Wann und in welcher Form Bremen und Bremerhaven wieder in Richtung Normalität zurückkehren, wird frühestens am Dienstag nach Ostern Thema, dann wollen der Bund und die Länder über die Möglichkeiten des Ausstiegs aus den Einschränkungen sprechen. Die Hochschulen im Bundesland sollen derweil auf Nummer sicher gehen und sich darauf vorbereiten, das Sommersemester in digitaler Form abzuhalten. Das hat der Senat am Dienstag zusammen mit einer Aufstockung des Darlehensfonds für in wirtschaftliche Not geratene Studierende auf 500.000 Euro beschlossen.
Vier Millionen für Systeme, Server und Speicherkapazitäten
Die Digitalisierung von Seminaren und Vorlesungen, sowieso ein Punkt im Wissenschaftsplan, müsse nun besonders stark vorangetrieben werden, erklärte Wissenschaftssenatorin Claudia Schilling (SPD). „Wir wollen sogenannte Nicht-Semester vermeiden.“ Insgesamt können die Universität und die Hochschulen je nach ihren Bedarfen auf insgesamt vier Millionen Euro zusätzlich zurückgreifen, um ihre Online-Angebote aufzurüsten. „Das Geld ist für den Ausbau der Systeme, Server und Speicherkapazitäten gedacht, aber auch für Hardware und Technik in den Veranstaltungsräumen“, sagte Schilling. Geplant sei, dass die Hochschulen nicht nur Lehrveranstaltungen, sondern in absehbarer Zeit auch Prüfungen ohne physische Präsenz der Studierenden ermöglichen. Das gelte auch für die Betreuung der Studierenden wie Doktoranden oder für jene, die an ihren Promotionen arbeiteten. „Viele Vorlesungen gibt es jetzt schon digital. Aber zum Teil werden wir ganz neue Formate finden müssen“, sagte die Senatorin, die das Sofortprogramm allerdings nicht nur als Nothilfe, sondern als Investition in die Zukunft der wissenschaftlichen Einrichtungen sieht.
Weil vielen Studierenden ihre Nebenjobs im Moment weggebrochen sind und viele keine anderen Möglichkeiten haben, Geld für ihr Studium auf anderen Wegen zu verdienen, stockt das Wissenschaftsressort den Darlehensfonds des Studierendenwerks von bisher 60.000 auf 50.000 Euro auf. Zusätzlich werden die Kriterien für die Vergabe der Kredite gelockert: Bislang war der Nachweis einer Bürgschaft notwendig, nun reicht ein vereinfachter Nachweis der Finanzlage. „Wir wollen unbürokratisch und schnell helfen“, sagte Schilling. Studierende, die sich in einer finanziellen Notlage befinden, können ab sofort rückwirkend zum 1. April und für die Dauer von bis zu drei Monaten ein zinsloses Darlehen von bis zu 500 Euro beantragen. Auch die Bedingungen für die Rückzahlung des Darlehens (bislang spätestens sechs Monate nach Auszahlung der letzten Rate und in Höhe von mindestens 75 Euro im Monat) sollen nach Ankündigung der Senatorin in Notfällen moderat gehandhabt werden.
Insgesamt finanzieren in Bremen und Bremerhaven rund 68 Prozent der Studierenden ihren Lebensunterhalt teilweise oder komplett über Nebenjobs. Um die derzeit fehlenden Möglichkeiten abzufedern, will das Finanzressort Alternativen schaffen. Derzeit wird in der Behörde an einer Vorlage gearbeitet, die vorsieht, dass Studentinnen und Studenten in der bremischen Verwaltung eingesetzt werden können, um beispielsweise Mitarbeiter, die durch die Corona-Krise teilweise zusätzliche Aufgaben übernommen haben, zu entlasten. Der Senat soll in seiner Sitzung am Dienstag nach Ostern darüber beschließen.