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Krankenhausplanung Von Neubau bis Schließung: Das sind die Optionen für das Klinikum LdW

Das Bremer Klinikum Links der Weser ist stark sanierungsbedürftig. Soll neu gebaut werden - und wenn ja: in welchem Umfang? Die Gesundheitsbehörde hat der Politik drei Varianten vorgeschlagen.
03.12.2021, 19:15 Uhr
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Von Neubau bis Schließung: Das sind die Optionen für das Klinikum LdW
Von Jürgen Theiner

Die Zukunft des Klinikums Links der Weser (LdW) drängt zur Entscheidung. Auf dem Tisch liegen drei Varianten, die von einem kompletten Neubau bis zur Auflösung des Standortes reichen. Die Politik wird nun zu diskutieren haben, welchen Weg sie einschlagen will.

Dass am LdW dringender Handlungsbedarf besteht, ist unstrittig. Die Bausubstanz des Krankenhauses in Obervieland stammt aus den späten Sechzigerjahren und gilt als nicht mehr sanierungsfähig. Bereits vor zwei Jahren hatte die kommunale Klinik-Dachgesellschaft Gesundheit Nord (Geno) überschlägige Berechnungen für einen Neubau des Bettenhauses und weitere Ertüchtigungsmaßnahmen angestellt. Ermittelt wurden seinerzeit Kosten von rund 180 Millionen Euro. Zwischenzeitlich ist der Handlungsdruck weiter gewachsen. In der Gesundheitsbehörde von Senatorin Claudia Bernhard (Linke) wurden vor diesem Hintergrund mehrere Handlungsoptionen erarbeitet.

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Am Donnerstagabend traf sich Bernhard zu einem streng vertraulichen Gespräch mit den Gesundheitspolitikern und Fraktionsspitzen der rot-grün-roten Koalition, um ihnen die Alternativen zu unterbreiten. Nach Informationen des WESER-KURIER lagen dabei drei Optionen auf dem Tisch. Die erste wäre ein Neubau, der allerdings nach aktualisierten Berechnungen inzwischen mehr als 200 Millionen Euro kosten würde. Alle derzeit am Standort vorhandenen medizinischen Angebote blieben dabei unangetastet. Variante zwei wäre ein abgespeckter Neubau, der ungefähr 50 Millionen Euro günstiger wäre. In diesem Modell käme es allerdings zur Verlagerung einzelner medizinischer Disziplinen an das Klinikum Mitte, in dessen Neubau es Überkapazitäten gibt. Variante drei bestünde in einer Schließung des Standortes mit Umverteilung der vorhandenen stationären Behandlungsangebote auf die verbleibenden drei Geno-Standorte in Mitte, Ost und Nord.

Dem Vernehmen nach hoffte Claudia Bernhard, aus der Runde mit den Fraktionsspitzen eine Art Arbeitsauftrag oder zumindest ein brauchbares Diskussionsergebnis mitzunehmen, mit dem sich weiterarbeiten lässt. Doch dazu kam es offenbar nicht. Keiner der Akteure wollte sich zu einer der Optionen bekennen. Es wurden Probleme aufgeworfen, Vorbehalte geäußert, Warnungen ausgesprochen – mehr nicht. Mit einem Votum wurde Bernhard jedenfalls nicht ausgestattet. Vor diesem Hintergrund verzichtete die Gesundheit Nord auf eine schriftliche Mitarbeiterinformation, die eigentlich am Freitagmittag betriebsintern veröffentlicht werden sollte.

Völlig offen ist derweil die Frage der Finanzierung eines LdW-Neubaus – egal in welcher Dimension. Im Entwurf für den Bremer Haushalt 2022/23 ist kein Cent auch nur für Planungsmittel eingestellt, geschweige denn für Baukosten. In der mittelfristigen Finanzplanung ab 2024 sind Spielräume von 200 oder auch nur 150 Millionen Euro erst recht nicht vorhanden, weil dann nach jetzigem Stand wieder die Schuldenbremse greift und dadurch ein verschärfter Sparkurs notwendig wird.

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Investorenmodell für Klinikum LdW vom Tisch

Was am Donnerstagabend nach Darstellung von Teilnehmern keine Rolle mehr spielte, war die Option eines Investorenmodells. Wie der WESER-KURIER im April berichtete, hatte zu diesem Zeitpunkt ein international agierender Technologiekonzern seine grundsätzliche Bereitschaft bekundet, rund 200 Millionen Euro für einen Neubau bereitzustellen. Nach diesen Plänen wäre das LdW als reines Herz- und Gefäßzentrum profiliert worden. Als Projektpartner galten die am LdW bereits ansässigen Gemeinschaftspraxen für Kardiologie und Elektrophysiologie. Der Technologiekonzern wollte für das 200-Millionen-Projekt einen Generalunternehmer beschäftigen, der das Gebäude errichtet und es nach Fertigstellung an eine Betreibergesellschaft vermietet hätte. Daran wären neben der Geno auch die beiden Großpraxen beteiligt gewesen. Der Neubau sollte innerhalb von fünf Jahren stehen.

Die Zukunft des Klinikums Links der Weser beschäftigt in der kommenden Woche auch die Bremische Bürgerschaft. Die CDU hat eine parlamentarische Anfrage eingebracht. Darin heißt es: "Wann erfolgt die Investition in ein neues Bettenhaus und wie ist hierfür die Finanzierung gesichert?" Nach Lage der Dinge wird Claudia Bernhards Antwort eher allgemein bleiben müssen. Dem WESER-KURIER sagte sie vorab: "Im Klinikum Links der Weser gibt es einen großen und akuten Investitionsbedarf. Um dafür eine Lösung zu finden, sprechen wir gemeinsam in verschiedenen Runden miteinander. Mir ist es ein großes Anliegen, dass die medizinische Versorgung im Bremer Süden dabei gewährleistet ist."

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Klinikum Links der Weser

Das LdW wurde 1968 als eines von vier kommunalen Krankenhäusern eingeweiht, seit 1977 ist es akademisches Lehrkrankenhaus der Uni Göttingen. Rund 25.000 Patienten werden dort jährlich (teil-)stationär behandelt. Mit rund 1300 Beschäftigten ist das LdW zudem einer der größten Arbeitgeber im Bremer Süden. Politischen Streit und Protest aus der Bevölkerung gab es zuletzt, weil die Geburtsmedizin Anfang nächsten Jahres geschlossen und ans Klinikum Mitte verlagert werden soll.

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