Einiges anhören mussten sich Mitarbeiter des Wohnungsunternehmens LEG Immobilien am Mittwoch bei der Mietersprechstunde im Quartierstreff Rostocker Straße in Gröpelingen. Vorgebracht wurden die Beschwerden von Mietern der Wohnanlage an der Rostocker und Stralsunder Straße. Nach Angabe der Mieterinitiative MietS (das S steht für Solidarität) geht es um die schleppende Bearbeitung von Schadensmeldungen, einen fehlenden Hausmeister als verlässlichen Ansprechpartner vor Ort, die ausbleibende Reinigung gemeinschaftlicher Flächen und zunehmende Vermüllung. "Die Vernachlässigung der Mieterinnen und Mieter durch die LEG ist kein Zufall, sondern hat System", lautet der Vorwurf von MietS-Sprecherin Leonie Reiners.
Mit ihren Forderungen hatten sich die Mieter laut Reiners schon einmal an die LEG gewandt, eine Reaktion sei aber ausgeblieben. Daher sei diesmal ein Brief mit Forderungen bei der LEG abgegeben worden. Anfangs habe die LEG die Mieter nur einzeln vorgelassen, erst später in Begleitung von Dolmetschern und Vertrauenspersonen. Zeitweilig hätten sich vor dem Quartierstreff 20 bis 30 Personen versammelt. Schon im Vorfeld habe die LEG die Polizei verständigt, die auch erschienen sei. "Wir haben uns dann spontan vor Ort als Versammlung angemeldet", sagt Reiners. Aus ihrer Sicht handelt es sich um die erprobte "Einschüchterungs- und Eskalationstaktik" der LEG.
Das börsennotierte und bundesweit tätige Wohnungsunternehmen LEG sieht sich nicht zum ersten Mal mit Mieterbeschwerden konfrontiert. In Bremen war das zuletzt im Spätherbst der Fall, als in den Wohnblocks an der Rostocker Straße tagelang die Heizung und warmes Wasser ausfielen. Reparaturen dauern laut Reiners oft Wochen oder Monate, das führe zu unzumutbaren Zuständen. Gemeinschaftsflächen würden selten oder gar nicht gereinigt. Die Folge: ein ungepflegtes Gesamtbild, das die Wohnqualität beeinträchtige. "Als Lösung fordern die Mieterinnen und Mieter eine regelmäßige und hygienische Treppenhausreinigung." Um die Vermüllung zu unterbinden, schlägt die Initiative abschließbare Müllstandplätze mit Dach vor.
Unterdessen erklärte ein LEG-Sprecher, man habe das Schreiben erhalten und werde den vorgebrachten Beschwerden selbstverständlich nachgehen. Bei einigen Kritikpunkten sei man bereits aktiv geworden. Die LEG stehe in Verbindung zum zuständigen Dienstleister für die Reinigung der Hausflure und überprüfe, ob das Reinigungsintervall den anfallenden Verschmutzungen entsprechend angepasst werden könne. Zudem sei in den nächsten Tagen im Quartier ein Termin mit den kommunalen Abfallwirtschaftsbetrieben vereinbart, um gemeinsam eine Lösung für die Müllproblematik zu erarbeiten. Ein umzäunter und abschließbarer Müllstandplatz sei bereits vorhanden, eine Überdachung werde nun überprüft. Bei allen Lösungsansätzen sei es der LEG wichtig, so der Sprecher, die Mieter direkt mit einzubeziehen. "Nur gemeinsam können wir für die vorhandenen Probleme praktikable Lösungen erarbeiten, die alle beteiligten Parteien zufriedenstellen."
Dagegen kritisiert Reiners, die LEG habe kein Interesse daran, ihren Mietern würdiges Wohnen zu gewährleisten. "Würdiger Wohnraum sollte keine Ware sein, sondern ein Recht", sagt Reiners. Die Mieterinitiative MietS ist laut Reiners ein noch junger Ableger des Bremer Bündnisses gegen Zwangsräumungen und Kündigungen. "Weil es ja hier um Mieterinteressen geht, nicht um Zwangsräumungen." Denn: "Nur wenn die Mieterinnen und Mieter sich zusammenschließen und ihrer Stimme Gehör verleihen, wird sich etwas bewegen."
