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Umzug in den Bremer Westen Neue Heimat für das Kindermuseum

Das Kindermuseum steht im Herbst vor seiner letzten Ausstellung in der Weserburg und zieht zum Herbst 2022 in den Speicher XI. Aber am Konzept wollen die Initiatorinnen nicht viel ändern.
18.08.2021, 18:41 Uhr
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Von gew Gerald Weßel

Das Kindermuseum, das sogenannte Kek, zieht um – nicht sofort, aber doch schon bald. Vor allem wenn man bedenkt, wie viel Arbeit und Zeit in den Exponaten für die wissensdurstigen Gäste steckt. Die im Herbst beginnende Mitmachausstellung "Dufte – Nose on" im Zuge des Gemeinschaftsprojektes "Smell it – Geruch in der Kunst" wird die letzte Dauerausstellung des Kek nach mehr als zehn Jahren in der Weserburg sein.

Im Herbst 2022 wird das Kek dann sein neues Zuhause im Hafenmuseum Speicher XI beziehen, wo Silke Rosenthal (54) und Eva Maria Vonrüti Moeller (62) dann fortsetzen wollen, womit sie seit fast 20 Jahren einen Teil der Bremer Kulturlandschaft prägen: ein Museum einzig für Kinder – zum Anfassen, Eintauchen und Mitmachen. "Mit traditioneller Museumspädagogik erreichen wir mit viel Mühe ein Drittel aller Kinder wirklich, ein zweites hört vielleicht zu, aber das letzte Drittel verlieren wir garantiert komplett", erklärt Vonrüti Moeller. Und Silke Rosenthal fügt an: "Wir wollen alle mitnehmen, nicht nur mit dem Herzstück, den Mitmachausstellungen vor Ort, sondern auch an den Schulen mit unseren Projekten."

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Vonrüti Moeller ist Kunsthistorikern, Rosenthal Kunstpädagogin, beide lernten sich und ihre geteilte Begeisterung während der Arbeit für einen gemeinsamen Arbeitgeber kennen. Nach der Gründung des Kek 2004 wurden die ersten Ausstellungen in einem Zelt gezeigt. 2008 wurden sie vom Direktor Thomas Deecke eingeladen, künftig ihre Ausstellungen in der Weserburg zu präsentieren. Er erkannte damals das Potenzial und wollte mehr Kinder in sein Haus holen. Diese Zusammenarbeit endet nun aber unter Janneke de Vries, die das Haus seit 2018 leitet. Wobei sich auch bei ihr an diesem konzeptionellen Wunsch nichts geändert hat. Aber sie will es selber machen:" Nach mehr als zehn sehr erfolgreichen Jahren muss man schauen, wie sich Dinge verändern können", sagt sie.

"Das Kek ist ein Erfolgsmodell in der Weserburg gewesen", gesteht de Vries. Es habe aber jüngst vermehrt inhaltliche Differenzen bei der Abstimmung der Konzepte gegeben. "Ich möchte in Zukunft mit meinem eigenen Stab die Kinder inhaltlich enger an unsere Ausstellungen andocken", sagt de Vries. Die Angebote für Kinder sollen in Zukunft "ein Echo von dem sein, was man in der Weserburg realisiert", beschreibt sie.

Dem Kek kommt seit Kurzem zu Gute, dass es neue Gelder aus Fördertöpfen gibt. Und trotzdem halten Moeller und Rosenthal eine von der Weserburg eingeforderte Kooperationsbeteiligung für nicht möglich. Die Weserburg wiederum sieht die Probleme nicht in finanziellen, sondern in erster Linie in konzeptionellen Dingen. Zur Erklärung: Das Kek ist zwar komplett eigenständig, profitierte allerdings von der Weserburg, die nicht nur die Räumlichkeiten stellte, sondern auch mit der Infrastruktur half.

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Jetzt geht es also von der Weserburg in den Speicher XI. "Das Kek ist eine große Bereicherung für uns", freut sich Anne Schweisfurth aus der Geschäftsführung des Hafenmuseums Speicher XI. In der Vergangenheit habe man schon oft an Schulen zusammengearbeitet und "die Arbeit der zwei Profifrauen zu schätzen gelernt". Gemeinsam wolle man für künftige Ausstellungen Themen finden und kooperieren. Sie vertraue darauf, mit den beiden Kolleginnen schnell Übereinstimmungen zu finden. "Es sollen nicht zwei Parallelwelten sein, das Kek wird eigenverantwortlich weiterarbeiten", versichert sie. "Abstimmung und Selbstständigkeit gelten in gleichem Maße."

Die Besucherzahlen des Hauses in der Überseestadt liegen im Durchschnitt bei 15.000 Besuchern im Jahr. Das Kindermuseum erreicht mit seinen Ausstellungen, Schul- und Museumsprojekten nach eigenen Angaben etwa 10.000 Kinder jährlich. Das Kek bezahle dem Hafenmuseum einen angemessenen Kooperationsbeitrag in Form eines "relativ geringen Obolus", so Schweisfurth. Dafür erhalten Rosenthal und Vonrüti Moeller Unterstützung auf verschiedenen Ebenen – zum Beispiel beim Buchungssystem oder beim Auf- und Abbau von Veranstaltungen.

"Wir freuen uns sehr auf die Kooperation mit dem Hafenmuseum", sagt Silke Rosenthal und erhält Zustimmung von Vonrüti Moeller. "Es ist auch toll, dass wir mit dem Kek im Bremer Westen in Zukunft im kinderreichsten Gebiet von Bremen zu Hause sind." Doch im Herbst steige erst noch das Finale an der Weserburg: "Dufte – Nose on".

Zur Sache

Kultureller Pfeiler

Das Hafenmuseum Speicher XI ist einer der kulturellen Pfeiler des neuen Bremer Westens, der im Zuge der Revitalisierung der ehemaligen Hafengebiete geschaffen worden ist. Das privat getragene, gemeinnützige Museum beheimatet ein breites Themenspektrum, das von Hafengeschichte über Seefahrt bis hin zur Stadtentwicklung reicht. Ein wesentliches Merkmal der Dauerausstellung ist der interaktive Ansatz, der sich weniger auf audiovisuelle Medien als mehr auf die Erfahrung mit allen Sinnen stützt. Das Hafenmuseum zeigt bis zu vier Sonderausstellungen im Jahr, die bestehende Themen vertiefen oder aus einer künstlerischen Perspektive beleuchten.

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