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"Happy Sailor" Bremer Karussell auf Achse

Schausteller verbringen wenig Zeit zu Hause. Manfred Howey ist mit seinem "Happy Sailor" jedes Jahr auf mindestens zwölf Jahrmärkten vertreten. Sein Arbeitsjahr endet erst mit dem Bremer Weihnachtsmarkt.
24.10.2012, 05:00 Uhr
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Von Paul Hellmich

Schausteller verbringen wenig Zeit zu Hause. Manfred Howey ist mit seinem "Happy Sailor" jedes Jahr auf mindestens zwölf Jahrmärkten vertreten. Sein Arbeitsjahr endet erst mit dem Bremer Weihnachtsmarkt.

Manfred Howey ist mit Karussells groß geworden. Seit seinem Schulabschluss – er war damals 16 – reist er mit den Fahrgeschäften seiner Familie durch die Lande. Den größten Teil des Jahres ist ein Wohnwagen das Zuhause des 69-jährigen Bremers. Mit seinem Karussell, dem "Happy Sailor", klappert der Schausteller die Volksfeste der Nation ab.

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Außer Howeys Wohnwagen müssen jedes Mal der Mittelbau des Karussells, zwei Transportwagen, ein Container für den Vorarbeiter und der Wohnwagen für die anderen sieben Mitarbeiter durch die Lande gekarrt werden. Jeder Umzug bedeutet einen Verwaltungsaufwand: Mit 50 Tonnen Gewicht muss der Transport beim Bremer Stadtamt angemeldet werden. Die Behörde setzt sich mit den anderen Bundesländern in Verbindung und weist Howey eine Reiseroute zu.

Das erste Volksfest des Jahres ist allerdings ein Heimspiel: Nachdem der "Happy Sailor" in den ersten Monaten des Jahres gewartet und neu lackiert wurde, drehen die Aluminiumschiffe zum ersten Mal wieder auf der Bremer Osterwiese ihre Runden. Die Nähe zu seiner Wohnung hat klare Vorteile, erläutert Howey: "Wenn ich auf der Osterwiese stehe und merke, dass ich irgendwas vergessen habe, muss ich nur schnell in die Neustadt, um es zu holen. Würde ich in Stuttgart anfangen, wäre das ein größeres Problem."

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Das Stuttgarter Frühlingsfest ist der erste auswärtige Jahrmarkt, den Howey ansteuert. 23 Tage gastiert er dort, dazu kommen bis zu neun Tage Aufbauzeit und zusätzlich etwa 14 Stunden zum Abbau. Obwohl er mehrere Wochen in jeder Stadt verbringt, fehlen dem Schausteller die freien Momente, um die Gegend richtig kennenzulernen. Ich will seit Jahren schon in den Stuttgarter Zoo, die Wilhelma", erzählt Howey, "aber das habe ich bisher noch nicht geschafft."

Nach dem Frühlingsfest geht die Reise weiter über die Landesgrenze nach Bayern zur Nördlinger Mess. Danach steht das Darmstädter Heinerfest auf dem Programm. Während die Mehrzahl der deutschen Jahrmärkte heutzutage am Stadtrand aufgebaut werden, wird das Heinerfest in der Innenstadt gefeiert. Durch das begrenzte Platzangebot, können dort nicht so viele Fahrgeschäfte aufgebaut werden – für den Umsatz sei das nicht unbedingt schlecht, so Howey.

Den Hochsommer verbringt der Schausteller in Nordrhein-Westfalen. Dort werden mit der Düsseldorfer Rheinkirmes und der Cranger Kirmes die zweit- und drittgrößten Volksfeste Deutschlands gefeiert. Uneinholbare Nummer Eins ist das Münchener Oktoberfest. Aber dort will Manfred Howey gar nicht hin: "Die nehmen nur Schausteller, die ihren Stammsitz schon lange in München haben. Und wenn man neu ankommt, würde man wahrscheinlich einen schlechten Stellplatz bekommen." Zu allem Überfluss würde er wohl auch seine Stammplätze auf den Festen verlieren, die er für das Oktoberfest absagen müsste.

Auch Gastspiele in Luxemburg

Statt nach München zieht es Howey seit einiger Zeit ins Ausland. Auf der Luxemburger Schobermesse trifft er Schausteller aus Belgien, Frankreich und den Niederlanden. "Da hat man mich quasi hingeholt", sagt er mit Stolz in der Stimme. Ob Howey es nach Luxemburg schafft, ist allerdings immer auch von den Terminen der deutschen Jahrmärkte abhängig. In diesem Jahr kamen der Dürkheimer Wurstmarkt und die Michaelismesse im unterfränkischen Miltenberg dazwischen.

Im September kehrt Howey für gut zwei Wochen nach Stuttgart zurück – auch der Cannstatter Wasen gehört zu den fünf größten Jahrmärkten in Deutschland. Sein erklärtes Lieblingsfest ist jedoch der Freimarkt. Der sei besonders gut organisiert und schön aufgebaut, sagt der Lokalpatriot. Als einer der ersten Festplätze sei die Bürgerweide gepflastert worden und hätte fest installierte Stromkabel bekommen.

Nach dem Freimarkt geht's nach Soest

Im Anschluss an den Freimarkt unternimmt der "Fröhliche Seemann" eine Blitztournee nach Soest. In rekordverdächtigen 30 Stunden wird das Karussell in der nordrhein-westfälischen Stadt aufgebaut. Dazu müssen jedes Mal zusätzliche Helfer eingespannt werden. Aber die Stadt hat es Howey angetan: "Die sind kirmesnärrisch da", erzählt er. Besonders beeindruckt hat ihn die Frau des Bürgermeisters, die bei einem Platzregen einen angebotenen Schirm ablehnte und zum nächsten Fahrgeschäft lief. Überhaupt seien die Jahrmarktbesucher im Norden wetterfester: "Wenn es in Stuttgart mal ein paar Tage regnet, ist der Umsatz bescheiden", sagt Howey.

Im Anschluss an die Soester Allerheiligenkirmes wird der "Happy Sailor" weihnachtlich umdekoriert. Der Bremer Weihnachtsmarkt ist für den erklärten Festtagsfan Howey zugleich ein Höhepunkt und der Abschluss des Arbeitsjahres. "Der 24. Dezember ist für mich der Tag der Tage", erzählt er. Nachdem das Karussell zum letzten Mal im Jahr zusammengepackt wurde, verbringt Howey den Heiligabend auf dem heimischen Sofa. Die meisten Termine für das kommende Jahr stehen dann längst im Kalender.

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