Damit hätte in der Hansestadt wohl kaum einer gerechnet. Das Bundesverkehrsministerium stellt dem Bremer Verkehrsressort zwischen den Zeilen ein gutes Arbeitszeugnis aus, was die Situation der maroden Brücken betrifft. Die Zustandsnoten für die Überführungen an Bundesfernstraßen in Bremen haben sich im Vergleich zu den Vorjahren leicht verbessert.
Das geht aus einer Antwort des Ministeriums auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervor. Die Bremer Liberalen sehen sich in der Antwort der Bundesregierung allerdings darin bestätigt, dass Bremen nicht genug für den Zustand der Brücken tut.
Trotz des Alterungsprozesses und des stetigen Verschleißes haben sich die Zustandsnoten in der Gesamtbetrachtung dank der gestiegenen Erhaltungsaufwendungen leicht verbessert, heißt es in dem Papier, das mehrere FDP-Bundestagsabgeordnete angefragt hatten. Übersetzt heißt das auch: Das von Minister Andreas Scheuer (CSU) geführte Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) erkennt die Arbeit der Bremer an.
In der Antwort des BMVI ist einer Grafik zu entnehmen, dass der Anteil der Brücken mit einer sehr guten, guten und einer befriedigenden Zustandsnote im Vergleich zu 2014 leicht angestiegen ist. Die nur mit ausreichend benoteten Bauwerke haben sich leicht verringert, der nicht ausreichende und ungenügende Anteil ist annähernd konstant geblieben.
Auf die Frage, ob die Mittel für die Sanierungen der Brücken ausgeschöpft wurden, stellt das Verkehrsministerium die Ist-Ausgaben für die Erhaltung von Bauwerken und die Gelder, die insgesamt für die gesamten Arbeiten an Bundesfernstraßen ausgegeben wurden (Verfügungsrahmen Erhaltung), in einer Tabelle gegenüber.
Kosten für Bauwerke und Infrastruktur
So wurden im Jahr 2017 rund 3,8 Millionen Euro für Arbeiten an Bauwerken, also auch Brücken, ausgegeben. Um Autobahnen und Bundesstraßen zu sanieren oder zu erhalten, gab es insgesamt 19,7 Millionen Euro. „Hieraus abzuleiten, dass viel Geld nicht ausgegeben wurde, ist Humbug“, sagt Jens Tittmann, Sprecher der Bremer Verkehrsbehörde.
Die Zahlen beziehen sich einmal auf die Bauwerke und einmal auf die komplette Infrastruktur. Im Ressort freue man sich vielmehr darüber, dass das BMVI den Bremern einen guten Job attestiere.
Ganz anders sieht das die Bremer FDP. „Ich interpretiere die Antwort so, dass Bremen mehr Geld zur Verfügung gestanden hätte“, sagt der FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Magnus Buhlert. Die Mittel seien also nicht ausgegeben beziehungsweise nicht ausgeschöpft worden, meint der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion.
Die Durchschnittsnoten, die für die Brücken insgesamt vergeben wurden, seien laut Buhlert nicht entscheidend. Wenn auch nur eine Brücke ausfalle, seien komplette Verkehrswege blockiert. Er fordert, dass man „dringend genauer hinschauen“ müsse bei den Bremer Brücken.
„Sonst erleben wir wieder böse Überraschungen wie bei der Lesumbrücke“, sagt Buhlert. Im Brückenbereich müsse die Verkehrsbehörde mehr Personal einsetzen. Der schlechte Zustand der Brücken ist seit Jahren ein Dauerthema.
Allein in Bremen müssen in den kommenden Jahren bis zu 100 Brücken saniert werden. Das hatte der Senat bereits vor Monaten bekannt gegeben. Bei etwa 30 Querungen bestehe sogar dringender Handlungsbedarf, hieß es. In Bremen gibt es insgesamt 760 Straßenbrücken mit einer Fläche von etwa 415.000 Quadratmetern.
Bremens meistbefahrene Brücken
Die schriftliche Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf die kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion liefert eine lange Liste mit Bremer Brücken. Darin sind neben den Zustandsnoten auch die Zahlen zur jeweiligen Stärke des Verkehrs angegeben. Am meisten Fahrzeuge fahren demnach täglich über die Brücken der Autobahn 1. Auf der Weserbrücke sind durchschnittlich innerhalb von 24 Stunden 118.300 Kraftfahrzeuge unterwegs. Auf kleineren Überführungen der A1 sind es zwischen 99.200 und 104.800 Fahrzeuge.
Die Stephanibrücke in der Bremer Innenstadt befahren rund 91 500 Autos und Lastwagen. Auf der Autobahn 27 sind es bei den Bauwerken über das Waller Fleet beispielsweise 84 400 Kfz, über die Lesumbrücke im Bremer Norden bewegen sich 77.900. Den größten Anteil an Schwerlastverkehr müssen mit 17,5 Prozent ebenfalls die Brücken der Autobahn 1 aushalten. Auf der A 281 über den Oslebshauser Grenzgraben sind es zu 13,8 Prozent Lastwagen von insgesamt nur 17.000 Kraftfahrzeugen.