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Innenstadt Secondhand-Handel in bester Lage

Der Markt für Gebrauchtwaren boomt und könnte Innenstädte beleben. In Hamburg verkauft C&A Secondhand-Mode, in Berlin gibt es im Karstadt-Haus eine komplette Etage für Gebrauchtes. Auch in Bremen gibt es Ideen.
30.09.2021, 05:00 Uhr
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Secondhand-Handel in bester Lage
Von Marc Hagedorn

In Hamburg verkauft C & A in seiner Altonaer Filiale seit dem Sommer auch gebrauchte Kleidung. Modelle aus zweiter Hand von Chanel oder Prada gibt es in den Niederlassungen des Stuttgarter Modehauses Breuninger. Und im Karstadt-Warenhaus am Hermannplatz in Berlin ist vor einigen Monaten im dritten Stock eine komplette Etage nur für Gebrauchtwaren eingerichtet worden.

Auch in Bremen gibt es Bemühungen, den Secondhand-Handel ins Stadtzentrum zu holen. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund begrüßt solche Initiativen. „Der Ansatz, mit Secondhand-Läden Innenstädte zu beleben, ist richtig“, sagt Bernd Düsterdiek, Referatsleiter Stadtentwicklung, „jede Art von Zwischen- oder Nachnutzung ist besser als Leerstand“. 

Zwar sind es in Bremen nicht die großen Ketten, aber C & A denkt zumindest darüber nach. „Das Angebot in Hamburg wird sehr gut angenommen“, sagt C & A-Sprecherin Betty Kieß. Im nächsten Monat zieht C & A von seinem jetzigen Standort am Hanseatenhof in die Obernstraße in das Gebäude um, in dem zuletzt das Modehaus Zara zu Hause war. Einen integrierten Secondhand-Shop wird es bei der Neueröffnung nicht sofort geben. „Aber angesichts des Erfolgs unserer Second-Hand-Initiativen ist eine Erweiterung gut vorstellbar“, heißt es.

Ein paar Häuser weiter hat man diesen Schritt getan. Seit Mai hat in der Obernstraße der Secondhand-Laden „Hello Good Buy“ geöffnet. Hier gibt es hochwertige Markenkleidung aus zweiter Hand. Gefördert wird die Ansiedlung in bester Lage von der Wirtschaftsförderung Bremen WFB. Bis Ende März darf „Hello Good Buy“ hier mietfrei bleiben. Die Wirtschaftsförderer versprechen sich davon, die Innenstadt für neue Zielgruppen interessant zu machen. WFB-Abteilungsleiter Thorsten Tendahl sagt: „Wir wollen neugierig machen und auch Menschen für die City begeistern, die sonst eher woanders oder online einkaufen.“

Tatsächlich boomt der Online-Handel mit Secondhand-Ware. Große Modeketten wie Zalando, H & M oder der Otto-Konzern mit seiner Tochter „About you“ setzen in ihren Online-Shops Millionen Euro mit getragenen Textilien um. „Erfolgreiche Unternehmen haben erkannt, dass Kundinnen und Kunden ein nachhaltiger Ansatz immer wichtiger wird“, sagt Tendahl. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens KPMG kaufen 34 Prozent der deutschen Verbraucher Waren aus zweiter Hand, weitere 28 Prozent sind bereit, es zu tun. Der sogenannte Thred Up Resales Report stellt fest, dass der Secondhand-Markt in den nächsten fünf Jahren um das Fünffache wachsen wird. „Das bietet großes Potenzial“, sagt Tendahl.

Bei „Hello Good Buy“ ist man mit den ersten Monaten sehr zufrieden. „Die Kunden freuen sich, dass es Secondhand an dieser Stelle in der City gibt und nicht nur die großen Ketten“, sagt Store Managerin Ife Oke. „Die Leute möchten kleine Läden unterstützen. Und was ihnen besonders gefällt: dass es gar nicht auffällt, dass es sich um Secondhand handelt.“

Die 100 Quadratmeter Verkaufsfläche von „Hello Good Buy“ sind großzügig und übersichtlich eingerichtet. Der Raum ist hell und wirkt einladend. Das Angebot beschreibt Oke als „klassisch, schlicht und elegant, etwas für Jüngere und Ältere, die Wert auf Qualität und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis legen – und natürlich auf Nachhaltigkeit.“

Großes Potenzial für Secondhand-Handel in bester Citylage sehen auch die Grünen. Leerstehende Immobilien gibt es in der Innenstadt einige. Der Grünen-Fraktion wäre ein Secondhand-Kaufhaus am liebsten. Groß soll es sein und möglichst verschiedene Nutzungen kombinieren. „Kleidung und Haushaltswaren“, sagt Philipp Bruck, klimapolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, „aber auch ein Reparatur-Café, Räume für Workshops oder nachhaltige Gastronomie sollten dazu gehören“.

Tatsächlich hat es im Frühjahr einen ersten Austausch mit Interessierten gegeben, die bereits an anderen Standorten in Bremen, etwa im Viertel oder in der Neustadt, Läden betreiben. Konkreter ist das Vorhaben seitdem noch nicht geworden. „Aber wir sind weiter mit offenen Augen unterwegs und suchen Akteure, die Lust haben, das Projekt in die Hand zu nehmen“, sagt Bruck. Er ist sich sicher: Wenn die Ware attraktiv präsentiert werde, ließen sich neue Zielgruppen erschließen. Auch die WFB ist zuversichtlich, dass sich kleinere Konzepte wie Secondhand-Läden in der Innenstadt etablieren können, wie Tendahl sagt. „Beleben können sie diese, wie ,Hello Good Buy‘ zeigt, auf jeden Fall.“

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