden. Davon profitieren die Tiere – und die Innenstadt, die sauberer werden soll, wenn die Vögel künftig eine Bleibe haben.

Mit der Öffnung der „Sputnik“ genannten Start- und Landerampen kann das Haus angeflogen und bezogen werden. Dort, im größten Vogelhaus der Bremer City, stehen Regale mit 125 sogenannten Nistzellen bereit. Ein Taubenwart, den der Verein auf Minijob-Basis beschäftigen wird, soll für Futter, Wasser, Sauberkeit und vor allem den Austausch der Gelege verantwortlich sein. „Der Gag ist der Eiertausch“, sagt Perdita Goltz. „Das ist eine echte Luxusherberge, an der wir lange gearbeitet haben.“ Erklärtes Ziel ist es, im Interesse der City-Sauberkeit und der Taubengesundheit die Population zu senken. Gestützt auf Erfahrungen anderer Städte wie Augsburg hatte das damals grüne Umweltressort das Projekt begonnen.

Sechs Taubenhäuser sind das Ziel

Insgesamt habe das 24 Quadratmeter große Häuschen auf dem Parkhaus-Oberdeck samt Montage rund 36.000 Euro gekostet, sagt Ressortsprecherin Ramona Schlee. Der Innenausbau, den teils der Verein bewerkstelligt hat, schlug mit etwa 6000 Euro zu Buche. „Hinzukommen dann noch die Kosten für Miete und Betrieb. Für das laufende Jahr rechnen wir hier mit rund 7000 Euro. Im kommenden Jahr sind es dann etwa 13.000 Euro.“ Insgesamt, sagt Taubenschützerin Perdita Goltz, seien sechs Taubenhotels erforderlich, um den nötigen Effekt für die Vögel und die Innenstadtsauberkeit zu erzielen.

„Wenn wir feststellen, dass sich Schwärme zum Taubenhaus verlagern, reduzieren wir die Fütterung an den entsprechenden Futterstellen in der Innenstadt“, erklärt Goltz, dass die Entwicklung Zug um Zug funktioniere. „Wenn es vernünftig läuft, füttert man im Umkreis von 200 Metern nicht mehr. Aus tierschutzrechtlichen Gründen kann man das Füttern an den Plätzen aber noch nicht ganz einstellen. Das würde die Tauben dem Hungertod preisgeben.“ Perdita Goltz geht davon aus, dass ihr Verein weiterhin an ausgewiesenen Stellen füttern kann.

Mitte April hatte der Senat einen „Gesetzentwurf zum Verbot des Fütterns wild lebender Tiere und namentlich verwilderter Haustauben im Stadtgebiet“ beschlossen. Zu Begründung hieß es, die Tauben verursachten „unter anderem massive Verschmutzungen von Gebäuden“, Beschwerden „aus dem Einzelhandel und der Bevölkerung“ nähmen zu – wie auch die Taubenpopulation in den vergangenen Jahren insbesondere in der Innenstadt stark zugenommen habe. Dass die Tauben gefüttert werden müssen, vollzog auch der Senat nach, weil sie „im Unterschied zu anderen Wildtieren unter Umständen in der Natur nicht ausreichend artgerechtes Futter“ fänden.

Der Beschluss wurde der Bürgerschaft zugeleitet, die über ein Fütterungsverbot voraussichtlich in den kommenden Wochen entscheiden wird. Dabei soll es um die Innenstadtzone zwischen Bürgermeister-Smidt-Straße und Altenwall sowie zwischen der Weserpromenade und der Straße Am Wall gehen. Dies betreffe den öffentlichen Bereich, nicht aber private Futterhäuschen.

Seit vier Jahren werden Tauben gezählt

Dass die Zahl der Tauben in der City zugenommen habe, kann der Taubenhausverein nicht bestätigten. „Wir zählen seit vier Jahren und haben festgestellt, dass es – ohne jemandes Zutun – sogar etwas weniger Tauben sind“, sagt Kristina Schmidt vom Verein. In der Stadtmitte seien kürzlich 1180 Tauben gezählt worden. Diese Zahl müsse man verdoppeln, weil die gleiche Anzahl der monogamen und standorttreuen Vögel im Nest sitze und brüte.

Wenn sich das Brutgeschäft ins Taubenhaus verlagert, was nach Überzeugung von Perdita Goltz und ihren Mitstreitern nur eine Frage der Zeit ist, soll ein Großteil der Gelege gegen Plastikeier ausgetauscht werden. Insgesamt würden auf diese Weise bis zu 1600 Küken weniger pro Jahr schlüpfen. Der Erfolg des Taubenhauses soll aber auch auf diese Art messbar werden: Etwa 80 Prozent des Vogelkots blieben im Haus zurück, kalkulieren Goltz und ihr Team aus rund 15 aktiven Mitgliedern. „Wenn wir den Kot wiegen, können wir Bilanz ziehen und sagen, wie viel nicht mehr in der Stadt gelandet ist“, beschreibt Julia Seekamp einen Teil der künftigen Dokumentation.

Für die Zukunft könnte sich Perdita Goltz einen städtischen Taubenbeauftragten vorstellen. Der könne sich gleich der Lloyd-Passage annehmen, sagt sie. Seit Jahren biete der Verein vergebens an, auch dort die Gelege auszutauschen.

Zur Sache

Andere Städte, andere Sitten

Während Bremen seinen Taubenhaus-Erfolg feiern kann, appelliert der Deutsche Tierschutzbund aktuell an die hessische Stadt Limburg, die dort geplante Tötung von Stadttauben durch einen Falkner zu unterlassen. "Ein kommunales Stadttaubenmanagement mit betreuten Taubenschlägen, in denen gelegte Eier gegen Attrappen ausgetauscht werden", sei "die einzige tierschutzgerechte und nachhaltige Alternative, um die Population langfristig auf einem gesunden, niedrigen Niveau zu halten", sagt laut Mitteilung die Fachreferentin für Stadttauben beim Deutschen Tierschutzbund, Katrin Pichl.

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