Bremen. Bei mehreren Kindern, die bei ihren drogensüchtigen Eltern lebten, ist Heroin im Körper nachgewiesen worden. Das bestätigte die Sozialbehörde auf Nachfrage. Die CDU-Bürgerschaftsfraktion hat eine Kleine Anfrage an den Senat gerichtet, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Nach Angaben des Sozialressorts war die Behörde unabhängig von dem CDU-Vorstoß auf die Befunde einer Toxikologin hingewiesen worden und hatte daraufhin eine Abfrage bei den Sozialzentren gestartet. Nach den bisherigen Erkenntnissen sind allein in Gröpelingen fünf Kinder betroffen.
Laut Rita Mohr-Lüllmann, stellvertretenden Vorsitzende der CDU-Fraktion, soll es in Bremen insgesamt sieben Kinder im Alter von bis zu elf Jahren geben, bei denen eine Haaranalyse harte Drogen im Körper nachgewiesen habe. 'Ich war entsetzt', sagte die Politikerin. Bis sich Drogenspuren in den Haaren ablagerten, dauere es eine Weile. Außerdem müsse man davon ausgehen, dass die betroffenen Mädchen und Jungen nun ebenfalls abhängig seien. Dass Kinder die Drogen durch Zufall selbst genommen haben könnten gilt als unwahrscheinlich. Stattdessen, so die Vermutung, haben die Eltern ihre Kinder mit dem Rauschgift ruhiggestellt.
Für sie stelle sich die Frage, ob die Kontrollen bei süchtigen Eltern, die mit dem Ersatzstoff Methadon behandelt werden, ausreichen, sagt Mohr-Lüllmann. Ihre Fraktion möchte nun vom Senat wissen, wie viele Kinder aktuell bei drogensüchtigen Eltern leben, die im Methadonprogramm sind, bei wie vielen Mädchen und Jungen das Familiengericht seit März 2009 entschieden hat, die Kinder woanders unterzubringen, und auf welche Weise das Jugendamt überprüft, welche Effekte seine Hilfsangebote entfalten
Die Abfrage unter den Sozialzentren sei noch nicht abgeschlossen, sagt die Sprecherin von Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter (SPD), Petra Kodré. Nach den bisherigen Rückmeldungen gebe es fünf Kinder aus vier Gröpelinger Familien, bei denen im Sommer Opiate im Körper nachgewiesen worden sind. Alle Kinder seien daraufhin in Obhut genommen beziehungsweise aus den Familien genommen worden.
In einem Fall gehe es um eine alleinerziehende drogenabhängige Mutter, die mit Methadon behandelt wird. Es habe über Jahre keinerlei Hinweise darauf gegeben, dass die Frau heimlich weiter Drogen nimmt. Die Kontrollen hätten nichts Auffälliges ergeben, alle Helfer und auch die Kita-Mitarbeiter hätten immer wieder bestätigt: Das Kind entwickelt sich gut. Weil die Familie gut zurecht kam, seien die begleitenden Hilfen im Sommer 2009 beendet worden. Kurz darauf habe die Polizei die Frau aufgegriffen, als sie auf der Straße Heroin kaufte. Nach dem Hinweis der Polizei sei eine Haaranalyse angeordnet worden. Als dabei Opiate im Körper des Kindes entdeckt wurden, sei es mit Einwilligung der Mutter in Obhut genommen worden.
Bei der zweiten Familie, so Petra Kodré weiter, habe die Polizei bei der Mutter im Rahmen einer allgemeinen Kontrolle ein Tütchen mit Heroin entdeckt. Daraufhin habe das Jugendamt bei Vater, Mutter und Kind eine Haaranalyse angeordnet - beide Eltern seien im Methadon-Programm, die Familie werde seit der Geburt des Kindes betreut. Als der Befund der Analyse auch bei dem Kind positiv war, sei es in Obhut genommen worden. Geplant sei, dass die Mutter einen Entzug in einer Klinik macht, in der auch das Kind aufgenommen werden könne. Anschließend soll es erneut eine Anhörung vor Gericht geben, um zu entscheiden, ob das Kind zurück zu seinen Eltern kann.
Das dritte Kind lebte mit seiner Mutter zusammen, die zwar drogenabhängig, aber nicht im Methadon-Programm ist. Deshalb sei die Familie dem Jugendamt auch erst seit kurzem bekannt. Der Partner der Frau habe zwei Kinder, auch er sei süchtig, aber erst vor kurzem als Drogenabhängiger aufgefallen. Er sei von einer Familienhelferin wegen anderer Schwierigkeiten unterstützt worden. Die Familienhelferin des Mannes habe die Sache auch ins Rollen gebracht: Sie informierte das Jugendamt darüber, dass beide Eltern Heroin nehmen. Daraufhin habe das Amt eingegriffen und schließlich eine Haaranalyse bei allen drei Kindern durchgesetzt. Ein Kind sei derzeit in einer Pflegefamilie, die beiden anderen in der Obhut einer Verwandten, so Kodré.
Die Sozialbehörde wolle sich alle Fälle, in denen die Haaranalyse positiv war, noch einmal genau ansehen. Von einem Versagen der Kontroll-Mechanismen könne nicht die Rede sein. Schließlich seien alle Fälle im System aufgefallen.