Am Klinikum Links der Weser (LdW) könnte ein privat finanzierter Neubau entstehen, der die Herz- und Gefäßmedizin des städtischen Klinikverbundes Gesundheit Nord (Geno) zusammenfasst. Auch zwei Großpraxen spezialisierter Ärzte sollen in das Projekt integriert werden. Als Investor steht nach Informationen des WESER-KURIER ein international tätiger Technologiekonzern bereit, der rund 200 Millionen Euro für das Vorhaben bereitstellen würde.
Der dringende Handlungsbedarf im Krankenhaus LdW beschäftigt das Gesundheitsressort schon seit mehreren Jahren, ohne dass das Problem bisher konkret angegangen worden wäre. Die Bausubstanz des 1968 in Obervieland errichteten Komplexes ist marode. Bereits 2019 hatte das Bauressort eine Lösung bis 2024 angemahnt. Das erforderliche Investitionsvolumen wurde seinerzeit mit rund 180 Millionen Euro angegeben. Spielräume dieser Größenordnung bestehen im Bremer Haushalt nicht. Eine Kreditfinanzierung scheidet wegen der Schuldenbremse in der Landesverfassung ebenfalls aus.
Vor diesem Hintergrund ist die Offerte des potenziellen Investors zu sehen. Angebahnt wurde sie dem Vernehmen nach von Bremer Akteuren aus dem Umfeld des LdW. Dort befinden sich auch zwei große privatwirtschaftliche Praxen für Kardiologie und Gefäßmedizin sowie für Elektrophysiologie, ein Spezialgebiet der Inneren Medizin. Beide Einrichtungen arbeiten eng mit dem LdW zusammen und hoffen auf Zukunftsperspektiven für den Standort.
Das Interesse des potenziellen Investors ergibt sich aus seiner Medizintechniksparte und den Kooperationsmöglichkeiten mit einem neu ausgerichteten LdW – neu deshalb, weil das Projekt nach den Vorstellungen der örtlichen Initiatoren und des Unternehmens medizinisch klar profiliert wäre, nämlich als „Herz- und Gefäßzentrum Bremen“, wie das Vorhaben in einer 14 Seiten umfassenden Projektskizze betitelt ist.
Die Pläne sehen einen Neubau mit rund 25.000 Quadratmetern Nutzfläche vor. Auf fünf Stockwerken würden eine Praxenebene, ein OP-Bereich mit Operationssälen und Herzkatheterlaboren sowie ein stationärer Trakt mit 360 Betten entstehen. Der Technologiekonzern würde für das 200-Millionen-Projekt einen Generalunternehmer beschäftigen, der das Gebäude errichtet, und es nach Fertigstellung an eine Betreibergesellschaft vermieten. Daran wären neben der Geno auch die beiden Großpraxen beteiligt. Inklusive Planungs- und Genehmigungsverfahren wird mit einer Bauzeit von rund fünf Jahren gerechnet.
Geno-Sprecherin: „Keine konkreten Verhandlungen“
Geno-Sprecherin Karen Matiszick bestätigt Informationen des WESER-KURIER, wonach Vertreter des Unternehmens ihre Vorstellungen vor wenigen Wochen der Geschäftsleitung präsentiert haben. „Es gibt aber keine konkreten Verhandlungen über das Thema“, stellt Matiszick klar. Auch vonseiten des Unternehmens hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme, es seien bei dem Gespräch keine „Zusagen über mögliche Investitionen“ gemacht worden. Man folge „selbstverständlich den gesetzlich vorgegebenen Schritten, bei einem konkreten Projekt zunächst eine Ausschreibung abzuwarten“.
In der Projektbeschreibung wird eine Reihe von Argumenten für das Vorhaben aufgeführt: „Gerade für Bremen als Großstadt ohne medizinische Fakultät und Universitätsklinikum wäre eine Profilschärfung als Gesundheitsstandort über ein Herz- und Gefäßzentrum erstrebenswert“, heißt es in dem Papier. Aufgrund des großen Einzugsbereichs im Nordwesten könnte Bremen nach Einschätzung der Fachleute aus dem Technologiekonzern „quasi aus dem Stand zu den fünf größten Herzzentren Deutschlands gehören“.
Offen bleibt in dem Konzept, was bei einer Realisierung mit dem Rest des bisherigen medizinischen Angebots am Klinikum LdW werden könnte. Das Krankenhaus in Obervieland hat zwar einen eindeutigen Schwerpunkt in der Kardiologie, Herzchirurgie und Gefäßmedizin. Die derzeit rund 1300 Mitarbeiter stehen aber auch für eine ganze Reihe weiterer diagnostischer und therapeutischer Angebote. Ob und in welcher Form sie am jetzigen Standort weiter vorgehalten würden, dazu macht die Projektskizze keine Aussagen.
Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) wollte sich nicht näher zu der Frage äußern, ob die Beteiligung eines privaten Investors bei der Sicherung des Klinikstandortes Links der Weser für sie infrage kommt. Grundsätzlich gelte, dass die städtischen Krankenhäuser „kommunal bestimmt und in kommunaler Hand bleiben müssen“, ließ sie über Sprecher Lukas Fuhrmann ausrichten.