Während die Impfkampagne in Deutschland im Kampf gegen die Pandemie Erfolge zeigt, hat sich die Lage in armen Ländern wie Nepal kaum verbessert. Dort liegt die Zahl der vollständig Geimpften nach Auskunft von Benjamin Merkle von der Bremer Hilfsorganisation Ketaaketi bei 14 Prozent. Zur Bewältigung der Pandemie mangele es weiterhin an Sauerstoffflaschen, Personal und vor allem an Impfstoffen.
"Die Angst, vor allem vor der Delta-Variante, ist groß", sagt Rajesh Regmi. Trotzdem könnten sich die Menschen eine permanente Abschottung nicht leisten. Während des mehrmonatigen Lockdown hätten etwa Großfamilien in ihren Zwei-Zimmer-Wohnungen bleiben müssen, dadurch hätten sie keine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Deshalb habe die Regierung den Lockdown beenden müssen.
„Wenn wir nicht an Covid sterben, dann verhungern wir eben", analysiert der Präsident der nepalesischen Society for the Protection of Women and Children (SPOWC) die derzeitige Lage. Seit 2007 arbeitet er eng mit Ketaaketi zusammen. Die Bremer Hilfsorganisation vergibt normalerweise Mikrofinanzierungen, um Menschen in den ärmsten Ländern der Welt dabei zu helfen, sich eine Existenz aufzubauen. In dieser Krise leistet Ketaaketi Soforthilfe und unterstützt die SPOWC aus dem Notfonds – unter anderem bei der Finanzierung von Medikamenten und Krankenhausbetten.
In Nepal kostet ein mehrtägiger Klinikaufenthalt laut Regmi umgerechnet etwa 7000 Euro. Ausgaben, die sich dort kaum jemand leisten könne, weil das durchschnittliche Jahreseinkommen bei circa 600 Euro liege.
Etwa die Hälfte aller Nepalesen, die kleine Geschäfte wie Straßenstände betreiben, hat ihm zufolge ihre Arbeit verloren. Der Tourismus sei komplett eingebrochen, berichtet Regmi. So seien viele Bewohner der Hauptstadt Kathmandu zurück in ihre Dörfer geflüchtet, um sich durch den Anbau von Nahrung selbst versorgen zu können.
Die Schulen sind weiter geschlossen. Online-Unterricht gestaltet sich schwierig. In der Schule, die Regmi betreut, haben 20 von 150 Schülern Zugang zum Internet. Deshalb besuchten teilweise Lehrerinnen die Kinder und kontrollierten die Hausaufgaben. Ketakeeti finanziert diese Einzel-Hausaufgabenhilfe. Daher bittet die Bremer Organisation weiter um Spenden. "Sie fließen zu 100 Prozent in die Hilfsprojekte", versichert Sprecher Merkle.