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Bremer Weinkultur Der neue Ratskellermeister ist da

Bremen hat nach 33 Jahren einen neuen Ratskellermeister. Frederik Janus folgt auf Karl-Josef Krötz,der in den Ruhestand geht. Janus ist in Bremen aufgewachsen und hatte ein Weingut in der Pfalz.
06.10.2022, 12:52 Uhr
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Der neue Ratskellermeister ist da
Von Jürgen Hinrichs

So richtig kennt er sich noch nicht aus, aber wie soll das auch gehen, es ist ja erst sein dritter Tag. Passt der Schlüssel zum Apostelkeller, und was ist mit den Kerzen auf den zwölf alten Eichenfässern mit noch älterem Wein darin? Wer zündet sie an und macht sie wieder aus? Gute Frage, nächste Frage: Wo, bitte, kann man in den Priölken Platz nehmen, in welcher dieser gemütlichen Nischen, um in Ruhe über die neue Arbeit zu reden?

Eine Angestellte hilft, sie weiß Bescheid. Gar nicht einfach insgesamt, sich im labyrinthischen Ratskeller mit seinen dunklen und ganz dunklen Ecken schnell einen Überblick zu verschaffen. Doch nun soll er erst einmal ankommen, der neue Wächter über den Bremer Weinschatz.

Am Donnerstag hat sich Frederik Janus der Öffentlichkeit vorgestellt. Nach 33 Jahren gibt es im ehrwürdigen und hoch angesehenen Amt des Bremer Ratskellermeisters einen Wechsel. Was das bedeutet? Man wird sehen.

Janus ist 35, er folgt auf Karl-Josef Krötz, der zum Jahresende in den Ruhestand geht. Allemal ist es also eine Verjüngung, was jetzt geschieht. Doch so ein Kellermeister hat natürlich seine Vorlieben, und weil Krötz ein Mann von der Mosel ist und Janus seinen Weinberg in der Pfalz hatte, könnte es durchaus sein, dass der Ratskeller beim Einschenken ein wenig umschwenkt – andere Sorten, anderes Profil. Man wird sehen.

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"Ich will hier keine Revolution anstiften, alles braucht seine Zeit", sagt Janus. Klar sei aber, dass im Ratskeller nach und nach andere Akzente gesetzt würden. Nicht allein nach Gusto des Kellermeisters, betont Janus, sondern so, dass es auch den Geschmack der Kunden trifft. Bei aller Kunst des Weinsammelns, bei aller Pflege der Weinkultur müsse es eben auch ums Geschäft gehen: "Man erwartet schwarze Zahlen."

Der Bremer Ratskeller ist berühmt für seine edlen und raren Weißweine. Sie machen den größten Teil der rund 1200 Sorten aus, die im Bestand sind. Vieles davon von der Mosel, das ist sozusagen das Vermächtnis von Karl-Josef Krötz. Sein Nachfolger wird es nicht ausschlagen, im Gegenteil, er will es pflegen, kündigt Janus an. Genauso outet er sich zum Beispiel aber auch als Fan von Rotweinen: "Sie spielen in Deutschland eine große Rolle." Sein Favorit ist der Spätburgunder: "Den liebe ich."

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Janus ist in Bremen aufgewachsen – eine Besonderheit, dass der Ratskellermeister aus hiesigen Gefilden kommt. Er hatte sich bereits in Jugendjahren für Weinanbau interessiert. Sein Wunsch zum Geburtstag, als er 13 wurde: Zwei Reben und eine gute Flasche Wein. Nach einem Praktikum als Schüler auf einem Weingut in Rheinhessen hatte ihn die Leidenschaft vollends gepackt. Janus ließ sich am Rhein zum Winzer ausbilden und schloss ein Studium der Oenologie an der Hochschule in Geisenheim an.

Vor neun Jahren dann der Schritt, ein eigenes Weingut zu gründen, im pfälzischen Herxheim am Berg. Zusammen mit seiner Frau Katharina bewirtschaftete Janus sechseinhalb Hektar. Zur Familie, die von nun an in Bremen lebt, gehören zwei Kinder.

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In mehr als 600 Jahren ist Janus erst der 20. Bremer Ratskellermeister. Ein Amt auf lange Dauer also, so war es jedenfalls in der Vergangenheit. Janus will sich aber nicht festlegen, "das wäre vermessen". Er freue sich sehr über die Berufung, "das ist eine Ehre", aber deswegen gleich in Dekaden zu denken, sei nicht sein Ding. Fünf Jahre weiter, und dann: Mal sehen.

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