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Personelle Querelen Bremer Kleingärtner stehen vor großen Problemen

Seit langer Zeit gibt es im Bremer Landesverband der Gartenfreunde personelle Querelen. Jetzt wird nicht nur eine neue Geschäftsführerin gesucht, die vierte in acht Jahren, es fehlen auch Vorstandsmitglieder.
24.10.2021, 17:00 Uhr
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Bremer Kleingärtner stehen vor großen Problemen
Von Jürgen Hinrichs

Das Chaos ist perfekt im Landesverband der Gartenfreunde. Nicht nur, dass schon wieder eine neue Führung für die Geschäftsstelle gesucht wird. Es gibt aktuell auch die vielen Abgänge im Vorstand, der daraufhin kaum noch handlungsfähig ist. Das hat Gewicht, denn immerhin geht es um die Dachorganisation von mehr als 100 Kleingartenvereinen mit rund 17.000 Mitgliedern. Auf den Tisch kommen sollen die Probleme während einer Delegiertenversammlung am 20. November. Das geht aus einem Schreiben an die Vereine hervor, das dem WESER-KURIER vorliegt. "Auf der Versammlung stellen wir die Weichen für die Zukunft unseres Verbandes", erklärt der Vorstand.

"Rücktritte und Personalentscheidungen sind immer Themen, die kein Verband, kein Verein gerne auf der Tagesordnung hat", bedauert die Verbandsspitze. Sie bezieht sich auf den Amtsverzicht von vier der insgesamt sieben Vorstandsmitglieder. Und auf die Kündigung der bisherigen Geschäftsführerin. Katharina Rosenbaum war anderthalb Jahre im Amt. Ihre Vorgängerin hielt sich nur wenige Monate. Von 2013 bis 2018 hat Birgit Drechsler auf dem Posten gewirkt. Auch sie wurde vom Landesverband vorzeitig entlassen.

Rosenbaum bekommt in dem Schreiben ein gutes Zeugnis – "wir haben sie als Mensch geschätzt und profitieren sicherlich von den vielen, vielen Themen, die sie angeschoben hat", heißt es wörtlich. Leider sei es aber so, dass die vielen Anfragen auch der Vereine mehr und mehr juristischen Sachverstand erforderten. Dies müsse bei der Neubesetzung der Stelle explizit berücksichtigt werden.

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Die Rücktritte im Vorstand sind aus Sicht des Landesverbandes unterschiedlich motiviert, immer gehe es aber auch um den hohen Zeitaufwand für das Ehrenamt. Die Arbeit erfordere ein großes Engagement – "auch während der Woche, auch tagsüber". Jeder wisse, wie schwierig es ist, Menschen zu finden, die sich für die Interessen eines Vereins oder Verbandes einsetzen wollen und können: "Auch der Gesamtvorstand hat dafür leider keine Lösung." Das Schreiben endet mit dem Appell, Kandidatinnen und Kandidaten zu suchen, um sie bei der Delegiertenversammlung im November vorzuschlagen. "Denn nur gemeinsam wird es uns gelingen, einen starken Landesverband gegenüber den politischen Entscheidungsträgern zu gewährleisten", richtet sich der Vorstand an die Vereine.

Zu den Adressaten gehört Willa Drust. Sie ist Vorsitzende des Kleingartenvereins Union in Walle mit rund 300 Gärten und 280 Mitgliedern. Drust wählt klare Worte: "Wenn der Landesverband nicht mehr funktioniert, freut sich die Wirtschaftsförderung der Stadt, dann kann sie auf den Kleingartenflächen im Bremer Westen Gewerbegebiete durchsetzen." Es sei nicht alles falsch gewesen, was der Vorstand in der Vergangenheit gemacht habe. Sie werde sich dafür einsetzen, dass er mit entsprechender Verstärkung seine Arbeit weitermache. "Die Lösung kann nicht sein, die verbliebenen Mitglieder rauszuwerfen", so Drust.

Union hat nach Darstellung der Vorsitzenden dasselbe Problem wie viele andere Kleingartenvereine und Vereine generell. "Wir liegen in den letzten Zügen", sagt Drust. Was sie meint: Es gibt zu wenige Mitglieder, die sich nicht nur sporadisch, sondern kontinuierlich und verbindlich für den Verein ins Zeug legen. "Wir sind nur noch zu dritt im Vorstand und werden uns 2023 nicht mehr zur Wiederwahl stellen", kündigt die Kleingärtnerin an. Was dann passiere, sei offen: "Vielleicht gibt es eine Zwangsverwaltung durch den Landesverband."

Axel Hausmann vom Kleingärtnerverein Beim Kuhhirten ist in einer anderen Situation: "Wir sind zu siebt im Vorstand und haben darüber hinaus rund 60 Mitglieder, die sich besonders stark engagieren." Ein Grund wird sein, dass die Parzellen auf dem Stadtwerder sehr begehrt sind. Hausmann berichtet von 1300 Menschen, die bei ihm auf der Warteliste stehen. Sein Verein hat zurzeit 412 Gärten und 647 Mitglieder. Von eitel Sonnenschein ist aber auch dort nicht die Rede: "Uns ist bewusst, dass die Strukturen im Landesverband und in den Vereinen überaltert sind." Notwendig sei bei den schwierigen formellen und juristischen Anforderungen eine Professionalisierung. "Nehmen Sie die Vorgaben der europäischen Datenschutz-Grundverordnung, wer soll das umsetzen?", nennt Hausmann ein Beispiel. Komplex und kompliziert seien auch die Regelungen im Bundeskleingartengesetz. Was die Zukunft des Landesverbandes angeht, zeigt sich der Vereinsvorsitzende ein wenig ratlos. Er schließt für sich aus, in den Vorstand zu gehen: "Das würde ich zeitlich einfach nicht schaffen."

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