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Offene Türen zur Feier des Umzugs Kooperation der Kreativen

Der Bremer Creative Hub, dem 300 Start-Ups und Projekte angehören, präsentiert sich anlässlich seines Umzugs in die ehemalige Professor-Hess-Kinderklinik an diesem Wochenende der Öffentlichkeit.
23.10.2021, 19:03 Uhr
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Kooperation der Kreativen
Von Justus Randt

Folge dem Duft und finde die Kaffeebar im alten „Wickelraum“ – oder die Graffitisprayer im Treppenhaus. Während es in den oberen Stockwerken der ehemaligen Professor-Hess-Kinderklinik am Hulsberg noch immer nach Krankenhaus riecht, sorgen Kreative aller Couleur nach und nach für frischen Wind in dem leer stehenden Gebäude: Der Creative Hub (Knotenpunkt), ein Bremer Kreativzentrum für unternehmerische Start-Ups und andere Vorhaben, hält Einzug, um bis Mitte des kommenden Jahres zu bleiben.

Zu Beginn, vor zwei Jahren, waren die 200 vom gemeinnützigen Unternehmen Visionskultur unterstützten Projekte im früheren Bundeswehrhochhaus an der Falkenstraße untergekommen. Jetzt sind sie im 8000 Quadratmeter großen Klinikgebäude an der Friedrich-Karl-Straße/Ecke Bismarckstraße. An diesem Wochenende, den Creative Days, wird öffentlich Einweihung gefeiert.

„Eintritt nur nach Aufforderung“ steht auf der Milchglastür. Eine Botschaft, die früher sicher sinnvoll war. Seit Sonnabend gilt eher: Immer der Nase nach und einfach mal reinschauen in die vielfältige „Kunst-, Kultur- und Kreativwerkstatt“, wie es Hachem Gharbi nennt, einer der Visionskultur-Geschäftsführer. Er und sein Team unterstützen die beteiligten Projekten, begleiten und vernetzen die Akteure unterschiedlicher Arbeitsbereiche, Gewerke und Branchen. Visionskultur unterscheidet zwischen Handwerk, Soziales/Bildung, Kunst, Bewegung/Gesundheit/Lifestyle, Umwelt/Nachhaltigkeit/Coaching sowie Digitales/Agenturen – der Rest ist Diverses.

„Ich bin sicher, dass diese bunte Mischung aus Teilnehmerinnen und Teilnehmern  mit kreativem Umfeld tolle Ergebnisse hervorbringt und eine absolute Bereicherung für den Standort Bremen ist“, lässt Kristina Vogt (Linke), Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, mitteilen, die am Sonnabend im Flugzeug nach Dubai sitzt – auf dem Weg zum internationalen Raumfahrtkongress. Die Senatorin zählt wie die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewoba zu den Unterstützern des Creative Hub. Kai Stührenberg, Staatsrat für Arbeit und Europa, sagt, dass viele der 200 Projekte „ohne Ort nicht stattgefunden“ hätten. Insgesamt sind es sogar 300, die von dem Zusammenschluss profitieren – 100 ohne eigene Räume. „Wir brauchen Fachkräfte, wir brauchen attraktive Orte, die nach außen eine Gravitation erzeugen und die auch mal nichts kosten, so wie hier“, sagt Stührenberg. Gewoba-Geschäftsführer Peter Stubbe nennt den mit öffentlichem Geld geförderten Hub "ein von der Sonne beschienenes Projekt“.

Licht spielt auch für den Cameraclub Bremen eine wichtige Rolle, der seine Jahresausstellung in den langen Fluren zeigt. Oder für die School of Lightart. Die Lichtkünstler Marc Krug, Jörg Miedza und Michael Spinnreker waren schon zu Klinikzeiten im Haus, um den kleinen Patienten Abwechslung zu bringen: Mit einem Leuchtstift kann ein an die Wand projiziertes Bild  über Kamera und Beamer beschriftet und verändert werden.

Während eine Etage höher ein Theaterworkshop über die Bühne geht, empfangen „Die Malweiber“ Gäste in ihrem Atelier- und Ausstellungsraum. „Wir sorgen für die gemischte Altersstruktur“, sagen Monika Blum und Carola Bula. Ein paar Meter weiter bilden mehrere Modelabels eine Werkstattkooperative. „Ich bin der mit der Stickmaschine“, stellt sich Luca Brüninghoff vor. Unter dem Namen „ja, normal“ ist auch ein fotorealistisches Bild entstanden. Elias Vieweg näht gemeinsam mit seiner Freundin und produziert Kleidung über Crowdfunding. „Als Hommage an meinen Großvater, der letztes Wochenende gestorben ist, will ich ein neues Label gründen: Wolfgang Vieweg.“

Alexa Rasch hat 2500 Kleidungsstücke vor Sammelcontainern gefunden und mitgenommen – „teils neu“. Sie will „den Menschen ihr Verhältnis zu ihren Textilien zurückgeben“ und verpasst den Stoffstücken Spruchblasen: „Jetzt liege ich hier und habe das Gefühl, ich müsste mal duschen.“ Alexa Rasch stellt Neues aus Müll her. Früher schon hat sie von sich reden gemacht mit einem Kleid aus 3000 Zigarettenkippen.

In Anthony Krehers Gitarren- und Mandolinenwerkstatt geht es beschaulich zu. „Ich mache Holzfrequenzmessungen und Spektrumsanalysen und nutze moderne Technologien, um meinen Instrumenten eine individuelle Stimme zu verleihen" sagt der Amerikaner.

Ums Know-how generell geht es bei Heiko Ahrens, dem „Maker“. Er betreibt die Hub-Werkstatt und sieht sich als ersten Ansprechpartner Kreativer, wenn es um die Frage geht, wie sie ihre Idee technisch-praktisch umsetzen können. „Der Klassiker ist, dass jemand kommt und sagt: Im Baumarkt konnten sie mir nicht helfen“, erzählt der freiberufliche Dozent und Kreativtechniker.

Info

An diesem Sonntag ist der Creative Hub von 10 bis 20 Uhr für Publikum geöffnet. Die Ausstellung "Formen und Strukturen" des Cameraclubs Bremen und die Installation "Il Decameron" des Globale Literaturfestivals sind zugänglich. Theaterworkshops mit Thomas Ulrich (Anmeldung: th.ulrich@posteo.de) beginnen um 10.30 Uhr (Kinder) und um 14 Uhr (Erwachsene).

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