Die Corona-Pandemie hat alle vor große Aufgaben gestellt. Auch zahlreiche ehrenamtliche Projekte tragen zur Bewältigung der Krise bei und haben sich den neuen Herausforderungen gestellt. Diverse Vereine und Initiativen sind dabei von der Bürgerstiftung Bremen im vergangenen Jahr finanziell unterstützt worden. "Das Feld der Aktivitäten ist unheimlich groß", sagt deren Vorstandsvorsitzender Eberhard Muras. Er sei beeindruckt. Und er appelliert an die Bremer Freiwilligen, sich für den Hilde-Adolf-Preis 2021 zu bewerben.
Zu den bisher geförderten Projekten gehören unter anderem die Innenhofkonzerte. Die Sopranistin Julia Bachmann ist mit einem Akkordeonisten in den Innenhöfen von Wohnanlagen der Bremer Heimstiftung und Kliniken aufgetreten und hat den seinerzeit völlig isolierten Zuhörern Freude, Trost und Zuversicht gespendet.
Auch junge Menschen hat die Bürgerstiftung im Blick und unter anderem die Materialien für einen Malkurs für Jugendliche von zwölf bis 18 Jahren im Glashaus Pusdorf spendiert, die mit Acryl-, Öl- und Aquarellfarben gearbeitet haben. Ihre Werke wurden in der Sparkasse Woltmershausen ausgestellt und verkauft, sodass vom Erlös neue Utensilien angeschafft werden konnten.
Weil die coronabedingten Schulschließungen für viele Jugendliche, die auch in normalen Zeiten schon schwache Leistungen im Unterricht zeigten und die kaum Unterstützung in ihrem sozialen und familiären Umfeld bekommen, eine zusätzliche Hürde auf dem Weg in den Beruf gewesen sind, fördert die Bürgerstiftung weiterhin das Projekt "Vahrer Ausbildungsweg". Dessen ehrenamtlichen Paten waren während der Lockdowns besonders gefordert.
Zu den nachhaltigen, über die Pandemie hinaus wirkenden Aktivitäten zählen ebenso die digitalen Schulungen für Senioren, die der Verein Ambulante Versorgungsbrücken zusätzlich zu den "Wohlfühlanrufen" gegen Vereinsamung organisiert. Auch das Projekt "Nur mal kurz reden" war an alleinstehende Menschen adressiert, die ihre Wohnung nicht verlassen konnten. In einer kostenlosen Sprechstunde konnten sie sich telefonisch melden, um mit Menschen zu sprechen, die ihnen zugehört, außerdem auch Besorgungen und Einkäufe organisiert haben.
Um die Nahrungsversorgung ging es der Arbeitsgemeinschaft Frauen in Tenever, in der sich Frauen aus dem Arbeitslosenzentrum, Haus der Familie, Mütterzentrum und Frauengesundheitstreff engagieren. Weil durch die weggefallene Schul- und Kitaverpflegung die monatlichen Ausgaben für Lebensmittel gestiegen sind, hat sie die Aktion "Lebensmittel to go" gestartet. Dabei haben sich rund 100 Personen im Ote-Saal kostenlos mit Lebensmitteln in Bio- oder Fair-Trade-Qualität eingedeckt.
Im Bremer Osten leben viele Familien, die in der Pandemie plötzlich den ganzen Tag über auf engem Raum zusammen leben und arbeiten mussten. Durch das Projekt "Gemeinsam gegen Langeweile“ konnten sich Familien aber im Bürgerzentrum Neue Vahr kostenlos Spielepakete und sich Erwachsene Leinwände und Mal-Utensilien abholen. Außerdem gab es einen kostenlosen Druck- und Kopierservice für Schüler und Erwachsene.
Inklusion ist der Bürgerstiftung ebenfalls ein wichtiges Anliegen. Weil der Verein Tanzbar Bremen, in dem inklusive Teams zusammenarbeiten, Tanzproduktionen und Bühnenkonzepte entwickeln, nicht auf Gastspielreisen gehen konnte, wurden Training und Proben umorganisiert und wöchentliche Ausflüge in die Stadt veranstaltet. Für die Mini-Choreografien unter dem Motto „Blitzlichter“ blieben viele Zuschauer stehen, staunten, applaudierten.
Nicht nur öffentliche Anerkennung, sondern auch ein finanzielles Dankeschön haben nach Ansicht von Eberhard Muras noch viele weitere "Wohltäterinnen und Wohltäter" verdient, die zwar Gutes getan, aber nicht groß darüber geredet haben, weil die Unterstützung für sie eine Selbstverständlichkeit ist. Deshalb appelliert der Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung insbesondere sie, sich nun für den Hilde-Adolf-Preis zu bewerben.
Ganz bewusst steht er Muras' zufolge unter dem Motto "Solidarität und Zusammenhalt in Zeiten der Corona-Pandemie". Und weil es "so viele wunderbare und vielfältige Projekte gibt", wie Eberhard Muras betont, würden außer dem mit einer Gedenkmedaille und 3000 Euro dotierten Hauptpreis, den der WESER-KURIER stiftet, zum ersten Mal zwei weitere Auszeichnungen (Preisgeld jeweils 1000 Euro) vergeben. "Damit wollen wir den besonderen Freiwilligeneinsatz in dieser herausfordernden Zeit auch ganz besonders würdigen", erklärt der Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung.
Sie möchte weiterhin möglichst viele Bürgerinnen und Bürgern dazu ermutigen, für die Stadtgesellschaft aktiv zu werden. Die 2002 verstorbene Bremer Sozialsenatorin Hilde Adolf gilt dafür als großes Vorbild. Nach ihr ist deshalb auch der Preis benannt worden, den die Bürgerstiftung Bremen und der WESER-KURIER seit 2005 jedes Jahr für herausragendes ehrenamtliches Engagement vergeben.