Die Idee mutete fast schon tollkühn an damals. Als der Ratskeller vor neun Jahren zum ersten Mal mit einem eigenen Glühweinstand auf dem Weihnachtsmarkt vertreten war, schenkten die Mitarbeiter auch weißen Glühwein aus. Muss Glühwein denn nicht rot sein?
Karl-Josef Krötz ist seit 33 Jahren Bremer Ratskellermeister, wenn also einer weiß, was man sich trauen darf, dann er. „Ich hab’ zu meinen Leuten gesagt: Gut, wenn wir auf dem Weihnachtsmarkt dabei sind, starten wir direkt mit einem Weißen“, sagt er, „ich bin von der Mosel. Ich kenne es von dort nicht anders.“
Tatsächlich hat sich der weiße Glühwein im Norden längst etabliert. Seine Fans, sagt Krötz, habe der weiße „Feuerzauber“, wie er etikettiert ist, von Beginn an gefunden, „das war der Renner“. Heute halte sich der Ausschank von rot und weiß ungefähr die Waage, „in einem Jahr nehmen die Leute mal etwas mehr vom Weißen, im anderen Jahr liegt dann der Rote knapp vorn.“ So oder so: Diskutiert wird immer darüber, „im Prinzip das ganze Jahr über“. Mehr als 2500 Kellerführungen hat Krötz gemacht, seitdem er in Bremen ist, sommers wie winters, „und immer kommt das Thema irgendwann auf den Glühwein.“
Feuerzauber rot, Feuerzauber weiß und seit dem vergangenen Jahr auch Feuerzauber rosé hat der Ratskeller im Sortiment. Krötz, Experte für edle Tropfen, kennt keine Berührungsängste, wenn es um Glühwein geht. „Wenn wir mit einem Glühwein an die Öffentlichkeit gehen, haben wir die Verpflichtung zur Qualität“, sagt er. Der Bremer Ratskeller, Weinhandel seit 1405, spielt sozusagen in der Champions League, ein Kreisklassen-Fußballer hätte da keine Chance, durchgeschleppt zu werden.
Die erste Voraussetzung für einen guten Glühwein ist laut Krötz ein „guter Grundwein“. Den liefert für die Feuerzauber-Varianten das renommierte Weingut Lergenmüller aus der Pfalz. Worauf es außerdem ankommt? „Der Glühwein muss auch kühl noch schmecken“, sagt Krötz. Wie oft kommt es vor, dass die Besucher beim Schnack zusammenstehen, es ist kalt draußen, die Gespräche vertiefen sich, der Glühwein kühlt ab. „Dann zeigt der Glühwein sein wahres Gesicht“, sagt Krötz, „auch der letzte Schluck muss weinig schmecken, auf keinen Fall bitter.“
Jedes Jahr, sagt Krötz, werde der Glühwein neu abgestimmt. Es gelte, jedes Jahr aufs Neue die Balance zu halten zwischen Süße und Säure, Alkohol und Körper, „wir wollen ihn immer einen Tick besser machen.“ Entscheidend dabei: „Die Aromatik muss aus der Traube kommen statt aus der Tüte.“ Gemeint sind damit die Zusätze wie Zimt, Kardamom oder Nelke, die auch im Feuerzauber stecken, „aber sehr zurückhaltend“, sagt der Fachmann.
Für Krötz gehört Glühwein ins Glas statt in die Tasse, „damit lässt sich die Aromatik besser wahrnehmen“. „Klitschkos im Glas“ nennt Krötz die Glühwein-Sorten, die wie ein Aufwärtshaken in den Kopf schießen. „Power steckt auch im Feuerzauber“, sagt er, „aber sie ist versteckt.“ 5,95 Euro kostet ein Liter vom Bremer Feuerzauber im Handel. Qualität hat ihren Preis.
- Bis Heiligabend wird der WESER-KURIER in jeder Ausgabe ein neues Türchen am Adventskalender öffnen und eine Geschichte passend zur Weihnachtszeit erzählen.