Bei der Arbeitsagentur Bremen und Bremerhaven erkundigen sich Unternehmen zunehmend nach der Möglichkeit von Kurzarbeit. Nach Angaben von Arbeitsagentur-Chef Joachim Ossmann ist hier der Beratungsbedarf in den vergangenen Wochen gewachsen. Das sagte Ossmann am Donnerstag bei der Präsentation der aktuellen Arbeitslosenzahlen. Das allein habe nichts zu sagen, könnte jedoch ein Indiz dafür sein, dass sich Bremer Firmen rechtzeitig auf schlechtere Zeiten vorbereiten wollen. Die Zahl der Unternehmen mit Kurzarbeit lag im Juli unverändert bei fünf. Laut dem Bremer Arge-Chef ist die angemeldete Kurzarbeit als Indikator für konjunkturelle Probleme am Arbeitsmarkt im Bezirk aktuell noch völlig unauffällig.
Am Bremer Arbeitsmarkt hat die Dynamik Ossmann zufolge zum vierten Mal in Folge nachgelassen. In der Hansestadt lag die Arbeitslosenquote im August bei 9,9 Prozent. Das sind 0,1 Punkte mehr als noch im Juli und 0,6 Punkte mehr als im August 2018. Damit waren 29 753 Personen als arbeitslos gemeldet. Nach mehreren Monaten des Rückgangs hat die Arbeitslosenquote in Bremerhaven nun wieder ganz leicht angezogen. Sie stieg gegenüber dem Juli um 0,2 Punkte auf 12,3 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahresmonat waren es allerdings 0,1 Punkte weniger. Insgesamt waren in der Seestadt im August 7418 Menschen ohne Arbeit.

Im Fall der angekündigten Zerschlagung des insolventen Windanlagen-Herstellers Senvion will Ossmann die Gläubigerversammlung am 10. September abwarten: „Allerdings gehört es zu unseren Aufgaben, auf den schlimmsten Fall vorbereitet zu sein.“ Die Arbeitsagentur könne dann schnell beratend tätig werden. Die Senvion-Mitarbeiter seien hoch qualifizierte Fachkräfte, die woanders einen Job finden sollten. Auch um die 19 Senvion-Azubis mache er sich keine Sorgen: „Es handelt sich ja um junge Menschen, die bereits von einem Unternehmen für eine Ausbildung ausgewählt wurden. Deshalb sollte es da genug Interesse von anderen Betrieben geben.“ Für das Turbinengeschäft mit dem Werk in Bremerhaven hatte Senvion keinen Käufer gefunden; hier steht die Schließung bevor, was 200 Beschäftigte betrifft.
Auch in Niedersachsen stieg die Arbeitslosenquote im August zum Vormonat um 0,1 Punkte auf 5,2 Prozent an. Verglichen mit dem August 2018 waren dies aber 0,1 Punkte weniger. Damit hatten nun 224 027 Personen keinen Job. „Während sich die Arbeitslosigkeit wie saisonal üblich entwickelt, wird auf dem Stellenmarkt eine leicht nachlassende Personalnachfrage sichtbar“, sagte die Chefin der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen, Bärbel Höltzen-Schoh.
8000 offene Stellen
Vor allem Leiharbeitsunternehmen suchten deutlich weniger Personal. Rückgänge gebe es aber auch im verarbeitenden Gewerbe, auf dem Bau und im Gastgewerbe. Obwohl in Bremen die Dynamik etwas nachlasse, befinde sich der Jobmarkt weiterhin auf einem guten Niveau, sagte Ossmann: „Mit über 8000 offenen Stellen im Bezirk sind die Arbeitsmarktchancen weiterhin gut.“ Gerade in der Leiharbeit würden wieder viele Stellen nachgefragt. Ebenso werden in den Sozialberufen Mitarbeiter gesucht.
Ebenso sei im Ausbildungsmarkt noch Bewegung: Jugendliche könnten auch noch im September oder Oktober in eine Ausbildung einsteigen. Wer noch sucht, erhält Infos bei der Jugendberufsagentur unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 / 455 55 00 oder unter www.jugendberufsagentur-bremen.de. Wer 2020 eine Ausbildung beginnen möchte, kann sich am 3. und 4. September im Bremer Berufsinformationszentrum (Doventorsteinweg 44) einen Überblick verschaffen. Ab 18 Uhr erhalten Eltern und ihre Kinder Tipps zum Thema Ausbildung. Der Eintritt ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich. (mit par)